Unterschiedlicher Umgang mit Babies und Kleinkinder

[Keria]

Hallo zusammen,

habt ihr, als eure Kinder geboren wurdet, Unterschiede zwischen den Vorstellungen von euch und euren Partners erlebt, wie mit Babies und Kleinkindern umgegangen werden soll. Konkret denke ich persönlich an Co-Sleeping (Familienbett), längeres Stillen und Tragen, ihr habt es vielleicht in anderen Bereichen erlebt.

Hier in Ghana ist es zB ganz normal, dass die Babies mit ihren Eltern oder mit der Mutter zusammen schlafen. In der Schweiz wird man ja z.T. ein bisschen schräg angeschaut, wenn man Co-Sleeping praktiziert.

Sehr schön fand ich, dass man hier immer und überall stillen kann, ohne je ein negativer Kommentar zu hören, und das auch im Kleinkindalter.


Wie sind eure Erfahrungen?

Liebe Grüsse
Keria

[karibik]

Für mich war es immer klar, Babys und Kleinkinder haben von Anfang an in ihren eigenen Betten zu schlafen!! Tja...... Inzwischen ist es so, dass unsere 2 1/2-jährige Tochter bei uns schläft.
Als Baby hat sie noch brav in ihrem Gitterbettchen geschlafen. Aber als sie etwas mehr als 1 Jahr hatte, ging ich für 5 Monate in die Schweiz arbeiten. Vorher kam sie noch zu uns ins Bett, da ich sie so oft wie möglich bei mir haben wollte. Als ich weg war, schlief sie sowieso im grossen Bett mit Papi und als ich zurückkam, wollte ich sie wieder bei mir haben. Und jetzt bringen wir sie nicht mehr "raus" . Damit bin ich bei Schweizer-Mamis schon auf grosse Augen gestossen. Dann habe ich versucht, meine Tochter wieder vom Gitterbettchen zu überzeugen; ohne Erfolg. Dann haben wir eben entschieden, dass das halt so bleibt. Irgendwie ist es doch auch schön.
Meine Tochter hat ein eigenes Kinderzimmer. In der Dom Rep ist es aber auch üblich, dass sich die Geschwister das Zimmer teilen, das, weil die Familien oft kinderreich sind und es nicht so viel Platz hat. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und vielleicht stärkt das ja auch das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Geschwistern.
Wenn es bei uns nochmals Nachwuchs gibt, wollen wir zwar schon für jedes Kind ein Zimmer, aber wenn sie halt zusammen schlafen wollen, solls mir recht sein.

Ansonsten gibts Unterschiede bei der Ernährung. Für Säfte wird sehr viel Zucker verwendet, ich nehme nur wenig. Ich bin auch sparsamer mit würzen. Da hat meine Schwiegermutter auch mal die Augen verdreht!! Inzwischen isst meine Tochter das gleiche wie wir.

Gestillt wird hier auch überall. Wir waren schon in einem Einkaufszentrum, da wollte meine Tochter unbedingt die Brust. Da habe ich mich eben in der Möbelabteilung bequem hingesetzt und gestill (Brust mit einem Tuch abgedeckt). Das war eher meinem Mann peinlich

Letztes Jahr in der Schweiz habe ich mir ein Tragetuch gekauft. Hier habe ich das nicht gefunden und wenn ich es erklären wollte auf Unverständnis gestossen (diese Ausländer!). Beim zweiten Kind werde ich es benutzen können, komische Blicke hin oder her!

