Kultur kennen lernen

Bereits jede zweite Ehe wird zwischen Menschen verschiedener Staatsangehörigkeit geschlossen. Binationale Partnerschaften und Familien gelten aber noch zu oft als Sonder- oder Problemfälle. Das muss sich endlich ändern!
Flora

Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von Flora »

Als ich noch mit meinem Ex verheiratet war, habe ich Ferien bei seinen Verwandten gemacht, OHNE ihn. Gleichzeitig lernte ich schnell die Sprache, niemand sprach nämlich französisch oder sonst eine andere Sprache.
Rein ins kalte Wasser!
Ich habe genial viel gelernt, v.a. bei den intimen Frauengesprächen.
Flora

Flora

Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von Flora »

'tschuldigung.
Eine Idee wäre, Frau packt eine Freundin und geniesst die Ferien mit ihr. So ist sie nicht alleine und kann auch mal ohne Familie das Haus verlassen.
In vielen Familien/Ländern wird immer gesagt: du kannst nicht alleine raus, das ist viel zu gefährlich.
Das ist Quatsch. Andere Frauen gehen auch alleine auf die Strasse, man kann ja immer noch eine Cousine im selben Alter mitnehmen, das hat es immer.
Man sollte jede Gelegenheit nutzen, das Land so gut wie möglich unabhängig von der Familie zu sehen. Sie zeigen nur, was sie wollen. V.a. wenn die ganze Gruppe auf Bezness aus ist, hat man nicht die geringste Chance, etwas zu ahnen. Da oft die Ehefrau als Schwester oder so verkauft wird.
Aber für Kultur und das Leben im Allgemeinen ist es meiner Meinung nach notwendig, etwas alleine, resp. mit der Freundin, zu erkundigen.

Ich habe Frauen kennen gelernt, die jahrelang mit Marokkanern verheiratet waren und nichts, absolut nichts von Marokko wussten, nicht einmal vom Quartier der Schwiegereltern. Dank mir erhielten sie einen Einblick in dieses Land und vieles fiel ihnen wie Schuppen von den Augen.
Gefährlich: das hiess, sie könnten sehen, dass nicht alles so ist, wie die Männer erzählten. Und es würde für die Männer gefährlich, wenn die Frauen nicht mehr naiv sind und sich plötzlich nicht mehr alles gefallen lassen.

Das lässt sich insofern vermeiden, wenn man, ausser in einem Kriegsgebiet, ein Auto mietet mit seiner Freundin und mal drauflos fährt.

Wir lieben nämlich diese Länder vor allem, weil sie so gastfreundlich sind.
Das hat sich bei mir in Kenya, Aegypten, Türkei, und v.a. Marokko immer wieder bewiesen.

Also, geht auf Entdeckungsreise!

Flora

sonnenblume
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

Das mit dem "unabhängigen" Hinreisen ist gut, wenn das Land einigermassen sicher ist und touristisch doch einigermassen erschlossen.

Im Fall von Nigeria (das Land meines Ex) rate ich DRINGEND davon ab, da allein oder mit einer Freundin hinzureisen!

Marokko und Kenya sind sicher andere Fälle, da gibt es eben auch Tourismus. In Nigeria ist es nicht möglich, sogar lebensgefährlich, so ein Unternehmen zu starten und schon allein das Geld wechseln auf dem Schwarzmarkt ist eine Kunst, die beherrscht werden will. Nichts funktioniert wie hier und ohne Hilfe vor Ort ist man aufgeschmissen.

Zum Glück ist es auch nicht möglich, denn schon allein um das Visum für Nigeria zu kriegen, braucht man gute Nerven und Kontakte vor Ort. Es braucht nämlich gegenseitig einen "Letter of invitation" mit mindestens zwei Kontaktadressen in Nigeria von Leuten, die für einen bürgen, sollte was sein.

Darüber hinaus dürfen Weisse in einigen Teilen NICHT mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die sowieso überfüllt und unzuverlässig sind, reisen (nicht einmal mit dem nigerianischen Partner, der auch dabei ist und aufpasst!). Grund: Kidnapping-Gefahr. Eigenes Fahrzeug ist sowieso nicht zu empfehlen (ohne einheimischen Fahrer). Grund: Überfälle, inszenierete Unfälle und Polizei-/Armeekontrollen mit Maschinengewehr im Anschlag... Darüber hinaus hält sich niemand an die Richtung der Strasse und es muss ständig mit "Geisterfahrern" gerechnet werden, was zu noch mehr Staus, Unfällen und Möglichkeiten für Überfalle führt...

