Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

John Doe
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Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von John Doe »

PS: ich habe die Beiträge zum Thema Erziehungsstile/Schule/Gewalt aus dem Vorstellungsthread von Sunny (viewtopic.php?f=57&t=805) in diese separate Diskussion verschoben.


Sunny hat geschrieben:Wobei das Schulsystem dort noch gewöhnungsbedürftig ist. Schlagen der Kinder und nur auswändig lernen. meine Methoden der positiven Unterstützung brauchten Zeit....
ja, DAS glaube ich! hoffe, deine spuren bleiben nachhaltig bemerkbar...
weisst du, wir haben letztes jahr ein paar monate bei der afrikanischen schwiegerfamilie verbracht, und es war gelinde gesagt schwierig. darum interessiert es mich umso mehr, welche erfahrungen andere binationale im ausland machen!! was war schön, was weniger, und so kleine details wie was isst man und trinkt man und wie kleidet man sich...
der umgang mit den kindern in erziehung und schule war eben einer der ganz negativen punkte für mich. aber ich will dir nicht deinen vorstellungthread klauen, falls du lust hast, kannst du mir gerne eine pm schicken zum weiterplaudern. :lol:
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Schmetterling
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Re: seit kurzem Binational

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Es ist ihre Kultur und es sind ihre Entscheidungen. Auch hier bei uns gab es das. Man sollte diesen Ländern und ihren Menschen auch ihre Zeit lassen, ihre Entwicklung zu machen. Wir waren nicht immer so, auch wir mussten lernen (als Individuen und als Gesellschaft), dass manche Dinge nicht so gut waren, um uns weiter zu entwickeln. Und manchmal entwickelt man sich sogar zurück.

Ich find's gut, dass du dich so engagierst! (wobei, phu, ich bin da wohl etwas bevorurteilt, aber ich wollte nicht unbedingt nach Nigeria reisen. Sowohl hier im Ausland als auch in afrikanischen Ländern hat N. einen sehr schlechten Ruf...)

Hast du denn deinen Mann dort kennengelernt oder kanntest du ihn schon von hier?

Sunny
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Re: seit kurzem Binational

Ungelesener Beitrag von Sunny »

Es ist ihre Kultur und es sind ihre Entscheidungen. Auch hier bei uns gab es das. Man sollte diesen Ländern und ihren Menschen auch ihre Zeit lassen, ihre Entwicklung zu machen
Ja sicher ist es ihr Land und ihre Kultur und ich erwarte auch keine Änderung...ich zeige nur wie es auch gehen kann, ohne zu urteilen. Wer sich dafür interessiert und dies sind vor allem junge tolle Leute, die sich in der Gesellschaft einsetzen, lernt andere Unterrichtsmethoden, wer sich nicht interessiert unterrichtet wie er will. Damit habe ich kein Problem.
Danke für die Hinweise. Ich habe mir schon gedacht, dass es schwierig wird...
Zu meinem Frust kommt nun noch eine moralische Krise hinzu.....Lohnt sich der Kampf und das Geld für eine Beziehung, die noch so frisch ist eine echte Belastungsprobe.
afrikanischen Ländern hat N. einen sehr schlechten Ruf...)
Ja, leider. Es hat Millionen von Betrügern und Scammer. Ich habe Menschen kennengelernt, die unter genau diesem Ruf leiden. Ich arbeitete vor allem mit jungen engagaierten Nigerianern zusammen, die bestrebt sind eine Entwicklung, sei es nur im Kleinen voranzutreiben, intelligent sind, die Probleme zu erkennen, die Armut und Gesundheitssituation zu verbessern, aber überall heisst es: ohh Nigerianer, kriminelles potential. Dies ist frustrierend!
Hast du denn deinen Mann dort kennengelernt oder kanntest du ihn schon von hier?
Ich kenne ihn schon seit 1 1/2 Jahren nur per Skype und Mail und als wir zusammen gearbeitet haben, hat es geknistert! Er studiert überigens Criminology... :lol:

John Doe
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Re: seit kurzem Binational