Was mir gar nicht gefällt ist, dass die Kinder hier teilweise schon recht geschlagen werden. Da bin ich dagegen und mein Mann Gott sei Dank auch. Meine Tochter bekommt höchstens mal eins auf die Finger.
Da fällt mir noch eine Story ein. Kürzlich waren wir bei einer Nachbarin auf Besuch und meine Tochter und das Nachbarskind (etwas älter) hüpften auf dem Bett herum und fielen vor lauter Freude fast herunter. Da meinte die Nachbarin zu ihrer Tochter, sie solle aufhören. Sie hüpfte weiter, die Mutter wiederholte sich, nix, da griff sie nach dem nächsten Gürtel (hielt ihn aber nur so in der Hand). Ihre Tochter hörte sofort auf und setzte sich hin. Meine Tochter hörte auch auf, aber weil das Mädchen aufgehört hatte und schaute unverständlich drein. Dann sah sie den Gürtel.... und schnappte sich ihn! Es war ein schön bunter mit Glitzer drauf, den wollte sie natürllich näher anschauen.... Die andere Mutter war erstaunt und fragte mich, ob sie den Gürtel denn nicht kenne. Ich verneinte! Ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Kann mich zwar an meine Kindheit erinnern, da gabs den Teppichklopfer. Aber nur zur Warnung (hat gewirkt), geschlagen wurden wir (ich plus meine Schwester) nie.

[kibobo]

das mit dem schlagen ist mir in uganda auch extrem aufgefallen :-(

und in der schule ist es ja für die lehrer eigentlich verboten. oft tun sie es trotzdem. und sonst um es zu umgehen bestimmen sie einige kinder in der klasse die sie mit ruten ausrüsten. die spazieren dann auf den pulten zwischen den kindern umher und wenn einer mukst gibts was auf den kopf.
die kinder waren ganz schön baff, als das bei meinen klassen genau umgekehrt war. diejenigen die schlugen schickte ich nach zwei mal warnen konsequent in die klasse zurück, die die "anständig" waren durften bleiben.

mitlerweilen habe ich "Mama Tendo" entdeckt. eine ugandische sozialarbeiterin, die einmal pro woche in einer ugandischen zeitung eine kolumne schreibt über kindererziehung. und siehe da, die ansichten sind gar nicht sooo anders. nur dass man viel weiter unten mit der information anfangen muss. z.b. war ihr muttertagsthema "was braucht ein kind am meisten von seiner mutter". ihre antwort war "zeit". oder ein anderes mal darüber, dass sich arbeitende eltern in den schulferien gut überlegen sollen, wie sie ihr kind trotz arbeit ein bisschen betreuen können. ihr beispiel war dann etwas extrem, nämlich dass das unbeaufsichtigte kind sich ### im internet anschaute... wie auch immer, es geht meistens einfach um so grundgedanken, wo ich zu beginn lachte, dass das überhaupt diskutiert werden muss, und mitlerweilen bemerkt habe, dass dort, und auch bei einigen immigranten in der schweiz, genau solche sachen wirklich nicht klar sind. in uganda erkläre ich es mir so, dass in der unterschicht für erziehung (ausser dem schlagen) nicht viel zeit übrig bleibt, die kinder eh mehr oder weniger auf sich gestellt sind. aber wenn dann eine familie, oder ein "erwachsenes kind" aufsteigt in die mittelschicht, wo erziehung plötzlich aktuell wird, haben sie aus eigener erfahrung einfach keine ahnung...

ich drucke mir nun alle "Mama Tendo" beiträge aus, weil in meinem beruf muss ich doch auch ab und zu den eltern erziehungstipps geben. da oft auch afrikanische eltern darunter sind habe ich mir überlegt, dass es vielleicht sinnvoll ist, ihnen mal sowas zu unterbreiten, statt immer der "weisse moralapostel, der glaubt alles besser zu wissen". bin gespannt wie es funktionieren wird :-)

[naila]

