«JUNG BINATIONAL GENIAL» IN BERN – Rückblick auf die Ausstellung und ihr Begleitprogramm

Meia Stahel

Mitglied IG Binational

Am 23.08. 22 fand die Vernissage der Ausstellung «jung, binational, genial», mit Musik, der Performance «Drzwüsche» von Anna Chiedza Spörri und Sophie Gerber, zwei jungen Binationalen sowie die Ansprachen von frabina und IG Binational und der Apéro statt. Die Ausstellung von der IG Binational zeigt nochmals ermutigende Vorbilder und vielfältige Talente der Schweiz, um das Selbstverständnis der schweizerischen Identität erweitern.

Gezwitschert
Der Abend «Gezwitschert», vom 30. August war der Lesung geglückter, gescheiterter, unerwiderter, empfangener oder verschickter Liebesgeschichten gewidmet. Susanne Grädel von der Offenen Kirche und Ralph Natter (Radio RaBe) lasen Fragmente der Liebe aus den zugesandten Liebesbriefen und aus der Literatur, Antonio Albanello (Offene Kirche) begleitete an der Gitarre romantisch schwelgende Liebeslieder dazu.

Lesung
Am 6. September wiederholten wir die Lesung von Samira El-Maawi aus ihrem Buch «In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel». Das Werk zeigt auf eine feine und pointierte Art, erzählt aus der Ich-Perspektive eines Mädchens – das zwischen zwei Kulturen aufwächst – die schwierige Suche nach Zugehörigkeit. Amina Abdulkadir moderierte das Gespräch und die Fragerunde mit dem Publikum. Durch den ähnlichen Hintergrund beider Frauen entstanden ganz spezielle und erhellende persönliche Einsichten in das interkulturelle Erleben von binationalen Schwarzen Frauen.

Und wenn wir mal einen Perspekivenwechsel wagen?
Zur Podiumsdiskussion «Und wenn wir mal einen Perspektivenwechsel wagen?» am 13. September Folgendes: Öffentliche Diskurse sind oft geprägt von Stereotypen von «Wir und die Anderen». In binationalen Familien bilden hiesig und zugewandert eine gemeinsame Partnerschaft oder Familie. Wir wollten an diesem Abend der Frage nachgehen, was sich die Migrant*innen im Familiennachzug wünschen, um echte Hilfe zur Integration zu erfahren. Zusammen mit IG Binational und frabina haben sechs spannende Menschen auf dem Podium zum Thema binationale Beziehungen und Familien, Integration und neue Narrative diskutiert. Teilnehmende waren Hilmi Gashi, EKM/Neues Wir, Unia, Nora Berner, Beratung, Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen BSS FMR Bern, Corinna Bütikofer Nkhoma, ehemalige Präsidentin der IG Binational, Catalina Grijalba Burckhardt, Teléfono de la Esperanza, Chandru Somasundaram, Historiker (selber binational). Der Moderator Bernard Senn, SRF2, lotste auf sehr sympathische persönliche Art und mit viel Hintergrundwissen durch den Abend.

Menschen mit internationaler Geschichte
Wichtige Aussagen von den Gästen führten relativ schnell hinein in die verzwickte Situation einer Integration in der Schweiz. Von Identität über Herkunft, Alltagshürden und effektive Benachteiligung wurden wichtige Bereiche angesprochen. Ein Beispiel: Wie sprechen wir mit Menschen mit Migrationshintergrund und benutzen wir nicht doch eine zu mächtige Sprache? Warum «Migrant:in» und nicht mal ein neues Narrativ wie «Menschen mit internationaler Geschichte» ausprobieren? Viele Ideen und Möglichkeiten wurden angesprochen. Einige neue Projekte gehen in eine neue Richtung, und altgediente Rezepte wurden als wenig hilfreich erkannt. Jedoch ohne ein Mitziehen der Schweizer Politiker:innen und Bevölkerung wird sich nichts so schnell ändern. Immerhin gingen wir und das Publikum mit einem hoffenden Auge aus der Halle mit den 31 leuchtenden binationalen Porträts.
Mit der Finissage am 15. September endete die Reihe mit einem gemütlichen Abschluss mit Dankesreden und Apéro.

Im Gesamten waren diese Veranstaltungen sehr gelungen und wir erhielten viele positive Rückmeldungen. Das Wichtigste: Alle Anwesenden spürten den Aufbruchgeist und gingen mit viel Zuversicht heim. Schade, dass so wenig Zuständige für die schweizerische Migrationspolitik sich in die offene Kirche herbemühten – Mais les absents ont toujours tort.

Copyright Fotos: Meia Stahel

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