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Schmetterling hat geschrieben:Es ist ihre Kultur und es sind ihre Entscheidungen.
schmetterling, worauf beziehst du dich hier genau?
ihre kultur, ihre entscheidungen. ich habe die erfahrung gemacht, dass viele afrikaner (vor allem junge, da ich halt vor allem kontakt hatte mit leuten in meinem alter) sehr wohl die probleme sehen, z.b. gewalt in der erziehung, in der schule etc., aber schlicht keine erfahrungspunkte haben, wie man es denn anders machen könnte, da sie halt nur ihre eigenen handlungsweisen kennen. und die sehr wohl froh sind, wenn man mögliche andere handlungsweisen vermittelt, woraus sie dann auswählen können, was am besten passt.
das zum allgemeinen kulturaustausch.
auf persönlicher ebene z.b. in der schwiegerfamilie sehe ich das noch anderser, da werde ich den mund sicher nicht halten wenn wer meine kinder schlägt! kultur hin oder her! DU ETWA? nee, sorry, für gewalt kann ich kein verständnis haben. genital mutilation und brüste flachbrennen sind im fall auch kulturelle eigenheiten...
wie gesagt war und ist das thema gewalt einer der ganz grossen konfliktpunkte in unserer familie, und ich kann noch nicht abschätzen, was das genau für mich bedeutet. ich bin immer noch daran, meine erfahrungen dort auszusortieren. im konsequenten fall müsste daraus eigentlich eine scheidung oder zumindest trennung erfolgen. es ist ganz klar, dass nicht nur gewalt-"erziehung" einen einfluss hat, sondern auch die kriegserfahrungen der gesellschaft als ganzes und auch jeden individuums. aber ich will nicht, dass das auf unsere kinder überschwappt, und das hiesse eigentlich, sie von dieser gewalt-unkultur fernzuhalten, bis sie genug gross sind, um sich selbständig damit auseinanderzusetzen. das fände ich sehr schade, aber im moment sehe ich noch keinen anderen weg. ihr etwa??
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Schmetterling
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Re: seit kurzem Binational

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

@John Doe
Ich möchte eigentlich nicht Sunny's Thread für solche Diskussionen "missbrauchen".

Das sind DEINE Erfahrungen mit Gewalt in einer Kultur. Z.B. Nigeria hat zwar auch eine hohe Kriminalität und sicher macht man da auch seine Gewalterfahrungen, aber soweit ich weiss keinen direkten Kriegshintergrund wie andere Länder. Ich habe auch nicht direkt auf die Gewalt angesprochen. Es geht mir einfach darum, dass man diese Menschen erst mal so sein lässt, wie sie sind. Und nicht über sie urteilt. Wenn die Menschen dort mit dieser Lebensweise nicht zufrieden sind, dann werden sie einen Weg finden, etwas zu ändern. Es braucht allerdings sehr viel Zeit, bis in einer Kultur, wo z.B. die Eltern noch nicht mal zur Schule gingen, die Kinder die Schule in den häufigsten Fällen abbrechen, u.a. weil sie geschlagen werden, die Leute merken, dass sie sich damit selbst im Wege stehen. Aber wie gesagt: es ist ihre Entwicklung und sie brauchen diese Erkenntnis, diese Zusammenhänge selbst zu verstehen. Vorher werden sie nicht bereit sein zu einer Veränderung. Und ich meine damit nicht: überlasst sie sich selbst. Es braucht eben Menschen wie Sunny, die mit viel Engagement und Energie ihnen andere Wege aufzeigt. Wer will, verändert sich, wer nicht, bleibt sitzen.
Wir verstehen sofort dass Gewalt in der Schule=Schulabbruch=schlechtere Zukunft bedeutet. Die Menschen dort verstehen das vielleicht auch (manche aber wohl nicht). Aber es braucht dann gerade noch mal einiges mehr, um dann auch etwas dagegen zu tun. Dass man weiss, dass etwas nicht gut ist, heisst noch lange nicht, dass man auch handelt. So was braucht sicher erst mal ein bis zwei Generationenwechsel, damit sich wirklich was verändert. Solange müssen wir den Frust aushalten, dass es ein harter Weg ist. Das geht weiter in alle anderen Lebensbereiche, wie Veränderungen für eine verbesserte Hygiene, gesündere Ernährung, nachhaltigere Wirtschaftsmethoden, etc.

