Bildungs-Graben

akos
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Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

Ich weiss nicht, ob dies bei binationalen Paaren anders ist als bei CH-CH-Paaren.
Mich würde interessieren, wie ihr mit "Niveau-Unterschieden" in eurer Partnerschaft umgeht? Also z.b. einer hat einen akademischen Titel, der andere "nur" eine Lehre oder gar keine Ausbildung.
Ist das ein Problem, oder eher kein Thema?
Wie geht ihr damit um, wenn die Frau höher ausgebildet ist (und vielleicht sogar für den Unterhalt sorgt)?
Wie wird dies im Heimatland des Partners betrachtet?

John Doe
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von John Doe »

bei uns gibt es keinen unterschied im bildungsniveau.
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
Enjoy difference - start tolerance!!
"Mit oder ohne Kopftuch bin ich doch dieselbe." - Ni pute, ni soumise.
Ici et ailleurs - c'est la misère qui fait partir les gens.

Keria
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Ehe zu führen und Kinder aufzuziehen mit einem Partner, welcher nicht einen ähnlicher Bildungshintergrund hat wie ich, etwal ob Europäer oder Afrikaner. Ich persönliche kenne keine über längere Zeit funktionierende Ehe, in welcher die Schweizer Frau gut ausgebildet ist, der ausländische (bzw. afrikanische) Mann aber nicht.

Flora

Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Flora »

Unser Bildungsstand ist gleich.
Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass es über lange Zeit gut geht, wenn der Mann wesentlich ungebildeter ist als die Frau. Wenn die Kinder gross sind, die Leidenschaft etwas abgeflacht - was hat man dann als Paar? Mir sind gute Gespräche wichtig, nächtelange Diskussionen, auch politische, philosophieren.
Ganz schwierig wird es meiner Erfahrung nach, wenn der Partner aus einem Umfeld kommt, wo zuerst die Buben in die Schule dürfen, die Mädchen traditionsgemäss früh verheiratet und Mutter werden und damit genug zu tun haben und schnell ausgelaugt sind. Wenn der Mann dann hier mit einer z.B. akademisch ausgebildeten Frau lebt, die das Geld verdient, und er auch im Bekanntenkreis nicht mitreden kann, weil er trotz Sprachkenntnissen dem Niveau nicht folgen kann -kann es schnell in Gewalt ausarten oder immer wieder fremd gehen. Oefter als man denkt, wird dieser Weg gewählt, damit sich Mann als "Mann" fühlt.
Wie gesagt: erfahrungsgemäss.
Ausnahmen müssen ganz charakterstarke Männer sein mit einer hohen sozialen Kompetenz.
Flora

akos
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

gerade bei Ausländern ist es oft eine Frage der Möglichkeiten, nicht eine Frage des "Niveaus" (intelligenz).

Bildung macht ja einen Menschen nicht aus. (naja, hier in der Schweiz könnte man das manchmal schon meinen). Und es sagt auch nichts über seine Intelligenz oder sein Können etc aus (also für den Gebildeten schon, aber über den "Ungebildeten" eben nicht).
Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:04 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Keria
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ich erlebe auch oft, dass Frauen gewisses Benehmen oder Umgangsformen als kulturell bedingt einstufen oder mit der Herkunftskultur rechtfertigen, ich für mich sehe es aber weniger in der Kultur, sondern im Bildungsgrad der betreffenden Person bedingt.

Keria
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Keria »

Mir geht's nicht darum, dass der Mann ein Uniabschluss vorweisen kann (ich selbst hab leider kein abgeschlossenes Studium bis jetzt und weiss, wie sehr einem ein fehlender Abschluss belasten kann). Aber halt einen ähnlichen intellektuellen Hintergrund.

Die formale Bildung hat halt wiederum einen Einfluss auf die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt (auch nicht immer) oder wenigstens eine gewisse Anerkennung in der Gesellschaft. Nichts vorweisen zu können, ist, wie du sagst, extrem belastend. Das belastet auch die Beziehung. Vielleicht kommt meiner Erfahrung, dass Ehen zwischen Partnern mit ähnlichem Bildungsstand eher halten. Vielleicht basiert die Beobachtung auch auf Zufall.

safe
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von safe »

Jetzt habe ich viel mitgelesen und möchte mich auch zu Wort melden:

