Gretchenfrage

Anonym
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Registriert: Di Apr 21, 2009 12:47 pm

Gretchenfrage

Ungelesener Beitrag von Anonym »

"Ein Kind mit muslimischem Elternteil ist, so der Koran, automatisch Muslim. Ein Kind mit jüdischer Mutter ist nach jüdischem Recht automatisch Jude. Diesen "Automatismus" kennt das Christentum nicht. Zum Christen wird ein Kind erst durch die Taufe. Somit hat von den drei Schriftreligionen also nur ein Christ die "Qual der Wahl". Das macht es m.E. nicht gerade einfach.

Bevor man als Gläubige(r) eine Beziehung mit einem Andersgläubigen eingeht, an Hochzeit und Kinder denkt, sollte man sich wirklich schon von Anfang an ausgiebigst über die jeweiligen Glaubensrichtungen informieren und dazu natürlich beide Seiten hören. Ich weiss, dass Religion nicht unbedingt das Thema in jungen Jahren ist aber früher oder später kann es zum alles überragenden Thema Nr.1 werden.

Vor einigen Jahren hat ein Kind zu mir gesagt: Wenn du und ich nicht an den selben Gott glauben und wir beide sterben, wie können wir dann nach dem Tod im Paradies zusammen sein? unglücklich
Diese Frage hat mich sehr erschrocken und zum Nachdenken gebracht. Der Gedanke, dass mich der Tod auf immer von meinem Kind und/oder Partner trennen würde, wäre für mich unerträglich aber dieser Gedanke muss für einen gläubigen Christen, Juden, Muslim doch die logische Konsequenz sein. Deshalb sollte man sich wirklich mit der jeweiligen Religion auseinandersetzen, bevor man an Heirat und Kinderkriegen denkt."

Makassi
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Registriert: Sa Feb 28, 2009 10:48 am

Welcher Gott meinst du?

Ungelesener Beitrag von Makassi »

Man kann auch von der Sicht ausgehen, dass wir schliesslich alle an denselben Gott glauben, ob er nun Allah oder sonstwie heisst - zumindest bei den drei Religionen, die sich auf den gleichen Grundlagen beruhen.

Ich gehe aber sehr mit dir einig, dass es wichtig ist, diese existenziellen Fragen mit dem Partner zu diskutieren - wahrscheinlich ist das keine einmalige Sache, sondern muss bei neuen Lebensereignissen (Geburt eines Kindes, Tod eines Familienangehörigen o.ä.) immer wieder neu besprochen werden.

Die Kinder kommen auch zurecht, wenn die Eltern sich nicht einig sind, wenn ein offener Austausch möglich ist und die Themen nicht tabu sind.

Flora

Ungelesener Beitrag von Flora »

Ich schliesse mich dem an, unbedingt vor der Eheschliessung ü reden.
Auch wenn der muslimische Mann behauptet, er sei nicht religiös. Die Kinder sind automatisch Moslems. Stellt ihn vor die Frage, ob sein Kind Hanspeter heissen kann, und ob er dann noch problemlos seine Familie besuchen kann...
Man heiratet nicht einfach einen Mann aus xy, sondern seine ganze Familie. Und die hat meistens ein enormes Mitspracherecht (auch wenn es nur passiv im Hintergrund ist)
Und nicht gleich aufgeben. Viele Frauen sagen sich: dann konvertiere ich halt auch, dann gibt er Ruhe.
Das löst die Probleme der ü Kinder kaum, v.a. wenn sie hier aufwachsen.
Je besser jeder Partner seine eigene Religion kennt, desto einfacher wird die Diskussion und das Familienleben im Allgemeinen.
Gruss
Flora

Keria
ModeratorIn
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Registriert: Di Mär 10, 2009 9:22 am

Ungelesener Beitrag von Keria »

Hallo zusammen,

wir sind beide nicht religiös, die Familie meines Mannes ist gemischt christlich und moslemisch, meine Familie ist nicht praktizierend katholisch. Religion war und ist bei uns nie ein Thema.

