Kapuscinski: Afrikanisches Fieber - SCHULD UND SÜNDE

kibobo
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Re: Kapuscinski: Afrikanisches Fieber - SCHULD UND SÜNDE

Ungelesener Beitrag von kibobo »

passt zu meinen beobachtungen übers lügen oder eben nicht lügen. in uganda "lügen" sie in allen möglichen alltagssituationen (meinem verständnis nach) und ihrer meinung nach ist das aber einfach eine normale floskel. z.b. wenn man in einem geschäft etwas angeschaut hat, das man dann doch nicht kaufen will, sagen sie sie müssen noch irgendwo hin, aber kämen dann zurück ums zu kaufen, obwohl sie ganz genau wissen, dass sie nicht wiederkommen werden.

ich finde es interessant wie er das so erklären kann, und dies ohne eine wertung einzubringen. danke fürs reinstellen!!

alte häsin
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Re: Kapuscinski: Afrikanisches Fieber - SCHULD UND SÜNDE

Ungelesener Beitrag von alte häsin »

John Doe hat geschrieben:und hier noch ein zweiter Ausschnitt zum Diskutieren...

(Ryszard Kapuscinski: Afrikanisches Fieber - Erfahrungen aus vierzig Jahren (1998; deutsch: Eichborn & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main, 1999))
Wenn ich meinem Feind eine Krankheit an den Hals wünsche, dann begehe ich damit noch keine böse Tat, keine Sünde. Erst wenn der Feind tatsächlich erkrankt, kann ich einer bösen Tat geziehen werden - weil ich ihm diese Krankheit gewünscht habe. Ich kann mit gutem Gewissen so lange betrügen, bis mir jemand auf die Schliche kommt und mit dem Finger auf mich zeigt.
DAS gilt aber wohl nur für Ibos und verwandte.....
man kann auch der bösen tat (hexerei) geziehen werden, ohne dass man sie begangen hat (Oekonomie der Hexerei, Signer), was für den betroffenen auch ganz üble konsequenzen hat.

im übrigen sagt man auch in der schweiz besser, dass es viel verkehr hatte als "ich bin zu spät abgefahren, weil ich es nicht so wichtig hielt". der gegenbeweis wird selten eingefordert bei notlügen..... das gehört sich einfach, sonst könnten wir wohl nicht funktionieren.
das scheint mir letztlich ein gradueller unterschied, wo das schlechte gewissen anfängt.
ein puertoricaner in NY sagte mir einmal: "wenn du (gemeint: er als puertoricaner) überleben willst, nimm zuerst das schlechtmöglichste an, so bist du vorbereitet auf alles!" blauäugig sein wäre eine grosse schande. sind wir frauen(?) manchmal nicht gerade sehr überlebensfähig im dschungel?
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