Ja, wie soll man sich über eine Kultur informieren, über die es fast keine verlässlichen Informationen gibt?

sonnenblume
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

[quote="John Doe"]Hallo zusammen,
wie soll man es denn anstellen, die Kultur des Partners kennenzulernen? Gerade was heiraten/Familie gründen etc angeht?
Ausser mit vielen Gesprächen natürlich. Wie habt ihr das gemacht? Habt ihr sonst noch Tips?[/quote]

Liebe John Doe

Wie Flora schon sagt: Das mit den Gesprächen ist da so eine Sache: WEIL es eben z. T. fast keine verlässlichen Informationen zu einem Land gibt, will man gerne das glauben, was der Partner einem sagt. Glaubt es auch, denn er ist ja der Partner und unter normalen Umständen kann man so auch sehr viel über die fremde Kultur erfahren...

FALLS es jedoch ein Beznesser ist, wie "meiner", dann kriegt man NIE die Wahrheit zu hören, sondern alles, was gerade für die Situation passt und zwar ausführlich und real und völlig logisch. Und nicht nur von ihm, auch von allen Verwandten und seinen Freunden hier vor Ort. Alle machen beim Betrug mit und nur so kann es auch so wunderbar klappen. Sie bestätigen ja gegenseitig alles und ich kann es gar nicht "unabhängig" überprüfen...

So waren bei mir z. B. die Preise für den Hausbau doch extrem hoch und würden noch mehr steigen die nächsten Jahre, aus diesem und jenem Grund. Ich fand's schon komisch. War ich doch in Mozambique und das war auch ein armes Land und da war alles viiiel günstiger als in Nigeria und ich hätte mehrere Häuser gekriegt für den Preis. "Aber es ist ja auch ein ganz anderes Land, also kann es wohl schon sein... Nun gut, er wird's schon wissen, ist ja von da. Zahlen wir also das Geld für "unser erstes Projekt"." Wie er sagt, würde unser Haus sofort an Wert gewinnen und könnte er es immer mit Profit verkaufen. Es sei eine Investition und schon die Mieteinnahmen alleine würden die Reparaturen und mehr bezahlen... Und in den Ferien könnten wir dann da wohnen und unsere Kinder da spielen... Ha, ha, ha! :twisted:

Hab versucht, mir Infos dazu von der nigerianischen Botschaft zu holen. Keine Antwort. Telefonisch auch nicht machbar. Und vermutlich hätten die Infos der Botschaft, hätte ich welche gekriegt, auch nicht gestummen. Sonst vielleicht einen Anwalt fragen? Erst mal den richtigen finden... Dann: Kostet viel und warum sollte ich das tun, wenn mein Partner ja alles weiss und ich ihm vertraue?

Bester Tipp ist wahrscheinlich, dem Partner aus so einem Land erst mal zu Vertrauen, gleichzeitig aber die [b]Fühler draussen haben [/b]und in [b]keinem Fall Geld zu geben oder leihen[/b]. Nicht für ein Haus, nicht für kranke Verwandten, nicht für ein Begräbnis... Auch das ist schwierig, denn in einer Beziehung hilft man sich, vor allem, wenn man kann, wie ich damals. Deshalb war er auch mit mir zusammen. Ich hatte alles, was er begehrte.

Hatte ja für die Auswanderung viele Jahre hart gespart und war jetzt soweit, dass ich mir in Übersee ein Auto und Haus hätte leisten können (auf jeden Fall das Startkapital hatte ich dafür). Für ihn war das Haus in Nigeria plötzlich so wichtig (erst wollten wir ja in Übersee ein Haus bauen, dann vielleicht in der Schweiz was Kleines haben für wenn wir länger hier Urlaub machen würden und in Südafrika für Besuche, evtl. im Alter da leben, von Nigeria war nie die Rede). Plötzlich war es extrem wichtig für ihn, da es "Probleme" gab mit seinem geerbten Land da. Wir flogen zusammen hin, auch um seine Familie kennen zu lernen, was sehr wichtig ist vor der Heirat. Ich sah die Dringlichkeit, warum jetzt bauen: Alle anderen bauten ja in sein wertvolles Land. Bald würde nichts von seinem/unserem Bauplatz übrig sein. Er wollte erst später da bauen, doch jetzt bekam es Priorität. Bald verdiente er ja seeehr viel und würde mir das Geld zurückgeben, so dass wir das andere, geplante Bauprojekt in Übersee starten könnten...

