(längerer) Aufenthalt im Land des Partners/der Partnerin

Hast du im Zusammenhang mit deiner binationalen Partnerschaft / Familie etwas erlebt, das dich gefreut oder geärgert hat? Hier kannst du Dampf ablassen und deine Freude teilen.
kibobo
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(längerer) Aufenthalt im Land des Partners/der Partnerin

Ungelesener Beitrag von kibobo »

@ malaika, ich kann gerne mehr vom aufenthalt erzählen. soll ich ü ein neues thema aufmachen oder machst du das? gibt ja sicher noch andere die auch längere zeit oder ferienhalber im anderen land waren.

ich finde es extrem wichtig das andere land auch kennenzulernen, genauso gehts meinem mann. er hat mich gefragt bevor wir ein paar wurden, ob ich denn bereit wäre auch seine heimat kennenzulernen.
er hatte ja nur 7 jahre seines lebens dort verbracht, aber trotzdem ist es im herz seine heimat. die lebensart hingegen kennt er teils sehr gut, teils passt er irgendwie so gar nicht an diesen ort. und ich weiss nun was die kultur seines volkes ist, kann vergleichen mit unserer, und kann immer mehr verstehen wo und wie er eigentlich dazwischen ist. und auch die interessante frage was von seinem denken und handeln kultur- und was charakterbedingt ist kann ein ü weit beantwortet werden.
eigentlich wollten wir ü den ugandaaufenthalt zuerst eine gute zeit sparen, das leben wollte es aber dann anders. also waren wir 5 monate getrennt (örtlich) bis ich mein studium abschloss und ihm am tag darauf endlich nachfliegen konnte.

by the way, war nicht hier im forum oder auf der ig-binational homepage mal eine veranstaltung zum thema "zwischen den kulturen" ausgeschrieben? kann das nicht mehr finden und ü unheimlich gerne hingehen.

kibobo
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Ungelesener Beitrag von kibobo »

Ich bin direkt nach dem Studium ü 6 Monate nach Uganda ins Heimatland meines Partners gereist.
Vorher war ich noch nie auf einem anderen Kontinenten und auch noch nie so lange fort. Es gab also einiges zu organisieren und zu bedenken. Anderes wiederum konnte ich mir ersparen, weil es mein Mann der ü flog bereits vor Ort vorbereitet hatte.

Hier mal eine Auflistung was zu organisieren ist. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit ;-)

1. Budgetplan:
- Wie hoch sind die Lebensunterhaltskosten vor Ort? -> Achtung können ü "Touristen" verschieden ausfallen. Nur schon daher, da wir unserer Gesundheit zu liebe z.T. einen andern Standard brauchen.
- Wie viel will ich ü Sight-Seeing ausgeben? Was gibt es ü Möglichkeiten und Angebote?
- ü muss selbst gesorgt werden, ü sorgt die Schwiegerfamilie?
- Reise-, Visa-, Impf-, Versicherungskosten. Eventuell eine Auslandskrankenversicherung.
- genug Extrageld ü Zwischenfälle
- Inflation bedenken
- Budget ü Geschenke und Souvenirs
- Wie komme ich im Ausland an mein Geld ran? Wo gibt es Visa / Mastercard-Automaten? Western Union, ev. Traveller Cheques....

