Ich bin mal so frei und fühle mich hier angesprochen...Adwoa hat geschrieben:Es erstaunt mich, dass Mitglieder dieses Forums andere diesbezüglich 'angreifen'!
weisst du, es gibt genug Fälle, wo einerseits Frauen sehr naiv bis dumm an solche Beziehungen heran gehen und sich intensiv verarschen lassen, und andererseits gibt es ebensoviele Fälle, wo relativ offen das System missbraucht wird (Scheinehe im weitesten Sinne von beiden Seiten).
Ich unterstelle Shannon nun nicht, dass sie naiv und dumm ist, ich gehe ihren Erzählungen nach nicht davon aus, dass ihr Freund ein Beznesser oder ähnlich ist. Aber ich schliesse es nicht aus. Ich weiss ja nicht alles über ihre Beziehung und wie genau was da jetzt läuft. Und ich finde es grad etwas übertrieben, wenn du es als "Angriff" wahrnimmst, wenn jemand Zweifel äussert.
Das finde ich jetzt also wirklich eine sehr unpassende Aussage. Hast du schon mal mit Menschen gesprochen, die um jeden Preis weg wollen? Die vielleicht schon anderswo waren, gescheitert, und es trotzdem noch versuchen? Weisst du, wie es diesen Wirtschaftsflüchlingen in ihrer Heimat geht?Adwoa hat geschrieben:Und noch etwas: wie schlecht muss es einem im Heimatland gehen, dass man hier einen Aufenthalt unter erbärmlichsten Umständen 'vorzieht'? Sollte niemand glauben, die machen das so ganz freiwillig!
ICH habe solche Erfahrungen gemacht. Ich habe hier Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern, politisch stabile Staaten, kennen gelernt. Und ich kenne auch in Afrika selbst einige Menschen, die alles dafür tun würden, nach Europa zu kommen, und das OBWOHL es ihnen dort ziemlich gut geht. Das sind nicht die Leute, die dort auf der Strasse leben, nicht wissen was sie am nächsten Tag essen. Nein, das sind Menschen, denen geht es bedeutend besser, die schaffen es, hunderte, wenn nicht tausende von Franken zu ersparen, um sie für einen Schlepper auszugeben. Diesen Menschen geht es dort nicht so schlecht!!! (wieso ziehen sie trotzdem das Leben hier vor? das hat dann wohl tiefere, psychologisch-gesellschaftliche Gründe, wie die Scham, mit leeren Händen zurück zu kehren, oder halt einfach die Hoffnung, dass man es hier doch noch schaffen könnte, z.b. indem man eine Schweizerin heiratet...)
@Shannon
Ja, ich finde es macht einen riesigen Unterschied, wenn man schon mal vor Ort war. Ich habe auf der einen Seite schon genug oft gesehen, was für ein Bild Menschen hier von Afrika haben, insbesondere Partnerinnen von Afrikanern. Die haben ihnen auch "einiges darüber erzählt, wie es dort so läuft". Was dann aber tatsächlich dort läuft, ist wieder eine ganz andere Geschichte. Ich will damit nicht sagen, dass dich dein Freund anlügt, was die Erzählungen über sein Land angeht. Aber er kann halt nur aus seiner Sicht erzählen, und die ist schon mal grundlegend anders als deine, weil er dort aufgewachsen ist und du hier. Er wird dir z.b. ganz vieles nicht erzählen, weil es nicht "erwähnenswert" ist, da für ihn selbstverständlich. Du würdest noch so einige Aha-Erlebnisse haben (davon bin ich fest überzeugt). Und es würde ganz sicher auch dein Bild von den Menschen in Afrika, den "Afrikanern" verändern. Die Menschen die dort leben sind nicht gleich, können nicht gleich sein, wie diejenigen Afrikaner, die hierher gekommen sind. Ich habe dort Leute kennen gelernt, die nie im leben ins Ausland gehen möchten, Leute, die in Europa waren und so erschreckt darüber waren, dass sie froh waren, wieder zurück zu kommen und auch nie wieder gehen würden, Leute, die alles dafür geben würden, wenn sie kommen könnten, Leute, die gerne nach Europa reisen würden, als Tourist, und es bedauern, dass das nicht so einfach geht, Leute, die sowohl in AFrika wie in Europa zuhause sind, etc. etc. Wenn man vor Ort sieht, was passiert ist das einfach anders. Es ist übrigens nichts "besonderes", wenn man im Land war. Für mich ist es eine Notwendigkeit, dass man nach Möglichkeit die Heimat des Partners kennt (und damit meine ich eben mehr als Kontakte zu Exil-Menschen und Erzählungen). Klar, manchmal geht es nicht, weil da Krieg herrscht oder so...
Und wenn du so daran zweifelst, was der Nutzen davon ist, mal vor Ort gewesen zu sein: Warst du schon im Ausland? Warst du mal auf grösseren Reisen? Und kannst du dir vielleicht denken, wieso man im heutigen Zeitalter von Videokonferenzen trotzdem oft Wert darauf legt, "vor Ort" zu sein?
Ich denke einfach, es würde deinen Horizont sehr erweitern, wenn du es dir selbst anschauen könntest. Das ist alles. Und ich schätze, es würde dir in eurer Beziehung auch helfen, ihn oder Situationen besser zu verstehen, wenn du den Background, den er hat, besser kennen lernst.
Bist du dir da sicher? Von Telefonaten, Behördenkontakten? Es ist einfach was anderes, wenn man selbst mal da ist, aufs Plumpsklo muss, weil es eben nirgendwo was anderes hat, nicht duschen kann, weil grad kein Wasser kommt, und eine halbe Stunde im Internet Cafe anstehen muss, um schnell seine Mails zu checken, und das in der brütenden, afrikanischen Sonne. Wenn man bei den Menschen ist, die zu 10t in einer 2-zi-wohnung leben, und man daneben die geschniegelten Reichen sieht, die in ihren Luxuskarossen herumfahren und alle "armen" herumkommandieren, als wären sie ihre Leibeigenen. Selbst wenn ich dir das nun in noch so blumiger Sprache und mit Fotos oder Videos untermauert erzähle, du hast es nicht erlebt. Und das macht einen Unterschied. (ich habe mich vor vielen Jahren vor meinem ersten Afrika-Besuch intensiv mit Afrika in verschiedensten Facetten befasst und trotzdem war es ganz anders, was ich selbst dann erlebt habe....deshalb beharre ich da so drauf.) Wenn dir die Erzählungen von ihm genügen, dann könnt ihr ja dabei bleiben (sofern es ihm nichts ausmacht, dass du da nie hin gehst). ICH finde es eine eingeschränkte Sichtweise...Shannon hat geschrieben:Wie die Menschen in Angola leben und wie sie ticken, habe ich gemerkt.