Für ihn gab es nur eins: Das Geld von mir kriegen. Möglichst viel.

Das Fundament stand komischerweise schon. Er meinte, er habe es schon früher angefangen, dann aber kein Geld gehabt, weiter zu bauen... Früher? Ich weiss heute, er war mit mindestens einer anderen Frau da. Sicher hat er das genau Gleiche abgezogen und das Haus ist heute immer noch nicht fertig, nur hat's jetzt die ersten Mauern bekommen, die sie sofort gebaut haben, als wir da waren. Ich war beeindruckt, wie schnell das alles gehen konnte.

Ich erzähl das nur um zu zeigen, wie schwierig das alles ist.

Einerseits traut man der geliebten Person. Glaubt ihr. Andererseits wird man total verarscht. Wenn man's dann merkt, ist schon zu spät.

Flora

Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von Flora »

Ja, leider hast du nur allzu recht. Gerade in diesen Ländern ist es eigentlich unmöglich, sich ein unabhängiges Bild zu machen.
Das sollte aber auch einiges aussagen!
Das Hauptproblem ist doch, das WIR vertrauen und das in einer Beziehung vorausetzen, und zwar bedingungslos. Das ist bei uns so.
Aber: dort eben nicht. Niemand vertraut dort irgend jemandem, sonst wäre Vieles nicht so, wie es nun mal ist.( Gerade Länder wie Nigeria oder andere, die Oel und Diamanten, Gold etc. haben , sind ja reicher als wir.
Eigentlich..., wie es in Wirklichkeit aussieht, wissen wir alle)
Vertrauen, romantische Liebe, so wie wir sie verstehen, sind absoluter Luxus. Wir dürfen nicht immer mit unseren Massstäben messen.
Hier liegt der Hase im Pfeffer.
Und weil die Männer ja auch nicht auf den Kopf gefallen sind, hören sie gut zu und sagen uns das, was wir hören wollen.
Ich kanns nur wiederholen:
Du willst raus aus deinem Land. Du musst heiraten. In Europa wird Liebe vorausgesetzt. Also gibst du das, schöne Worte genügen normalerweise, und du kommst zum Ziel.
Und es ist wirklich so: man landet erst, wenns zu spät ist.
Würde man sich vorher klar werden, was laufen könnte, und dass die Chance auf eine gleichberechtigte partnerschaftliche Ehe mit Menschen mit diesen Voraussetzungen gleich Null ist - müsste man die Beziehung beenden.
Aber erstens ist man da schon verliebt, und zweitens kommen dann wieder unsere anerzogenen Schuldgefühle: vielleicht tue ich ihm Unrecht.

Das klappte sogar bei mir, mit meinem Ex-Mann.
Wenn er sagte: SO denkst du von mir?
Hätte ich sagen sollen: ja, genau, du zeigst es mir ja so.
Stattdessen habe ich, wie eben all die anderen, beschämt für mich selbst geweint und gedacht, wie schlecht ich doch bin.

Natürlich hatte ich bedeutend mehr Glück als sonnenblume, ich will das nicht vergleichen.

Aber die Beweggründe, Fehler, Entschuldigungen sind bei allen Frauen, die ausgenutzt werden, dieselben.

Sonnenblume, ich hoffe, andere können aus unseren Erfahrungen und Fehlern lernen.

Lieben Gruss
Flora

sonnenblume
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

[quote="Flora"]Aber: dort eben nicht. Niemand vertraut dort irgend jemandem, sonst wäre Vieles nicht so, wie es nun mal ist.( Gerade Länder wie Nigeria oder andere, die Oel und Diamanten, Gold etc. haben , sind ja reicher als wir.
Eigentlich..., wie es in Wirklichkeit aussieht, wissen wir alle)
Vertrauen, romantische Liebe, so wie wir sie verstehen, sind absoluter Luxus. [/quote]

Leider hast du absolut recht. Er vertraut nicht einmal seiner eigenen Schwester, obwohl sie mit ihm ganz klar gemeinsame Sache macht!

