Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Bereits jede zweite Ehe wird zwischen Menschen verschiedener Staatsangehörigkeit geschlossen. Binationale Partnerschaften und Familien gelten aber noch zu oft als Sonder- oder Problemfälle. Das muss sich endlich ändern!
John Doe
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Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

In der vorletzten Ausgabe des Beobachters war folgender Artikel zum Thema Scheinehe: Scheingefecht um Eheschein (Nr. 18):
http://www.beobachter.ch/justiz-behoerd ... eheschein/
Jetzt zitiere ich einen Leserinnenbrief aus der Ausgabe 19/2010, Seite 85. Da das Thema uns Binationale sehr direkt betrifft, möchte ich gerne Eure Meinungen lesen zum einen und/oder anderen.


Nutzloses Heiratsverbot
Solange Heiraten die einzige legale Möglichkeit für sogenannte Drittstaaten-Angehörige ist, um in der Schweiz zu leben, wird auch alles dafür getan. Eine Scheinehe ist ein gegenseitiges Abkommen. Wenn aber der Schweizer Partner von Herzen liebt, der ausländische Partner Liebe aber nur vortäuscht, dann hat das einen anderen Namen: Bezness. Ein perfides Geschäft, das in gewissen Ländern in grossem Stil betrieben wird. Es muss auf poltischer Ebene etwas passieren. Wer einen Ausländer aus einem sogenannten Drittstaat liebt, muss heiraten. Es muss aber mindestens eine andere Möglichkeit geben, hier zu leben: sei es ein Visum für ein Jahr - oft brechen die Lügengebäude in dieser Zeit zusammen -, sei es über Arbeit: Ob jemand nur einen Scheinarbeitsvertrag hat, ist leichter herauszufinden, als ob ein Paar wirklich ein Paar ist. Ja, es muss etwas getan werden. Aber Heiratsverbote helfen nichts. Wer diesen Weg wählt, um hierherzukommen, wird eine Möglichkeit finden.

Christiana Zwygart, Basel
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akos
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von akos »

Man versucht hier das Problem falsch anzugehen.
Wie schon in dem Beobachter steht: es ist sehr einfach, das zu umgehen: Schweizer kriegen für fast jedes Land ein Visum, die Heirat im Land des Partners ist keine schwierige Sache. Das Heiratsverbot ist also nutzlos. Es trifft nur jene, die nichts dafür können: Wer z.b. ehrlich heiraten möchte, sich aber eine Heirat im Ausland nicht leisten kann. Echte Scheinehen werden dadurch nicht verhindert.

kibobo
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von kibobo »

also ich finde die zwei ideen von frau zwygart eigentlich ganz gut. ich befürchte nur, dass sowas nie durchkommen wird, weil die behörden - wohl zu recht - befürchten würden von anfragen überrannt zu werden, und zum andern würde das beispiel mit dem arbeitsbedingten aufenthalt wohl schlecht funktionieren, weil gerade leute aus diesen staaten sowieso schon schwer arbeit finden hier. und einfach so ein jahresvisum wie sie das vorschlägt... da kommt wieder die frage der finanzierung. meint sie damit sowas in der art eines verlängertes touristenvisums, oder was genau?
hingegen für ein ehrliches paar das sich, statt sofort zu heiraten, erstmal besser kennen lernen möchte und ein gemeinsames leben in der schweiz ausprobieren möchte wäre es natürlich ideal.
den grundgedanken, dass andere möglichkeiten geschaffen werden sollten, würde ich sofort unterschreiben.

John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

man könnte die visumerteilung an einen bereits vorhandenen arbeitsvertrag knüpfen wie bei ehepartnern, und eine bestandene sprachprüfung voraussetzen wie in deutschland.

falls sie, liebe frau zwygart, hier mitlesen, schreiben sie doch auch weiter mit!
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Flora

Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von Flora »

Natürlich lese ich mit :P
Es freut mich, wenn dieses Thema konstruktiv diskutiert wird.
Mein Bestreben ist und war es immer, echte binationale Paare zu schützen, und darum kläre ich offensiv über die Machenschaften der Fake-Beziehungen auf.
Heiraten darf nicht die einzige Möglichkeit sein, nach Europa zu gelangen.
Wie kommen die Politiker darauf, ihre Landsleute einfach so zu verschachern? Für mich ist eine Ehe immer noch etwas Besonderes, Schützenswertes und darf nicht zu einem politischen Mittel werden oder als Mittel zum Zweck dienen.
Mir ist es wichtig, dass die Oeffentlichkeit darüber nachdenkt.
Welche Lösungen es geben könnte... wer weiss, vielleicht ergibt sich ja eine gute, durchführbare Idee.
Gruss, "Flora"

John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Flora hat geschrieben:Natürlich lese ich mit :P
Gruss, "Flora"
:P schön!
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akos
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von akos »

Ich finde man zäumt bei den Scheinehen das Pferd von hinten auf.

Weshalb wollen denn diese Leute überhaupt unbedingt hierher kommen?
Klar, wenn eine Beziehung da ist/anfängt und man würde sonst eigentlich nicht heiraten, dann finde ich den Begriff Scheinehe auch falsch. (man ist ja faktisch schon in einer richtigen Beziehung und wird dann formell zum heiraten "gezwungen").
Wenn jemand wirklich nur um einen Aufenthaltstitel zu erlangen heiratet, mit oder ohne Bezahlung. Was sind seine Gründe? Kennen diese Leute das Leben hier? Sind sie angepasst? Was treibt sie dazu, um jeden Preis in unser Land zu kommen/bleiben? Ich würde bei diesen grundsätzlichen Fragen, den Ursachen für ihren Willen, hierher zu kommen, anfangen. Denn, wie weiter oben schon steht: Gerade Leute aus solchen Drittstaaten haben es bei uns doch gerade so schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden. Ist es dann tatsächlich eine wirtschaftliche Motivation? Oder ist einfach unser Sozialsystem zu gut, zu vielversprechend?