(und ich hoffe für dich, John Doe, dass du einen gewaltfreien Weg findest mit deiner Familie)

John Doe
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von John Doe »

genau, das sind meine persönlichen erfahrungen. mit nigeria habe ich absolut keine erfahrung, ich kenne auch keine nigerianer in der schweiz persönlich.
ich finde deine schmetterling beiträge ein bischen widersprüchlich, aber das ist ok, es muss nicht alles für mich stimmen.
sorry, aber ich habe keine ahnung, wie in unserer familie (bzw. zwischen mir und den kindern und meiner schwiegerfamilie) bezüglich gewalt eine win-win-situation entstehen könnte?
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Schmetterling
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

hm, muss es denn eine win-win-situation sein? Ich finde das grad den falschen Begriff.
Ich kenne das halt zuwenig, weil wir die Schwiegerfamilie nur sehr selten sehen, und da Gewalt eigentlich auch kein Thema ist. Klar gehen sie anders mit den Kindern um (erst mal grober, rücksichtsloser, autoritärer). Aber bis jetzt hat es gut geklappt, wenn ich meinen Standpunkt klargemacht habe. Auch mal mit deutlichen bis fast bösen Worten. Dann hat es funktioniert. Aber immer mit Erklärung. Sicher, manchmal werden die sich gedacht haben: was ist denn das für eine? oder was hat die bloss? Aber egal, als Mutter nehm ich das in Kauf. 8)

Wenn allerdings mein Kind geschlagen würde oder so, gäbe es für mich keinen Weg. Entweder es ist klar und deutlich, dass das nie mehr vor kommt (glaubwürdig), oder es gibt keinen Kontakt zu meinem Kind. auch klar für mich ist, dass ich Haupterziehungsperson bin, die Entscheidung liegt bei mir, wie mein Kind erzogen wird, ganz egal ob das andere gut finden oder nicht. Entweder das Umfeld unterstützt mich in meinem Weg oder lässt es bleiben. Auch z.B. meine Mutter musste sich schon ernste Worte anhören, jetzt akzeptiert sie gut, dass ich gewisse Dinge so haben will, und dass es mein Kind ist und meine Entscheidung.
Ob das meine Schwiegermutter akzeptieren würde? Ich denke schon, sie ist ein sehr friedliebender und harmoniebedürftiger Mensch. Das liegt in ihrer Natur. Aber bei anderen Leuten dort hätte ich auch meine Zweifel. Ist halt schon schwierig wenn es die Familie ist.

Ein sicheres Mittel ist für den Anfang, nur Kinder in die Obhut geben, die sich selbst schützen oder ausdrücken können (etwa ab zweijährig). Oder niemals "unbeaufsichtigt". Auch hier in der Schweiz überlass ich ja nicht einfach jedem mein Kind.

Hast du denn die Möglichkeit ihnen vorzuleben wie du z.B. Konflikte oder heikle Situationen mit deinen Kindern gewaltfrei löst? Wenn man sich nur selten sieht ist es natürlich schwieriger eine Erziehungsweise kennen zu lernen. Ich mach es bei solchen Menschen z.b. so, dass ich "ganz nebenbei" im Gespräch mal fallen lasse, dass es ja so gut funktioniere, wenn ich mit dem Kind dies und jenes, dass das Kind dann automatisch so und so, und dass das ja so einfach sei, etc. ;-) etwas schwärmen mit praktischen Beispielen. :mrgreen: Das bringt die meisten wenigstens etwas ins Grübeln. Einfach teilhaben lassen, welche Gedanken du dir machst in bestimmten Situationen und welche Erfahrungen.

Soweit ich weiss ändert sich in den Schulen schon einiges. Mein Mann wurde eigentlich selten bis nie geschlagen in der Schule (er war aber auch immer ein guter Schüler). Er sagt, das sei heute nicht mehr so schlimm wie früher. ich denke halt, je ländlicher je mehr. aber ich glaube, da tut sich schon was.

John Doe
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von John Doe »

im moment sind wir ja sowieso hier und nicht dort. und wir werden auch sicher nicht mehr bei den schwiegereltern wohnen, falls/wenn wir das nächste mal gehen, oder ihnen die kinder überlassen. sie haben übrigens die kinder nicht selber geschlagen, greifen aber auch nicht ein, wenn dies jemand tut. bzw. verhindern sogar eine klarstellung. mit vorleben ist so auf distanz natürlich auch nichts. es tut mir einfach leid für die kinder, weil ich gerne gewollt hätte, dass sie sich auch in ihrer afrikanischen familie wohlfühlen und das positive aus der kultur erleben können, aber ich hatte und habe absolut mühe, etwas davon zu sehen?!
wegen gewalt in der schule, meine kleine schwägerin war vor ca. 5 jahren vorübergehend in einem internat, und da wurden sogar noch peitschen verwendet...
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
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Sunny
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von Sunny »

