Mama- und Papa-Begriffe

John Doe
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Mama- und Papa-Begriffe

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Hallo Alle,
hier ein interessanter Beitrag aus einem anderen Forum (ich habe die Erlaubnis des Autors, das hier einzustellen).
Es ging in der Diskussion darum, ob Kinder ausser den biologischen Eltern auch noch anderen Personen wie den Tanten und Onkeln "Mutter" und "Vater" sagen sollen, was in einer afro-europäischen Beziehung zu grossen Konflikten geführt hatte.
Habt ihr auch so grosse Probleme mit den Familienbegriffen? Wie handhabt ihr das?
Wir haben keine Probleme damit, bei uns ist deutsch deutsch und lingala lingala, und in jeder Sprache wird so gesprochen und betitelt, wie es in der jeweiligen Heimat eben üblich ist. Wir haben sogar einige Anreden ins Deutsche übernommen. :lol:



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das ist überhaupt nicht lächerlich, es geht dir offenbar ganz tief ins herz und ist daher ein total berechtigtes thema! kann es sein, dass dies schlicht ein sprachlich-kulturelles problem ist? hast du deinen freund gefragt, was es für ihn bedeutet, ob und dass deine kinder seine schwester "mama" nennen? was genau ist eine mama in seiner heimat?
in deutschland und im ganzen deutschen sprachraum ist der begriff mama/mutter/mutti... sehr stark biologisch definiert. in speziellen fällen lässt sich das auf die adoptivmutter oder allenfalls noch pflegemutter oder in einigen familien die schwiegermutter übertragen. es ist bei uns also ein ziemlich exklusiver begriff, und daher ist es aus unserer sicht anz verständlich, dass dir das verhalten deines freundes und der kinder so weh tut!
es gibt aber auch im deutschen sprach/kulturraum solche begriffe, die hier und dort nicht die gleichen grenzen haben. ein tolles beispiel ist der begriff "fuss". für mich hört der fuss beim fussgelenk auf. bei meiner österreichischen bekannten geht er hingegen hoch bis zu unserer hüfte!
in unserer afrikanischen familie gibt es auch ganz verschiedene mutter-begriffe (und analog dazu auch vater-begriffe!). mama ist eigentlich nur die (biologische) und die schwieger-mutter. die "mutter der kinder" ist die ehefrau. dann gibt es auch "grosse" und "kleine" mütter, das sind dann spezielle geschwister der eltern, also einige unserer direkten tanten. die hätten dann im falle eines falles auch so ähnliche funktionen wie bei uns ursprünglich die tauf-paten, dass sie sich nämlich um die kinder kümmern sollten, wenn den eltern etwas zustösst. die anderen geschwister der eltern werden wie bei uns "tante sowieso" genannt. das "tante" ist auch relativ wichtig, es sind ja zwar nicht eltern, aber auch nicht x-beliebige personen, sondern gehören zur familie. alle weiteren frauen entsprechenden alters sind dann "mama sowieso", wenn man sie kennt. dies ist ein zeichen von respekt und achtung! (und hat überhaupt nichts mit der biologischen mutter zu tun!!!) da habe selbst ich den gefühlsmässigen unterschied, dass ich einer person, der ich zu tiefstem dank verpflichtet bin, sehr gerne "maman sowieso" sage, bei einer beliebigen person widerstrebt mir das. und dann ist "maman" ganz einfach auch die anrede für eine beliebige frau, die vom alter her meine mutter sein könnte (und daher auch einen ähnlichen respekt verdient), oder selber kinder hat (in diesem falle ist es unter umständen als abkürzung von "mama vom <kindsname>" zu verstehen. zumindest diese letzte kategorie gibt es im deutschen ja auch, zum beispiel wenn wir von den eltern der schulkollegen unserer kinder sprechen.

ich kann es wirklich sehr gut verstehen, dass dich dieses verhalten belastet! ich finde die vorschläge von (Name einer anderen Forenschreiberin) sehr gut. ich würde auch anregen, dass du mit deinem freund zu einem ruhigen moment diskutierst, was der begriff "mama" für DICH bedeutet, und was es in dir auslöst, dass deine kinder noch jemand anderen so nennen. auch sollte dein freund dir genau erklären, wie ER "mama" definiert, welche anderen anredeformen es gibt und was diese für ihn bedeuten. vielleicht könnt ihr ja dann einen kompromiss finden, etwa, dass die kinder die tante mit "mama soundso" rufen, oder "kleiner vater soundso". oder ihr einigt euch darauf, dass im umgang mit deutschen und in deutscher sprache die deutschen regeln gelten (mama ist nur die eigene mutter, die anderen sind tanten mit namen, ...), im umgang mit afrikanern und in der sprache deines freundes (ja, welche sprache spricht er, sprechen auch deine kinder diese sprache, und woher stammt dein freund eigentlich?) die regeln aus seiner heimat. wir halten das so ;) und es klaptt sehr gut für uns alle.
ich wünsche euch, dass ihr einen umgang findet, der für alle gut ist, und vielleicht lässt du uns ja daran teilhaben, worauf ihr euch einigt?
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alte häsin
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Re: Mama- und Papa-Begriffe

Ungelesener Beitrag von alte häsin »

darf ich vielleicht daran erinnern, dass es mal in den 80-igern trendy war, die eltern per vornamen anzusprechen?

ich konnte einmal einer sehr gutmeinenden und netten asylbetreuerin erklären, dass in den meisten afrikanischen ländern "mama" der ehrentitel ist, als sie ganz empört meinte, die würden sie als alte schachtel betiteln.........

vielleicht finden die kinder ja eine spezielle bezeichnung für ihre mutter, wenn ihr das wichtig ist?
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kibobo
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Re: Mama- und Papa-Begriffe

Ungelesener Beitrag von kibobo »

Bei uns mussten sich am Anfang meine Eltern daran gewöhnen, dass mein Mann ihnen ganz selbstverständlich Mama und Papa sagt.
Ich nenne seine Eltern trotzdem beim Vornamen.
Bei seinem Volk ist es ebenfalls so, dass auch Tanten und Onkel Mamas und Papas sind, Cousins sind Brüder usw.
Ich könnte mir bei uns, wenn es denn mal so weit ist, die Sprachentrennung gut vorstellen. In Papa-Sprache dürfen die ruhig Mamas sein, auf Deutsch fände ich es wohl auch etwas komisch und verwirrend.
"Tante" ist in Uganda die Bezeichnung für nicht unbedingt verwandt, aber gut bekannte Erwachsene.

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