2. Wohnen und Leben > Sicherheit:
- ü mich war das bereits organisiert. Mein Mann hatte vor Ort rechtzeitig eine kleine Wohnung gemietet. ü eine bessere Sicherheit waren wir zuerst auf einem ü in dessen Haupthaus eine Familie mit einem bewaffneten Armeewächter lebte. Als diese Auszogen sind wir sicherheitshalber auch ausgezogen. Am neuen Ort schauten wir darauf, dass wir mit Familien mit kleinen Kindern auf dem ü sind. Da ist immer jemand zu Hause und ü fremde Leute (Einbrecher) sofort bemerken, und die Kinder selbst sind noch nicht gross genug selbst zu klauen.
Hier ist eines Nachts dann trotzdem in unsere Wohnung eingebrochen worden als wir nicht zu Hause waren. Die Nachbarn haben scheinbar nichts gehört. In der zweiten Nacht als wir wieder zuhause waren gab es einen Einbruchsversuch bei unserer Nachbarswohnung, aber als sie bemerkten dass jemand zu Hause ist und einige von uns aufgewacht sind, sind sie ü.
-> In Uganda sind Einbrecher höchst selten bewaffnet. Die Bewohner ü sich also weniger vor den Einbrechern, als was die Einbrecher von den Bewohnern zu ü haben. Werden diese auf frischer Tat ertappt, ist Selbstjustiz keine Seltenheit. Diebe werden ü und verbrannt.
Haben sie ü und werden stattdessen zur Polizei gebracht weiss ich nicht mit wieviel Jahren Gefängnis zu rechnen haben. Was ich weiss ist, dass jene Person die meinen Tramperrucksack gekauft hatte im Wissen dass er wahrscheinlich gestohlen wurde, ü 3 Jahre in den Knast kam. Und als ich das erfuhr hätte ich am liebsten unsere Anzeige (die wir wegen der Versicherung machten, nicht etwa in der Erwartung dass die Polizei tatsächlich etwas findet) ü. Leider war es ü schon zu spät. Und ich werde auch nie erfahren ob dieser Herr die 3 Jahre Gefängnis ü.
- Ich denke mit Diebstahl muss man rechnen. Aber es gilt wie ü: Gelegenheit macht Diebe! Von jener Nacht an, hatten wir immer einen Cousin in unserer Wohnung ü lassen, wenn wir ü Nacht weg waren.
- Sehr wichtige Sachen wie grössere Geldbeträge, Pässe* und andere Papiere z.B. ü Visum-Antrag, Hochzeit-(legalisierung), Immigration, Zeugnisse, haben wir einer vertrauten 3.Person zur Aufbewahrung gegeben, im Gedanken dass normale Einwohner weniger ü werden als wir.
- Bank: JEDE Rechnung und den Kontostand regelmässig kontrollieren. Die Bankkarten BEWEISBAR SICHER aufbewahren wie auch den Pincode. Auch bei internationalen Banken wie Barclays kann es zu falschen Rechnungen z.B. an Visa kommen. Worauf Visa dann plötzlich Geld von dem Bankkonto abzieht, das man gar nie selbst abgehoben hatte. Wenn man dies der Visa-Gruppe beweisen kann, wird der ganze Betrag ausser die jeweiligen ü ü.

* den eigenen Pass jemand anderem geben: nur wenn man 1000% sicher ist!!!! ich will nicht jemandem diesen tipp geben und am ende kann die person in not das land nicht verlassen, weil sie den pass nicht mehr bekommt. -> eine möglichkeit ist, wenigstens die identitätskarte bei sich zu tragen.

3. Reisen / Transport:
- gibts nicht viele optionen. man nimmt was man kriegt. die preise können je nach jahreszeit, polizeipräsenz auf der strasse, hautfarbe und aussehen sehr varieren.
- fahrpläne gibt es theoretisch. die sind aber mehr als richtwerte ü die erste und letzte fahrt zu verstehen. die erste kann man aber schlecht verpassen, da dieser bus nachts um 3 laut hupend durch die stadt fährt während dem er die passagiere einsammelt.
- wenn man sich zu unsicher ü kann man auch aussteigen und auf den nächsten bus warten. der fährt aber nicht unbedingt besser. zudem ist man ja nicht alleine auf der strasse.
- ich war nie selbst in einen verkehrsunfall verwickelt, wir sind immer sicher ans ziel gekommen. aber verkehrsunfälle sind auch dort keine seltenheit und meistens mit vielen toten verbunden weil die tempos hoch, die strassen holprig und die ausstattung schlecht sind. wir hatten oft den bus genommen mit der ansicht "der grosse frisst den kleinen". wenn der bus mit einem taxi oder pw zusammenstösst ist die ü im bus grösser als im taxi (kleinbus ü 14 personen. bei kurzstrecken bis ca 26 personen ü.)
- mein mann hatte einmal die ehre die nachbarstochter (ca 20jährig) zusammen mit deren vater von der strasse zusammen zu sammeln. sie war nachts auf einem bodaboda (töff-taxi) unterwegs und mit einem lastwagen zusammengestossen. mein mann und ihr vater konnten beim aufsammeln nicht mehr unterscheiden welche gehirnteile ihr oder dem fahrer gehörten.
-> Umgang mit Tod in Uganda: Leben und Tod sind sehr viel alltäglicher als hier. Ich habe in meinem ganzen Leben nicht so viele Beerdigungen erlebt wie in diesen 6 Monaten. Ich war bei keiner persönlich dabei, aber irgendein enger Verwandter wusste immer von einer zu berichten. Bei jener jungen Frau mit dem Verkehrsunfall wurden zu meinem Unverständnis am Tag und Nacht der Totenwache Fotos herumgezeigt, die zeigten wie sie am Unfallort aussah, wie sie starb. Ich wollte keinen Blick auf die Fotos werfen. ü mich war die Stimmung schon genug, und wie sie nackt in dem Sarg war mit einem grossen weissen Verbandstuch an Stelle des Kopfes und jeder schaute sie an, nackt, bevor man den Sarg wieder zudeckte.