Er war auch extrem erstaunt, wie stark meine Freundschaften hier sind. Als ich kurz vor Geburt unseres Kindes von Übersee zurück kam, ohne Wohnung, ohne Möbel, hab ich so viele Hilfsangebote von Freunden und Familie gekriegt. Er war echt gerührt (tat auf jeden Fall so) und erstaunt. Vermutlich ist das undenkbar mit seiner Familie / seinen Freunden? Obwohl er immer sagt, wie sie sich gegenseitig helfen, vor allem mit Geld. Vermutlich stimmt das ja alles auch gar nicht und war nur ein Trick, damit ich eben half, so gut es ging. Mit meinem Geld.


[quote="Flora"] Aber erstens ist man da schon verliebt, und zweitens kommen dann wieder unsere anerzogenen Schuldgefühle: vielleicht tue ich ihm Unrecht.

Das klappte sogar bei mir, mit meinem Ex-Mann.
Wenn er sagte: SO denkst du von mir?
Hätte ich sagen sollen: ja, genau, du zeigst es mir ja so.
Stattdessen habe ich, wie eben all die anderen, beschämt für mich selbst geweint und gedacht, wie schlecht ich doch bin.
[/quote]

Das kann ich nur bestätigen. Er testete mich ein paar Mal. Jemand sagte mir z. B., sie habe ihn beim Salsa-Tanzen gesehen. Er habe sich nicht korrekt verhalten. Leider war diese Person nicht gerade ein tolles Vorbild, hatte mal ihrer eigenen Schwester den Freund ausgespannt... So sagte er mir, sie habe sich an ihn geschmissen und mit ihm ganz eng tanzen wollen... Er sei sehr schockiert gewesen und habe sie bremsen müssen. Ich fand das schon eine Frechheit von ihr, mich so anzulügen, aber es passte ins Schema. Er schaute mir tief in die Augen und meinte: "Du kennst mich doch. Kannst du dir vorstellen, dass ich so etwas täte?" :twisted:
Er hatte mir nichts davon erzählt, dass er an diesem Abend ausging, erst nachdem ich ihn damit konfrontierte. Es sei ein spontaner Entscheid von ihm gewesen und er wollte mich nicht stressen, da er ja wusste, ich würde am nächsten Morgen früh arbeiten müssen und sei sicher da, um Mitternacht, schon im Bett gewesen... Als ob mich das je gestört hätte. Natürlich fand ich's aber irgendwie süss, dass er so Rücksicht auf mich nahm...

[quote="Flora"]
Sonnenblume, ich hoffe, andere können aus unseren Erfahrungen und Fehlern lernen.

Lieben Gruss
Flora[/quote]

Das hoffe ich auch.

LG, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Sonnenblume

Keria
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ja, leider hast du nur allzu recht. Gerade in diesen Ländern ist es eigentlich unmöglich, sich ein unabhängiges Bild zu machen.
Das sollte aber auch einiges aussagen!
Das Hauptproblem ist doch, das WIR vertrauen und das in einer Beziehung vorausetzen, und zwar bedingungslos. Das ist bei uns so.
Aber: dort eben nicht. Niemand vertraut dort irgend jemandem, sonst wäre Vieles nicht so, wie es nun mal ist.( Gerade Länder wie Nigeria oder andere, die Oel und Diamanten, Gold etc. haben , sind ja reicher als wir.
Eigentlich..., wie es in Wirklichkeit aussieht, wissen wir alle)
Vertrauen, romantische Liebe, so wie wir sie verstehen, sind absoluter Luxus. Wir dürfen nicht immer mit unseren Massstäben messen.
Genau, alle sind gleich, niemand vertraut niemandem, und deshalb ist Afrika so arm, weil alle Menschen dort ja so schlimm sind und man niemandem Vertrauen kann. Ehrlich Flora, lies bitte mal, was du schreibst. Das ist doch absoluter Quatsch. Und es nimmt mich schon Wunder, was du mit dort meinst im Beisatz "dort eben nicht". Afrika, Nigeria..... Leute es ist traurig, dass ihr schlechte Erfahrungen gemacht habt, aber deshalb sind nicht alle so. Ich kann solche Postings echt nicht ernst nehmen. Ich hab mich ja bisher eher zurückgehalten, aber ich find's echt schlimm, was hier geschrieben wird.