Mein Mann und ich haben beide das gleiche Studium abgeschlossen und auch beide im erlernten Beruf gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Für mich war es aber nie ein Muss, dass mein Partner auch studiert (schon gar nicht dasselbe) hat oder Karriere macht. Das Wichtigste für mich ist, dass er seinen Beruf gerne macht und sich damit identifizieren kann. Ob das Tierpflege, Grafikdesign, Wirtschaft oder sonst was ist, spielt für mich keine Rolle. Für mich ist vor allem wichtig, dass wir die gleichen Zukunftpläne, gemeinsame Interessen, Ideale, Vorstellungen von Kindererziehung,...haben, uns mit Respekt begegnen und kompromissbereit sind. Ich denke aber, dass man diese Gemeinsamkeiten häufig bei Menschen mit ähnlichem (familiärem) Bildungshintergrund findet. Und ich stimme mit Keria 100% überein (falls ich das richtig verstanden habe), dass gewisse Diskrepanzen in binationalen Beziehungen häufig auf die 'kulturellen Unterschiede' zurückgeführt werden anstatt darauf, dass zwei Menschen mit völlig verschiedenem familiären Bildungshintergrund und unterschiedlichen Wertvorstellungen aufeinandergeprallt sind.

Bei uns ist nicht der Bildungsunterschied das (aktuelle) Problem, sondern (und da sind wir ja nicht die einzigen) die berufliche Integration meines Mannes. Wir haben das Glück, dass er in seinem Beruf arbeiten kann. Da er aber 'erst' auf B2-Niveau ist (finde ich persönlich ja schon eine gute Leistung nach 10 Monaten, in denen er nun def. hier ist) kann er noch nicht als volle Arbeitskraft eingesetzt werden. Durch den fehlenden Wortschatz kann er häufig nicht zeigen, was er eigentlich kann, was für ihn belastend ist. Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Wir gehen oder gingen eure Partner und auch ihr damit um?

akos
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

@safe
wow, echt toll mit dem B2!

Ich denke, die Bildung hat sicher einen Einfluss. Manche Dinge ("Denkmethoden", Diskussionen) laufen natürlich mit einem studierten Menschen anders als mit einem "einfachen" Mechaniker.
Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.

kibobo
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von kibobo »

wenn ich mehr zeit habe lese ich dann genauer durch, aber was ich schnell loswerden will:

bildungs-graben ist bei uns nicht innerhalb der partnerschaft ein problem, aber innerhalb meiner schwiegerfamilie sehr wohl. und zwar deshalb weil alle "kinder" eine gute schulbildung absolviert haben, aber die schwiegermama nicht mal die primarschule abgeschlossen. in afrikanischer tradition weiss sie als ältere frau natürlich alles besser und glaubt nur gleichaltrigen leuten was die zu sagen haben, das führt regelmässig zu kleineren und grösseren konflikten mit ihren söhnen, die sehen wie sie sachen nicht gut macht, oder den falschen leuten vertraut etc. auch jetzt während ihrem besuch bei uns.

lg, kibobo

akos
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

Dieses Problem habe ich bei meiner Arbeit auch oft beobachtet. Die älteren Generationen können weder lesen noch schreiben und leben nach der Tradition. Die Jungen glauben lieber dem Lehrer als der Grossmutter. Das führt nicht nur zu Generationenkonflikten, sondern hat noch sehr viel weitreichendere Folgen: Verlust von Tradition und Wissen (was eben mündlich weitergegeben wird), Abwanderung in die Städte, Abbau der Landwirtschaft, besonders im Bereich Selbstversorgung, etc...
Obwohl die älteren sehr wohl die Vorteile des neuen Systems sehen: man kann das Wissen aufschreiben. wenn sie sterben oder etwas vergessen, ist ihr Wissen "weg".

Ich meinte aber eigentlich schon mehr innerhalb der Partnerschaft.