4. Durchfall:
- einfache regel: alles gekocht oder selbst geschält. und auch dann bekommt man durchfall, aber vielleicht wenn man ü hat weniger schlimm.
- ich halte teure hotels betreffend essen nicht ü sehr viel sicherer als bei privatpersonen oder kleinen restaurants. in dem teuren restaurant sieht man z.b. nicht, wie es in der ü aussieht, ob da tatsächlich alles so hygienisch ist, wie man es denken ü. und man weiss auch nicht, wo sie die zutaten herhaben. auf dem markt hingegen kann man den leuten beim kochen zuschauen.
- immodium dabei haben
- rechtzeitig ü, wo es einen ü arzt gibt, falls man einen brauchen sollte, und zu welchen zeiten der am ehesten erreichbar ist. wissen ob der laboruntersuchungen macht oder bei dem wort bauchweh und durchfall immer die gleiche serie tabletten abgibt. wir hatten dies nciht getan und sind deswegen mal mitten in der nacht eine stunde in der stadt rumgeirrt um ein spital zu finden, das uns aufgemacht hat. ich hatte extrem durchfall, kam gar nciht mehr ins bett, der bauch war schon längst leer und noch immer kam noch mehr wasser. wir hatten am ende einen arzt gefunden wo wir kohletabletten und antibiotikas etc bekamen. einige ärzte denken wohl die patienten glauben je mehr verschiedene pillen desto besser die behandlung. beim vierten arzt innerhalb von wenigen monaten hat die behandlung etwas besser gewirkt. interessanterweise war es jene praxis, wo ich nur eine art tabletten bekam. ich war schlau genug die packungen der bereits geschluckten medis (sofern diese mit einem namen versehen waren, was selten der fall ist) aufzubewahren, so dass der nächste arzt wusste, was wir schon versucht hatten. auf durchfallbehandlung ohne laboruntersuchung des stuhls (bei 3 von 4 ärzten) ü ich heute verzichten, da hilft die salz-zucker-lösung aus grossmamas apotheke vielleicht noch besser und zerstört die darmflora weniger.


4. weitere Gesundheitsvorsorge:
- Mehrere Monate vor der Reise einen (Tropen-)Arzt aufsuchen, zur Information, und da einige Impfungen mehrmals gemacht werden ü.
- ü wie ü, z.B. ist Pille in Durchfallländern nicht sehr gäbig, Varianten sind Kondome von guter Qualität oder Nuva-Ringe.
- einige Gesundheits- /Hygieneprodukte selbst mitbringen. (Liste vom Tropenarzt). In Supermärkten und Apotheken in Uganda ist zwar vieles auch manchmal vorhanden, aber je nach Lieferung. Wenn man Wert legt auf bekannte Marken oder auf die Angabe der Inhaltsstoffe doch lieber selbst mitbringen.

5. Beschäftigung:
- Eine bezahlte Arbeit zu finden ist in vielen Berufen nicht einfach. Zudem gibts ü "Touristen" nicht so leicht eine Arbeitsbewilligung. Und ob man diese ü bezahlen könnte mit dem Lohn den man kriegen ü ist die andere Frage.
- Freiwilligenarbeit: Es ist durchaus möglich sich vor Ort umzuschauen. Gerade wenn man Familie hat findet man ja leicht Kontakt. Wäre ich allein unterwegs gewesen wäre es wohl schwierig gewesen einen ü Ort zu finden. Es ist durchaus auch möglich schon von zuhause aus Projektkoordinatoren anzuschreiben. Dabei unbedingt ganz klar schreiben was man erwartet und was man leisten kann. Entweder es entspricht sich, oder dann eben nicht. Kritisch Nachfragen! Sonst steht man am Ende dort und sie wollen eigentlich doch lieber nur Geld. Verschiedene Möglichkeiten im Hinterkopf haben schadet auch nicht!

... was fehlt noch?

Keria
ModeratorIn
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Registriert: Di Mär 10, 2009 9:22 am

Re:

Ungelesener Beitrag von Keria »

Wir sind ja ausgewandert, und ich schreibe hier auch mal, was mir noch in den Sinn kommt, zusätzlich zu Kibobo's sehr ausführlicher Liste.