Und in Nigeria kann man sehr wohl Ferien machen. Man muss ja nicht in den ersten Ferien mit Public Transport in den Norden fahren. Ich auf jeden Fall kenne Leute, die (alleine) in Abuja oder Lagos waren, und die leben alle noch.

Sonnenblume, wenn du Infos über Nigeria möchtest, lies Bücher von nigerianischen Autoren, Wole Solinka ist ein guter Start...


Liebe Grüsse

sonnenblume
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

[quote="Keria"]
Und in Nigeria kann man sehr wohl Ferien machen. Man muss ja nicht in den ersten Ferien mit Public Transport in den Norden fahren.
Sonnenblume, wenn du Infos über Nigeria möchtest, lies Bücher von nigerianischen Autoren, Wole Solinka ist ein guter Start...
[/quote]

Liebe Keria

Danke für den Tipp mit Wole Solinka.

Die Familie meines Ex-Partners stammt aus Delta State, dem christlichen Süden also. Das EDA warnt seit Monaten, wenn nicht Jahren, vor Reisen in dieses Gebiet. Warum wohl? Ich belächelte die Warnungen. ER war ja bei mir und sagte mir auch, "Dir wird nichts geschehen."

Wie du dir vorstellen kannst, nützt einem da nichts, in Lagos oder Abuja rumzureisen, wenn man unabhängig Delta State kennen lernen und sehen will, woher der Herzallerliebste kommt. Es gibt weder Strassennamen noch Stadtpläne noch sonst was in diesen kleineren Riesenstädten, womit man sich orientieren kann, wenn man als Tourist dahin reist. Warst du denn schon da?

Ja, einige Gebiete von Lagos kann man sicher alleine besuchen (Abuja bestimmt auch, da war ich nie, soll aber schön sein). Es gibt da auch nette Botschaftsviertel und sogar westliche Schoppingcenter, so habe ich gehört... Nicht, was man unbedingt sehen will, wenn man rausfinden will, wie die Durchschnittsnigerianer leben, oder?

Als Frau in den Slums rumzulaufen, allein auf die grossen Märkte zu gehen, find ich jedoch nicht empfehlenswert. Mir wurde sogar von Schwarzen selber abgeraten, die in Lagos aufgewachsen sind, als ich da MIT meinem nigerianischen Partner und seinem Cousin hinging. Sie hatten grosse Angst um mich (ich fand's natürlich übertrieben). Als er mich einmal zwei Minuten nicht an der Hand hielt und ich 10m entfernt von ihm war, merkte ich jedoch sofort, warum... Und ich bin mir einiges gewöhnt.

Ich habe euch meine Geschichte erzählt, zumindest einige Teile davon. Auch ich glaubte noch diesen Juli, alles sei gut und mein Partner sei der ehrlichste und gütigste Mann der Welt, nur die Umstände seien gerade schwierig, aber das sei temporär und da müssten wir halt jetzt gemeinsam durch. Er betete ja jeden Tag für uns und zählte die Stunden, bis sich alles wenden würde. Es war absehbar. Bloss verzögerte es sich immer und immer wieder.

Mehr als die Geschichte erzählen, kann ich nicht tun. Jeder kann für sich damit machen, was er will. Es geht mir nur darum, dass Leute wissen, es gibt sowas. Sonst gar nichts.

Glauben tut man's sowieso erst, wenn's schon passiert ist. Diese Dinge sind einfach zu "Unvorstellbar", genau deshalb funktionieren sie.

Ich wünsche mir, dass ihr alle viel Freude und Glück mit eurem Partner findet und von Bezness ein Leben lang verschont bleibt. Binationale Beziehungen sind eine Bereicherung und ich wiederhole noch einmal: Ich bin FÜR binationale Beziehungen, aber GEGEN Bezness.