Shannon
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Shannon »

diesen graben sehen ich ab und zu bei uns. er lernte damals bei seinem onkel automechaniker und kennt sich auch super aus, nur nützte es ihm nicht viel wegen der fehlenden papieren.

ich hingegen habe bis vor sechs jahren gearbeitet, hatte sogar eine eigene firma und wusste genau 'wie der hase läuft'. ich bin es, die das finanzielle regelt, was ich aber ändern will.

er hat fähigkeiten, die ich nicht habe, so ist er wahnsinnig sozial und wäre der ideale kandidat für ein spital oder altersheim. meine mutter hatte letzte woche eine op und ich staunte nur wieder einmal mehr wie fürsorglich er ist, ich könnte da stundenlang erzählen und schreiben. wenn es aber um das harte, nackte leben in der schweiz geht ist er etwas verloren. er würde jetzt nie auf einem amt anrufen, das geht nicht irgendwie. also er verhaspelt sich und kann sich nicht wirklich mitteilen. deutsch kann er, er hat niveau b1, er hatte letztes jahr eine prüfung. im januar besucht er dann einen intensivkurs.

der bildungs graben fällt mir vor allem im finanziellen auf. ich gebe ihm geld zum einkaufen, er kommt nach hause, legt das rückgeld und den kassenzettel hin. ja, das ist sicher schön, aber wir sind ein team. ich finde es wird langsam zeit das er sich wieder an den umgang mit geld gewöhnt. ich vertraue ihm, aber ich weiss nicht wie ich es anstellen soll, dass er in diesem bereich selbständiger wird.

irgendwann werden wir verheiratet sein und ich möchte nicht die ehefrau sein, die dem mann jeden tag sein 'taschengeld' hinlegt.

kann mir hier jemand vielleicht einen guten rat geben? da wäre ich wirklich sehr dankbar :)

lg

akos
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

@shannon
nun, hatte er mal "unabhängig" gelebt mit eigenem Lohn etc? viele Afrikaner kennen das nämlich gar nicht.
Und: Das System, nämlich dass die Frau das Geld verwaltet ist mir sehr bekannt. Meine Grosseltern hatten das auch so, obwohl der Mann das Geld verdiente, das sie dann einteilte und ihm "ein wenig" Taschengeld gab. Da er nie sehr viel Wert auf materielle Dinge legte hat es ihn nie gestört. Sie hingegen schaut auf jeden Rappen.
Rede doch mal mit ihm darüber.
Wir haben es so, dass halt beide verdienen und das eigene Geld separat haben. Hat auch nicht nur vorteile.
Vielleicht könnt ihr das Geld aufteilen. Also alle fixen Ausgaben beiseite legen wie Miete, Telefon, etc. und was dann an Variablem oder eben "Taschengeld" übrig bleibt teilen. Ich finde es immer gut bei gemeinsamem Haushalt ein Konto oder Kässeli zu haben für die gemeinsamen Ausgaben. Der Rest an persönlichen Dingen (Kleider etc) zahlt dann jeder selbst und kann so einteilen, was ihm auch wichtiger ist.

Shannon
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von Shannon »

huhu akos

ja das ist eine gute idee und werde ich auch so machen wenn er arbeiten kann. das ich die zahlungen mache und er sein lohn dann auf mein konto überweisen lassen möchte ist auch okay.

ich frage mich nur wie ich ihn jetzt irgendwie dazu bringen kann wieder mit geld umzugehen. ja, er hatte mal eigenes geld und auch eine eigene wohnung und aus dieser zeit sind die vieeeeeeeeeeeeeeelen kleider die er vor einem jahr in meine wohnung schleifte. ich hätte nie gedacht das ein mann soviel zum anziehen haben kann. er hat sicher an die 25 jeans, 15 paar schuhe und so viele hemden und ach ja.....6 anzüge :lol:

afrikanische kleider sind auch dabei, er hat stoff gekauft damals, der ist wunderschön, wahnsinn diese qualität! er sagt selber das er halt damals viel gekauft hat als er geld hatte und schon fast verschwenderisch war.

wenn ich ihm jetzt eine bankkarte machen lassen, geht der nicht einfach und zieht selber geld, auch wenn ich ihn darum bitten würde. das ist einerseits sicher sehr schön, aber andererseits möchte ich halt einfach nicht mehr das er mir das retourgeld mit zettel hinlegt...also weisst was ich meine? :)

akos
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Re: Bildungs-Graben

Ungelesener Beitrag von akos »

das mit der Bankkarte ist im Fall eine gute Idee. Das kannst du auch jetzt schon machen. (zumindest beim Postkonto). Er muss nur die Vollmacht unterschreiben. Wobei, vielleicht brauch er einen Ausweis, ich bin aber nicht sicher für eine Vollmacht.

Es ist dann aber auch klarer für euch beide. Du siehst ja, wofür er die Karte benutzt auf der Abrechnung, es gibt kein Rückgeld und bei unklarheiten kannst du immer noch nachfragen.
Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:07 pm, insgesamt 1-mal geändert.

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