1. Budgetplan
Fixkosten (Miete, Strom, Wasser)
Auto oder Transport
Lebensmittel, Haushalt
Versicherungen
Evtl. freiwillige AHV
Schulgebühren

2. Transport
Evtl. lohnt sich ein eigenes Auto, vorallem aus Sicherheitsgründen beim Reisen mit Kindern.
Kinderautositze mitnehmen.
Internationaler Fahrausweis.
Falls man eine Aufenthaltsbewilligung hat (nicht nur Touristenvisa) kann man in vielen Ländern innerhalb einer gewissen Zeit den eigenen Fahrausweis umschreiben lassen auf einen nationalen Fahrausweis, zu empfehlen.
Wenn man mehr als ein Jahr im Ausland lebt, kann man, falls man noch keinen Fahrausweis hat, dort die Fahrprüfung machen und diesen Fahrausweis in der Schweiz auf einen Schweizer Fahrausweis umschreiben lassen. Beim Strassenverkehrsamt nachfragen.

3. Gesundheit
Versicherung: Wenn man sich in der Schweiz abmeldet (längerer Auslandaufenthalt als 1 Jahr), dann braucht man eine internationale Krankenversicherung (freiwillig, z.B. bei CSS oder KPT), ansonsten bleibt man wie bisher versichert, sollte dann bei der Krankenkasse nachfragen, wie man im Ausland abgedeckt ist und allenfalls zusätzlich eine Versicherung abschliessen für den Auslandsaufenthalt.

Impfungen: Muss jeder selbst wissen, ich würde auf den Impfplänen der WHO nachschauen, was im Land selbst geimpft wird, und mich grösstenteils danach richten.
Gewisse Länder haben Impfpflicht, z.B. für Gelbfieber. Abklären bei der Botschaft.

Gesundheitsvororge vor Ort: Bei der Botschaft nachfragen, welche Spitäler sie empfehlen, oft haben die Listen. Vielleicht auch bei der amerikanischen, englischen oder deutschen Botschaft nach solchen Empfehlungen fragen.

Medikamente mitnehmen: Normale Notfallapotheke, wenn die aufgebraucht ist, weiss man auch vor Ort, was man wo bekommt.

Essen: Kochen, Schälen oder vergessen ist bestimmt gut, wenn man sich daran halten kann. Ich konnte es nie und hatte bisher nur einmal richtig Probleme damit.

Durchfall: Anstelle der Salz und Zucker Lösung kann man auch frisches Kokosnusswasser trinken, das ist genau so hilfreich und viel leckerer.

Medikamente: Es ist zu empfehlen, im Internet zu kontrollieren, was man genau bekommen hat, bevor man Tabletten einnimmt.

4. Beschäftigung/Job

Je länger man plant zu bleiben, je wichtiger, dass man eine Beschäftigung hat. Wenn man nicht arbeiten möchte oder kann, kann man z.B. auch eine Sprache lernen oder sich per Fernkurs weiterbilden/studieren.

Wenn man verheiratet ist, ist es meist nicht so schwierig, eine Arbeitsbewilligung zu kriegen.

Freiwillige AHV.

5. Schule

Welches Angebot gibt es? Welche Erwartungen hat man selbst? Kosten? Anfahrtsweg? Wenn man kein eigenes Haus besitz, lohnt es sich evtl. zuerst nach einer Schule zu suchen, dann nach einer Wohnung oder einem Haus in der Nähe der betreffenden Schule. Meiner Erfahrung nach gestaltet sich sie Schulwahl ziemlich schwierig.
Homeschooling.
Anschluss/Anerkennung der Schulleistung bei Rückkehr in die Schweiz.

6. Hausrat

Was nehmen wir mit? Kommt sehr auf die Länge des Aufenthaltes an.
Können wir einen Container verschicken?
Wie viel Fluggepäck können wir mitnehmen, was kostet Übergewicht? Welche Fluggesellschaft erlaubt am meisten Fluggepäck.
Möbel: Bei Möbel ist es meist billiger, lokal hergestellte Möbel zu kaufen, als die eigenen Möbel zu verschicken.
Küche: Es lohnt sich, das Basic wie Rüstmesser, Sparschäler, Röstiraffel mitzunehmen, ist jedoch sicher nicht notwendig.
Spielzeug für die Kinder. Bei zweisprachiger Erziehung: Deutsche Bücher, CDs, DVDs.

Das ist alles, was mir gerade so in den Sinn kommt.

Keira

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