Keria
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von Keria »

Liebe Sonnenblume, es geht mir nicht darum, deine Erfahrung irgend in einer Art abzuwerten, ganz sicher nicht. Ich glaub dir auch jedes Wort, und ich kenne auch Bezness-Fälle. Ich sag's auch offen, wenn mir jemand von seiner Beziehung erzählt und ich Bezness-Anzeichen sehe. Ich bin bestimmt niemand, der dies verschweigt oder als unwahr abtut. Leider habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen einfach auch beide Augen verschliessen, selbst wenn die Wahrheit offensichtlich ist. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Beobachtung.

Nein, ich war noch nie in Nigeria.

Ich wollte einfach diesen allgemeinen Aussagen etwas entgegensetzen. Du schreibst, du würdest niemandem empfehlen allein nach Nigeria zu gehen. Diese generelle Nigeriawarnung sehe ich einfach als übertrieben an. Die Warnung, nicht alleine mit Public Transport ins Niger Delta zu fahren hingegen sicher nicht. Beispiel Geldwechsel: kann man z.B. auch in den grossen Hotels, dazu muss man nicht in irgend eine dunkle Ecke auf dem Central Market. Ich versteh deine Aussage insofern, als dass du gerne Ferien machen möchtest um das Land kennenzulernen und dies in der Art, wie du dir das vorstellst, nicht möglich ist. Das ist natürlich schade. Trotzdem finde ich die generelle Warnung nicht angebracht.

Liebe Grüsse

sonnenblume
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Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

Hoi zäme

Dies wird mein letztes Post hier sein, denn ich habe gesagt, was ich sagen wollte und bin wohl tatsächlich hier fehl am Platz.

Sorry, eure Posts geben mir den Eindruck, ihr denkt, ihr seid so klug. Alle anderen sind entsprechend dumm und selber schuld, hätten sie nur etwas mehr gelesen und vertrauen gehabt. Meint ihr, ich und andere wären sich nicht sicher gewesen, dass alles stimmt mit diesem Mann, ich mit ihm alt werden würde und viele Kinder haben? Denkt ihr, Frauen wie ich hätten nicht geredet und vertraut? Sich Mühe gegeben, die Kultur des Partners zu vestehen und seine Familie mit offenen Armen aufgenommen, oft telefoniert, sie besucht, unterstützt wie es ging, sogar finanziell, bis es einfach nicht mehr ging und er immer noch mehr wollte, dafür aber fürs eigene Kind kein Geld übrig hatte...

Ich habe die drei Jahre kein einziges Mal meinen Partner mit Feunden UND weisser Frau gesehen. Ich habe viele seiner Freunde kennen gelernt, wir waren auch bei seinen so genannten "Freunden" auf Besuch, an Hochzeiten und Verlobungsfeiern zusammen. Seine Freunde immer ohne Frauen, auch wenn ich wusste, dieser hier oder jener hat eine Schweizer Frau (mein Ex sagte es mir), oder sonst waren sie mit nigerianischen Frauen da, die nicht viel mit mir gesprochen haben. Ich unterhielt mich dann jeweils mit den Leuten, die ich kannte, also mit anderen nigerianischen Männern. Es blieb meist oberflächlich. Sie nannten mich alle seine Frau. Einige davon, so weiss ich heute, kennen aber seine "richtige weisse" Ehefrau AUCH. Wissen, dass er und sie auch ein Kind haben, geboren 2008, wie unser Kind. Trotzdem hat niemand mir je was gesagt, sondern ich war seine einzige Frau. Immer. Warum wohl hab ich nie eine andere weisse Frau treffen dürfen?

Wie schon gesagt, dies ist mein letzter Post, denn ich werde nie wieder das gleiche von mir geben können, wie als die Welt noch "heil" war. Und das will hier keiner hören. Schon okay.

