«Schweizerpass – Superstar» Bitterböses Migrantinnen-Casting

alte häsin
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«Schweizerpass – Superstar» Bitterböses Migrantinnen-Casting

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http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/zuerc ... 1.17568322

«Schweizerpass – Superstar» im Maxim-Theater
Bitterböses Migrantinnen-Casting

Aufführungen
Zürich, Kanzlei, 10–12. September, 20.30 h;
Zürich, 26.–28. November, in der Remise, Lagerstrasse 98, 20 h.

Chance Laure (Carine Kapinga Mpongo) erklärt dem Gemeindepräsidenten, wieso sie auf den Schweizerpass verzichtet.
Mit «Schweizerpass – Superstar» zeigt das interkulturelle Maxim-Theater im Zürcher Kreis 4 eine Satire auf Casting-Shows und die Einbürgerungspraxis. Dieser Abend hat Kultpotenzial.
Katja Baigger
Dass das Leben ein Casting ist, weiss jedes Kind. Dass auch die Einbürgerungspraxis hierzulande einem Casting gleichen kann, ist seit dem Film «Die Schweizermacher» bekannt. Das Zürcher Maxim-Theater zieht die Konsequenzen und verlagert die Abstimmung über Einbürgerungen vom Gemeindehaus in eine TV-Casting-Show. Das zweistündige Stück ist eine bitterböse Satire auf die Flut an Superstar-Sendungen und die «Das Boot ist voll»-Mentalität. Würde dieser Theaterabend selber an einem Wettbewerb teilnehmen, er verdiente einen ersten Preis. Auf erfrischende Art bringt die Frauengruppe des Migrantentheaters die Themen Asylsuche, Integration und Fremdenfeindlichkeit auf die mit einer Lichterschlange und einem Schweizerkreuz-Fussabtreter gekennzeichnete Bühne (Claudia Flütsch).

Der hierzulande erbittert geführten Debatte über das Zuviel an Zuwanderung hält Jasmine Hochs Inszenierung mit Schauspielerinnen und Laiendarstellerinnen aus Deutschland, Finnland, Bosnien, Serbien, Kuba, Brasilien und Kongo eine unkomplizierte, politisch unkorrekte Diskussionskultur, witzige Sketche und hübsche Songs entgegen.

Die Umsetzung sorgt für Lacher: Der Privatsender Swiss Dreams sucht die Super-Immigrantin 2012. Neun Ausländerinnen machen in der Sendung «Schweizerpass – Superstar» mit, die von der Gemeinde Prottsingen – ausgesprochen «Protzingen» – gesponsert wird. Erzählungen, die auf eigenen Erfahrungen basieren, und das Spiel mit Klischees sind dramaturgisch süffig angeordnet. So nervt sich die arbeitslose Finnin Lotta (Salla Ruppa) darüber, sich vor dem Migros-Kassierer täglich rechtfertigen zu müssen, weil sie «schon wieder frei» hat. Die Kongolesin Chance Laure (Carine Kapinga Mpongo) befremdet es, dass die Schweizer im Lift nicht miteinander reden – in Kongo tut man dies überall. Die Bosnierin Frau Itsch (Mirijana Lalovic) findet es lästig, dass von ihr stets Dankbarkeit erwartet wird. Tracy aus Kolumbien (Alejandra Cardona) hofft, dank ihrem attraktiven Äusseren bald einen Schweizer kennenzulernen, und fragt sich, weshalb in solch einem schönen Land die Selbstmordrate so hoch ist. Ava Gina (Magali Kriebel) aus der brasilianischen Favela, die hier einen «alten Knacker» geheiratet hat, der vor zwei Monaten gestorben ist, singt den Heidi-Song in eleganter Stimmlage. Später sagt sie: «Wenn du so schwarz bist wie ich, musst du gut angezogen sein.» Hanna aus Deutschland (Gabriele Mengel) weiss ebenfalls singend zu überzeugen. Weniger aber, wenn sie erklärt, wie man Rösti macht: Sie vergisst die Kartoffeln. Auf Fragen wie «Was ist das Jungfraujoch?» folgen hintersinnige Antworten. Am Zaun wird ein leidiges Nachbarschaftsproblem – der Grill – verhandelt, bevor plötzlich das Kriegstrauma zum Thema wird. Trotz schweren Stoffen dreht die «Sendung» quirlig weiter.

Durch den Abend führt Susan Wohlgemuth als aufgestellte Moderatorin Sonja Gut, die zwischen Toleranz und Zynismus schwankt. Ein Telefon-Voting entscheidet, wer das Finale erreicht. Es sind Frau Itsch, Tracy und Chance Laure, die nach dem Applaus bereits als Siegerin feststeht. Sie erhält das Bürgerrecht in der Gemeinde Prottsingen. Der Gemeindepräsident Hans Ueli Schwertfeger überreicht ihr den Schweizer Pass mit den Worten: «Was hämmer denn do für es herzigs Schoggichöpfli?» Das ist Chance Laure zu viel. Sie verzichtet, worauf Tracy den Pass an sich reisst.
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Schmetterling
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Re: «Schweizerpass – Superstar» Bitterböses Migrantinnen-Cas

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Tönt witzig - ist aber eigentlich zum weinen!

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