Hallo
Hab es so erlebt wie ihr,das Schkagen der Kinder gehoert hier(Kenia) zur Erziehung.
Obwohl es in den Schulen eigentlich verboten ist,wirds oft noch angewendet,vorallem in den staatlichen Schulen.
Viel geschlagen wird leider auch in den Madrassas(Koranschulen),hatte schon einige Auseinandersetzugen mit den religioesen Lehrern,da ich finde dass es voellig daneben ist jemanden die Religion mit einem Stock einzublaeuen.Hab auch schon Madrassas gewechselt aus diesem Grund.
Das Problem ist aber dass es vielen Eltern nichts ausmacht wenn ihr Kind geschlagen wird(er oder sie wirds wohl verdient haben).
Dass man Kinder auch mal was erklaeren kann oder mit Einfuehlvermoegen was erreichen kann,davon wissen viele Leute hier nichts.
Es wird schnell geschlagen,und dass fuehrt dazu,dass das Kind erst dann sich bemueht,wenn ihm gedroht wird oder es pruegel bekommt.zB. in der Schule.
Allerdings gibts dann solche die so abgehaertet sind dass Pruegeln bei ihnen keinen Eindruck mehr macht.

[Malaika]

schlagen finde ich auch total daneben. habe aber gerade einen artikel aus amerika gelesen, wo die frau tatsächlich empfiehlt, die kinder mit der rute zu schlagen, die kinder würden es später den eltern danken?!!
co-sleeping, stillen und tragen, da kenne ich ganz viele frauen in der schweiz, ihr müsst euch halt mit den richtigen leuten umgeben, wenn euch die bemerkungen zuviel werden. die treffen der la leche league sind da immer gut, um solche kontakte zu knüpfen.
ich habe auch eher von der nicht-schweizerischen familie bemerkungen gehört wie, jetzt ist aber genug mit stillen!

[Keria]

Wie lange habt ihr denn gestillt? Ich weiss schon, dass es auch in der Schweiz viele Frauen gibt, die lange Stillen, aber in der Öffentlichkeit sieht man keine stillende Kleinkinder. Direkt negative Kommentare habe ich auch nie gehört, der letzte Schweiz-Urlaub mit stillendem Kleinkind war bei mir als unser Sohn zwei Jahre alt war. Abgestillt habe ich mit 26 Monaten.

Keria

[Malaika]

antwort per pm..

[Keria]

Ja, das Problem mit dem Schlagen gibt's auch hier.

Naila, wie macht ihr es mit der Schule, was für Schulen besuchen deine Kinder? Wie ist das Schulsystem in Kenia, gibt es gut öffentliche Schulen? Wird an der Schule, die deine Kinder besuchen, geschlagen, falls ja, wie geht ihr damit um? Antwort gerne auch per PM, falls zu persönlich.

Die Schulfrage ist hier gerade aktuell, und ich finde es schwierig, einen Mittelweg zwischen guter Schulbildung, lokale Schule und keine Schläge und sonstige unhumane Bestrafungen zu finden.

Liebe Grüsse
Keria

[akos]

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[Keria]

Mein Mann kommt aus Afrika und er war an der Geburt dabei.
Was schon mal so ist.
Dort haben Männer in der Regel erst mit Kindern zu tun wenn sie mind. laufen können und "stubenrein" sind.
Er war ja vor der Geburt auch überzeugt, dass Männer ein Neugeborenes nicht in den Arm nehmen könnten. Weil sie Männer sind. I

Hallo Akos, vielleicht könntest du deine Angaben ein bisschen konkretisieren? Ich erlebe hier in Ghana das total Gegenteil, also dass sich die Maenner viel auch mit Babies beschäftigen und wenig Berührungsängste haben und oft mals auch sehr beholfen sind im Umgang mit Babies.

[akos]

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[Keria]

Danke. Die äusseren Umstände von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett erlebe ich hier ähnlich wie von dir beschrieben.

[talina]

Ich bin immer wieder erstaunt, wie selbstverständlich mein gambischer Mann mit dem Baby umgeht- denke aber auch, dass es in Gambia gehandhabt wird wie oben beschrieben. Ja und unsere Kinder waren auch eine Woche lang "namenlose" Babies

[akos]

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[talina]

im spital haben wir den namen angeschrieben, auf ch-seite auch kommuniziert- ehemann sprach aber nur vom baby, nie mit dem vornamen. bei uns ist das erstaunen eher wegen der vermeintlich hellen hautfarbe der kinder und sonstige äusserlichkeiten