Der Spruch, man heiratet nicht nur den Mann sondern die ganze Familie finde ich sehr verallgemeinert, ich habe keine Familie geheiratet, mein Mann ü sich niemals von seiner Familie diktieren lassen, wie sein Kind heissen soll oder wie es aufwachsen soll. Auch meine Familie hat dazu nichts zu sagen.

Und auch wenn die Religionsgemeinschaft nach den Regeln lebt, dass ein Kind eines Moslems automatisch Moslem wird, dann hat das Individum trotzdem die Möglichkeit, ü sich zu entscheiden, kein Moslem zu sein. Niemand kann (auf jeden Fall in den Ländern, welche die Religionsfreiheit anerkennen) gezwungen werden, alleine aufgrund seiner Abstammung einer bestimmter Religion anzugehören.

Liebe ü
Keria

Yamini
ModeratorIn
Beiträge: 69
Registriert: Mo Mär 02, 2009 5:46 pm

Ungelesener Beitrag von Yamini »

Obwohl ich nie getauft wurde und kaum etwas mit Religion am Hut habe, ist das Thema bei uns immer wieder mal praesent, meist mit grossen Energieausbruechen. Mein Mann kommt aus genau so einer Familie, wie sie Flora beschreibt - die Familie, die man mitheiratet (ich mit Freude, sie waren mir besonders um die Zeit der Hochzeit viel mehr Familie als meine eigene). Seine Religion bestimmt nicht nur das Beten und Beschnittenwerden, sondern allerhand kleinere Details - Halal-Fleisch (das toent nach nichts, aber will man Halalfleisch essen, unterstuetzt man eine grausame Methode von Tiertoeten, die im Islam als die einzig richtige, von Tierschutzgruppen als die schlimmste bezeichnet wird), Verpflichtungen der Familie gegenueber (was zum Teil sehr vorbildlich fuer uns sein koennte, zum Teil fuer schweizer Ehefrauen auch sehr schwierig wird, wenn der Mann des Grossteil seines Lohnes in sein Land schickt) und so weiter. So kommt Religion doch immer wieder auf, egal wie sehr ich dem Thema aus dem Weg zu gehen versuche. Obwohl ich sehr damit einverstanden bin, dass andere nichts zu tun haben mit Namens-und Religionsentscheidungen, ist es, wenn man jemanden aus einer traditionellen Familie/Kultur heiratet, schon oft etwas komplexer. Da muss man sich langsam und sorgfaeltig an alles herantasten, alles moegliche ausdiskutieren, und ich kann nur sagen, auf die Religions-diskussionen koennte ich jederzeit auch bestens verzichten.
Zuletzt geändert von Yamini am Mo Apr 27, 2009 4:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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kibobo
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Ungelesener Beitrag von kibobo »

in meiner ugandischen familie gibt es christen und moslems. an welchen gott man glaubt ist bei ihnen nebensächlich, hauptsache man glaubt und betet. sie beten auch alle gemeinsam. richtig schön ökumenisch und zu jeder gelegenheit :-)
stimme trotzdem sehr zu, dass die frage vor allem bei gemischt-gläubigen paaren sehr wichtig ist. aber auch bei uns besprechen wir immer wieder wie wir die religiosität mit ü kindern leben wollen. spannend ist ja auch, dass man nicht unbedingt einmal eine ü antwort findet. sondern wie man sich selbst und sich das leben verändert, kann sich ja auch die antwort verändern.

karibik
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Re: Gretchenfrage

Ungelesener Beitrag von karibik »

Als meine Schwester vor 20 Jahren (!) geheiratet hat (einen Schweizer!), war das bereits ein Thema in der Kirche. Sie ist katholisch, er reformiert. Sie haben in einer reformierten Kirche in Anwesenheit eines katholischen Pfarrers geheiratet. Vor der Hochzeit mussten sie angeben, ob sie ihre künftigen Kinder katholisch oder reformiert erziehen wollen.

@Malaika
Zur Aussage des Kindes: Ich glaube, dass es nur ein Paradies gibt, es dort keinen Glauben gibt und somit alle Seelen friedlich miteinander sind. Selbstverständlich trifft man alle wieder, die man gerne hat (Menschen wie Tiere). Eben das Paradies!!
Wieder mal sehr eindrücklich, was in den Köpfen von Kindern vorsichgeht.

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