John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

könnte man vielleicht diese scheinehen-diskussion abtrennen und separat von dem verhör-fragen-thread diskutieren? danke.
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John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Das grösste Problem bei der ganzen Scheinehen-Hysterie ist doch, dass eine Scheinehe erst nach erfolgter Eheschliessung bewiesen werden kann! Vorher kann man ja gar nicht beweisen, dass man es ernst meint!!
Es müsste also jedes Paar zunächst die Möglichkeit haben, zu heiraten und sich zu beweisen...
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akos
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von akos »

John Doe hat geschrieben:Das grösste Problem bei der ganzen Scheinehen-Hysterie ist doch, dass eine Scheinehe erst nach erfolgter Eheschliessung bewiesen werden kann! Vorher kann man ja gar nicht beweisen, dass man es ernst meint!!
Es müsste also jedes Paar zunächst die Möglichkeit haben, zu heiraten und sich zu beweisen...
Nein, es müsste jedes Paar die Möglichkeit haben, sich ausreichend kennenzulernen, um danach zu entscheiden, ob es heiraten will. (wie das so normalerweise läuft hier). Nach z.b. 6 Monaten wäre das viel einfacher zu entscheiden, als nach 3 (Touristenvisum). Denn, wie wir alle wissen, dauert auch das Verliebtsein mit der Rosaroten Brille ungefähr 3 Monate. Sogar wenn man ein Touristenvisum kriegen würde, so bringt das nicht viel für so eine Entscheidung.


John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

akos, du hast recht aus sicht der paare! aber aus behördensicht besteht das problem erst ab heirat, erst da kann überprüft werden... eine möglichst lange kennenlernphase OHNE stress begrüsse ich sehr, aber danach muss jedes paar, das sich für eine heirat entscheidet, auch die möglichkeit haben, diese zu leben!
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akos
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von akos »

@john doe
genau da liegt doch das Problem!
viele Paare führen tatsächlich eine Ehe, ohne diese wirklich zu wollen. Weil man eben keine andere Möglichkeit hat, sich näher kennenzulernen, ausser durch eine Eheschliessung. Somit ist dies faktisch "eigentlich" eine Scheinehe. Man heiratet, damit ein Partner die Aufenthaltsbewilligung kriegt, damit man sich kennenlernen kann, um zu sehen, ob man überhaupt zusammenleben will. Idiotisch, aber so ist es doch.
Die Behörden haben "nur" das Problem, dass sie vor eine Eheschliessung gar keine Handlungsmöglichkeit haben (und kein Handlungsbedarf da ist, weil ohne Eheschliessung keine Aufenthaltsbewilligung beantragt werden kann). Die Behörden haben eher das Problem, dass sie eigentlich auseinanderhalten müssen, wer nun heiratet, um zusammen zu leben und wer ausschliesslich heiratet, um in die Schweiz zu kommen/bleiben.
Wir haben auch nur geheiratet, damit mein Mann in die Schweiz kommen kann, also eine Aufenthaltsbewilligung kriegt. Aber er wollte die Bewilligung meinetwegen. Je nach dem wie man die Fragen stellt, könnte man uns auch eine "Scheinehe" vorwerfen, weil ja der Grund gegeben ist, dass wir nur seiner Bewilligung wegen geheiratet haben. (wie ist der Gesetzestext zur Scheinehe? "um sich einen Aufenthaltstitel zu erschleichen"?) Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben, hätten wir ohne Eheschliessung weitergelebt.

John Doe
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von John Doe »

es darf einfach nicht sein, dass die behörden entscheiden, wen ich heiraten darf, ohne dass ein absolutes ehehindernis vorliegt!!
sie würden gescheiter über bezness, scheinehen usw AUFKLÄREN, statt die eigenen bürger wie dreck behandeln!
ich kenne jemanden, der ist verheiratet, weigert sich aber, mit dem partner zusammemzuleben, weil ihm die behörden fälschlich vorwerfen, eine scheinehe zu führen... bzw. ihn zur ehe gezwungen haben, aber ihm jetzt genau das wieder vorwerfen...
und ja, eigentlich hast du recht, deine ehe ist ungültig, weil unter zwang entstanden...
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Re: Scheinehe - Einzige Möglichkeit...

Ungelesener Beitrag von akos »

John Doe hat geschrieben: und ja, eigentlich hast du recht, deine ehe ist ungültig, weil unter zwang entstanden...
:lol:
da musste ich jetzt gerade lachen.
ne, ich wurde nicht zur Heirat gezwungen, er auch nicht. aber es war die logische Konsequenz, die Alternative wäre gewesen, ich in sein Land oder die Trennung. Da wir die Alternativen nicht wollten, blieb nur die Heirat.
Und unsere Ehe ist keineswegs ungültig, sondern schön brav auch vom Schweizer Staat anerkannt :wink: :mrgreen:
(besonders toll fand ich die Zeit vor der Anerkennung unserer Ehe: ich galt überall auf der Welt als verheiratet, ausser in meinem Heimatland!)

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