Ich war ja auch mit vielen jungen Leuten zusammen und diese kennen wirklich nur, was sie selbst erlebt haben und wenden es auch bei ihren Kindern an.
Ohne zu Verurteilen, es hat mir im Herzen zwar brutal weh getan, habe ich auch den Müttern andere Wege gezeigt. Ich denke mit Euren Kindern ist es ja noch spezieller, ich habe erlebt, dass alle möglichen Leute die Kinder "mit erziehen". Den Schwiegermüttern was punkto Erziehung zu sagen ist ja auch bei uns heikel :!: Trotzdem klar machen, wir schlagen nicht.
Ich würde sie nicht alleine lassen bei der Schwiegerfamilie und je nach Alter versuchen zu erklären, dass es anders ist und sie sich versuchen entsprechend zu verhalten...

Wie gesagt Beispiele vorleben und nicht urteilen. Ich hatte in den Schulen gute Diskussionen, wenn ich sachlich blieb und den Zweck der Schläge hinterfragte. Dann kam schnell die Frage, wie ich denn diese Handlung bestrafen würde. Damit sind wir oft in den Grundsatzdiskussionen gelandet, erst die Situation gar nicht so weit kommen zu lassen etc.. und alles auf english ufff.

Ich habe guten Kontakt zu etlichen Nigerianisch-CH Familien mit Kindern. Einfach PM schreiben.
@John Doe ist meine PM an dich angekommen?

John Doe
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Sunny hat geschrieben:@John Doe ist meine PM an dich angekommen?
leider nein. schreibs doch nochmals!
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Schmetterling
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Vielmals helfen schon einfache Dinge, wie z.B. zu erwähnen, dass es in der Schweiz per Gesetz verboten ist, Kinder zu schlagen. So etwas hinterlässt Eindruck und lässt die Menschen dann doch nachdenken. (dann ist es auch nicht einfach deine Meinung, dass du das so willst, sondern "staatlich", und Autoritäten zählen dort ja sehr viel). Da muss man dann auch nicht mehr gross diskutieren, weil sie von selbst anfangen, darüber nachzudenken.

Wir hatten nicht so viele Probleme, beim Besuch war unser Kind noch sehr klein und sehr an mich gebunden. Hatte auch Angst vor der Grossmutter, etc. Das einzige was sie sagen konnte war nein/non. Und das hat sie auch den ganzen Tag gemacht. Es gab zwei-drei Situationen, wo ich laut werden musste, und erklärt habe, dass man auch das Nein von einem kleinen Kind akzeptieren soll (es ging ja meistens darum sie anzufassen, hochzuheben, etc.). Erst wurde ich jeweils so :shock: angeschaut, dann sind sie kleinlaut von dannen gezogen. Das waren meistens auch junge Frauen/Mädchen mit denen es Probleme gab, ältere Frauen haben die Distanz gut akzeptiert und auch bei Männern war sie lieber (wohl weil die auch eher zurückhaltender waren). Gerade andere Mütter reagierten sehr verständnisvoll. Auf der anderen Seite, sobald sie weinte (z.b. weil sie nicht gewickelt werden wollte :roll: ) kamen sofort die Leute angerannt, -wieso weint sie? -hör auf zu weinen! und manchmal sogar in vorwurfsvollem Ton.

Ich erlebe es auch bei meinem Mann, dass er erwartet, dass ich "strenger" bin. Ich muss ihn auch ab und zu bremsen. Alles in allem hat er aber nicht viel zu melden, weil unser Kind recht pflegeleicht ist, und das natürlich nur aufgrund meiner Erziehung :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Wir haben selten Diskussionen darüber, und wenn doch, kann ich ihm gut erklären, aus welchem Grund ich etwas so und so halte. Aber meistens hat er dann keine Zeit mir zu zu hören und lässt mich wieder machen. :lol:
Er selbst lehnt natürlich Gewalt ab, hat aber damit in der Kindheit haufenweise Erfahrungen gemacht (sehr selten von den Eltern oder Älteren, meistens mit anderen Kindern). Jetzt als Vater ist er überempfindlich, wenn andere Kinder agressiv auftreten gegenüber unserer Tochter. Ich muss ihn dann manchmal daran erinnern, dass er quasi nur mit Schlägereien aufgewachsen ist. Und dass sie auch lernen muss sich zur Wehr zu setzen.