Leider kenn ich nun das Böse in Person und musste erkennen, dass all die unvorstellbaren Taten eben auch Personen treffen können, die von sich nie und nimmer gedacht hätten, sie würden jemals auf so was reinfallen. Ich bin sehr gut ausgebildet, viel gereist, lange im Ausland gelebt, sehr erfahren mit binationalen Beziehungen, mehrsprachig und trotzdem bin ich reingefallen. Schützen kann sich nur, wer die Zeichen erkennt. Dazu gehört nicht allgemeines Misstrauen, sondern einen wachen Geist für gewisse Anzeichen, auch wenn die rosarote Brille ganz fest sitzt. In meinem Fall war das schwierig, denn ich hab ihm blind vertraut, dachte ER ist es. Nun das habe ich gelernt: Blindes Vertrauen ist gefährlich und ich werde mich hüten, je wieder blind zu vertrauen. Ganz wichtig: Zivilstandsregisterauszug, Betreibungsauszug, Strafregisterauszug und Lohnabrechnungen werden vermutlich beim nächsten Mann Themen sein, die vor dem ersten Abendessen angesprochen werden... Wenn er nichts zu verbergen hat, dürfte es ihn auch nicht stören. Ich zeig ihm dann gerne auch alles von mir. Dann ist das schon mal geklärt. ;o)

Er war wirklich mein absoluter Traummann, gab mir Flügel und war so stark wie ich auch und ehrgeizig und erfolgreich und dazu noch charmant und humorvoll und sagte die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Ein echter Kerl halt. Hätte mein Leben gegeben für ihn, ohne zu zögern. Und dachte, er auch für mich. So sagte er.

Das letzte noch, dann hör ich auf: Ich war nicht besonders gläubig, als ich mit ihm zusammen kam. Doch ich glaubte an Gott. Es war nie ein Thema zwischen uns. Jedem das seine. Am Schluss ging ich mehr und mehr in die Kirche, interessierte mich auch für seine Freikirche, wurde aber immer im letzten Moment "vertröstet", wenn wir zusammen dahin gehn wollten. Die Situation wurde immer auswegloser, je weniger er sich um unser Kind kümmerte und je älter es wurde und je mehr Versprechen er gab, die er nie hielt (er holte es statt um 16 Uhr wie abgemacht nach 18 Uhr von der Krippe ab, sagte mir aber um 4, er sei in 1 Minute da, usw.). Ich musste alles allein machen. Temporär, wie er sagte. Doch so viel Gutes würde doch Gutes bringen und er schwor ja immer wieder, alles werde gut, ich müsse ihm nur vertrauen. Er tue sein Bestes. Ich müsse nur noch ganz wenig Geduld haben. Am Schluss war ich soweit, dass ich alles "aus meiner Hand" gab. Ich konnte es nicht mehr steuern. Er zahlte nichts, hatte zwar seine Möbel, Kleider und anderes bei mir, konnte aber seine Schiften immer noch nicht wechseln und war unzuverlässiger denn je. Ich betete jeden Tag. Gott würde über uns schauen. Es würde schon alles gut kommen. Ich sagte es ihm und er meinte: "Endlich hast du begriffen!"

Wie weit hätte er's noch getrieben? Ich konnte mich keinem anvertrauen. Nicht mal meinen besten Freunden und schon gar nicht der Familie. Denn ich wollte ihm nicht Unrecht tun. Was, wenn ich mich doch irre? Und wie könnte ich es ihnen sagen? Sie würden es doch nicht verstehen. Er konnte ja nichts dafür. Litt ja genau so, wie ich...

Dies ist, wie meine ganze Geschichte, sehr persönlich. Ich beende sie hiermit und lass euch das Forum wieder zu seinem Zwecke nutzen. Wenn meine Geschichte jemandem hilft, dann gut. Wenn nicht, dann eben nicht. Mir hat's auf jeden Fall geholfen, hier zu schreiben und dafür danke ich euch.

Alles Gute wünscht euch
Sonnenblume

John Doe
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Registriert: Fr Jul 17, 2009 12:08 pm

Re: Kultur kennen lernen

Ungelesener Beitrag von John Doe »

gopf mir verleidet dieses forum auch, wenn ihr grunsätzlich alles falsch versteht was ich schreibe und zeugs hineininterpretiert, das ich nie gesagt und gemeint habe. so schreibe ich auch nicht mehr mit. alles gute an alle.
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
Enjoy difference - start tolerance!!
"Mit oder ohne Kopftuch bin ich doch dieselbe." - Ni pute, ni soumise.
Ici et ailleurs - c'est la misère qui fait partir les gens.

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