Ich habe auch oft mit jungen Menschen/Schülern gesprochen, und viele haben noch erzählt, dass sie geschlagen wurden in der Schule. Aber es ist etwas, das bereits auch öffentlich diskutiert wird. Und auch aus Erfahrungen hier mit anderen Müttern weiss ich, dass es sehr schwierig ist, selbst wenn man 100% von der gewaltfreien Erziehung überzeugt ist, es besser zu machen und nicht in die vorgelebten Muster zu fallen, wenn man selbst in der Kindheit Gewalt erlebt hat (ein sehr schwieriger Prozess, denn diese Menschen wissen ja genau, was sie damit dem Kind antun, weil sie es ja selbst erlebt und für schlecht befunden haben). Aber es wäre sicher schon ein guter Anfang (für die Gesellschaft), wenn die Gewalt aus den Schulzimmern verschwinden würde.

talina
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von talina »

Hier kann ich auch wieder mal mitreden: Wie schon bekannt beziehe ich mich auf das kleine westafrikanische Land an der Küste mitten im Senegal. :lol:

Eines meiner Kinder war mit Papa dort im Urlaub, es wurde allgemein akzeptiert, dass man dieses Kind nicht hauen darf. Das ging also soweit, dass unser Kind dreinschlug wegen einem Vorfall und das einheimische Kind stand bockstill da und liess alles über sich ergehen....

Meiner Meinung nach hat der unterschiedliche Umgang mit Kindern in afrikanischen Ländern v.a. mit zwei Dingen zu tun:

1. Das unterschiedliche Ziel der Erziehung: Hier wollen wir zur Eigenständigkeit , zur eigenen Meinung hinerziehen. Dort wollen wir ein funktionierendes Mitglied einer Grossfamilie haben, dass seine Aufgaben erfüllt und Autoritäten nicht hinterfragt. Ist jezt wegen der Kürze etwas Plakativ gehalten, sorry...

2. Hier sind die Hierarchiestufen zwischen Älteren und Jüngeren flach, dort meistens hoch. Ebenso zwischen Lehrer und Schüler, Patron und Arbeiter, Arzt und Patient.

Wie man die Situation dort verändern könnte weiss ich nicht.
In der Schweiz müssten sich ja alle Eltern (ob einheimisch oder nicht) an die geltenden Kinderschutz Gesetze halten, mit Betonung auf müssten

Schmetterling
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Re: Erziehungsstile/Schule/Gewalt in der Erziehung

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

finde ich gut zusammengefasst, talina.

Ganz krass find ich ja, wie weit das manchmal geht mit den Autoritäten und Rollen. So kann es z.B. sein, dass in einer traditionellen Familie ein Kind viele Jahre lang noch nicht mal die Hand des Vaters berührt. Weil er der Patriarch ist und das Kind eben "nur" das Kind (und dafür sowieso die Frauen zuständig sind).
Manchmal müssen sich jüngere Leute fast auf den Boden legen, um einen älteren oder "ältesten" zu begrüssen, weil vielerorts aus respekt der jüngere/hierarchisch tiefere, bei der Begrüssung immer den Kopf tiefer halten muss. Wenn nun der alte Herr auf einem typischen Stuhl auf Bodenhöhe sitzt... Und das ist zwischen erwachsenen Männern. Man kann sich jetzt ausmalen, wieviel ein Kind dann zählt. Auch unverheiratete haben vielerorts einen "unmündigen" Status, etc.
Das soll nicht als Entschuldigung gelten (gibt es nicht für Gewalt), aber es ist halt so, dass dort die Gesellschaft ganz anders funktioniert.
Ich denke, als binationale Familie sollte man einfach schauen, wie man mit dem Gegenüber klar kommt. Sicher hat man das Recht, gewisse Punkte der anderen Kultur auch abzulehnen, und das muss dann auch so akzeptiert werden.

Punkt Schlagen zwischen Kindern: ich greife da fast nie ein (ausser bei ungleicher Situation). Die Kinder regeln das meist von allein. Auch wenn man ihnen manchmal helfen muss, ihre Konflikte zu lösen. Das kann man aber besser als mit blossem Schlage-Verbot. Und ich ermuntere sogar andere Kinder, sich zur Wehr zu setzen, wenn ich sehe, dass mein Kind zu dominant/agressiv auftritt (Beispiel: heute am See mit Wasser spritzen. Da darf man ruhig zurück spritzen). Aber diese Auseinandersetzungen unter Gleichaltrigen gehören zum gross werden dazu und sind auch gar nicht zu vergleichen mit Erwachsener schlägt Kind.

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