Traditionelle Hochzeit?

Bereits jede zweite Ehe wird zwischen Menschen verschiedener Staatsangehörigkeit geschlossen. Binationale Partnerschaften und Familien gelten aber noch zu oft als Sonder- oder Problemfälle. Das muss sich endlich ändern!
John Doe
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Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von John Doe »

hat jemand von euch eine vollständige traditionelle hochzeit gemacht mit eurem mann aus einem afrikanischen land südlich der sahara? ist schon klar, dass jede volksgruppe ihre eigenen bräuche hat. ;) erzählt doch davon!
es nimmt mich besonders wunder, weil ich in letzter zeit vermehrt das argument gehört habe, mann passe sich den traditionen der frau an, will heissen, mit einer europäerin gibt es dann keine traditionell-afrikanische hochzeit, sondern eine, wie es bei uns in der schweiz/in europa üblich ist. umgekehrt würde es bedeuten, dass eine afrikanerin, die einen europäer heiratet, eben traditionell afrikanisch gemäss ihrer familie heiratet. könnt ihr das aus eurer erfahrung oder beobachtungen bestätigen bzw. widerlegen? bin gespannt!!
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kibobo
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von kibobo »

eine kollegin mit ugandischem partner erklärte mir kürzlich dass in seinem umfeld eine traditionelle hochzeit als "mehr wert" betrachtet wird als eine zivile. ich nehme an sie hat das gemeint unabhängig davon ob mann oder frau aus uganda kommt.
die meinung von meinem mann dazu ist, dass die zivile hochzeit stärker gewichtet wird. also man sieht, die meinungen gehen auseinander.

was aber sehr wichtig in uganda ist egal bei welcher art hochzeit: welche leute sind anwesend?
insbesondere müssen die eltern beider partner anwesend sein. dies war bei uns bei der zivilen hochzeit nicht der fall, meine eltern konnten nicht kommen. aber meine schwester war da sozusagen als vertretung und hat einen brief von meinen eltern vorgelesen. der brief war von meinen eltern nicht für die hochzeit gedacht gewesen sondern privat an meinen schwiegervater, aber es war für die ugander wichtig, dass meine eltern zu wort kommen, deshalb haben wir meine schwester gebeten diesen brief vorzulesen. also es hatte bei unserem hochzeitsfest im anschluss an die zivile trauung traditionelle elemente dabei, aber es war nicht eine traditionelle zeremonie. und diese traditionellen elemente, das war halt einfach so wie man in uganda ein fest feiert, das ist ja logischerweise etwas anders als hir. also wer wann eine rede halten muss, die sitzordnung, der zeitpunkt wann und wie der kuchen angeschnitten und verteilt wird, die ganze festvorbereitung usw das war definitiv anders und folgte dem ugandischen brauch.

später haben wir in der schweiz noch kirchlich geheiratet. mein mann ist ja protestantisch. dazu hatten wir seine mutter aus uganda eingeladen. sein vater konnte, wie meine eltern damals, aus gesundheitlichen gründen nicht reisen.
Zuletzt geändert von kibobo am So Apr 01, 2012 11:48 am, insgesamt 2-mal geändert.

John Doe
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von John Doe »

ja, das ist auch meine interpretation.
was ich beobachtet habe, ist auch bei traditionellen afro-afrikanischen hochzeiten aus unserer ecke, dass die vorbereitungen und zeremonien tatsächlich nach den gepflogenheiten der familie der frau gemacht wurden, wenn die eheleute nicht aus der gleichen tribu stammten. (in anderen ländern ist es vielleicht so, dass bei gemischten ehen die traditionen des mannes gelten?)

aber kann man denn jetzt davon ausgehen, dass eine BINATIONALE ehe (afro-europäisch) so ganz ohne afro-traditionelle hochzeit gerade nichts wert ist? oder wäre z.b. eine traditionell-europäisch-kirchliche hochzeit mit anwesen heit der afrikanischen familie auch anzurechnen?

ich würde mich sehr freuen über noch mehr rückmeldungen! auch gerne von leuten, deren partner/in nicht aus afrika stammen; wie ist das bei euch?
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Shannon
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Shannon »

mir wurde das so erklärt:

die familie der frau bekommt von der familie des mannes geschenke. diese gabe ist/war ein wichtiger bestandteil einer vermählung, wie es heute ist weiss ich nicht. das wir aber hier anders heiraten wird aber gut akzeptiert und man sieht uns dann als ehepaar. wobei ich mir eine afrikanische hochzeit sehr schön vorstelle, sicher herzlicher als diese 15 minuten im standesamt. :mrgreen:

wegen anderer länder. es gibt ja auch orte, wo man 'nur' in die kirche geht und dieser schritt ist dann die wirkliche trauung und zählt dann auch. also nix mit standesamt und so. ich glaube in england ist das so. ist das nicht auch eine glaubensfrage? wenn ich an eine jüdische hochzeit denke, da wird oft an einem sonntag geheiratet.

vor einigen monaten feierte ein paar eine afirkanische hochzeit. leider war ich nicht eingeladen :-( die frau hatte aber keine typischen afrikanischen kleider an, sondern ein pink farbenes langes kleid. dieses fest war dem jungen paar sehr wichtig, sie fühlen sich nun verheiratet, obwohl sie es aus rechtlicher sicht der schweiz noch nicht sind.

Schmetterling
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Wir haben nur zivil und ohne Alles geheiratet.
Ich kann aber bestätigen, dass eine traditionelle (islamische) Heirat dort viel mehr zählt als eine zivile. Meine Schwiegermutter beispielsweise kann weder lesen noch schreiben, und sie ist nur dank ihrer Söhne zivil verheiratet mit dem Vater. Sie kannte die Bedeutung der zivilen Heirat nicht (heute weiss sie, dass sie dank dem eine kleine Rente bekommt...). Auch als wir dort waren, haben mich alle Frauen gefragt, wann ich denn endlich auch in der Moschee heiraten würde und dann dürfe ich dann auch ein Kopftuch tragen und sei dann "Madame" *kicher-kicher* Der Grossteil dort ist islamisch und man legt Wert auf eine religiöse Heirat. Die jungen Menschen wissen natürlich über die Bedeutung der zivilen Heirat bescheid und da sieht es nicht anders aus als bei uns (man macht beides). Auf dem Land kommt es vermutlich noch öfters vor, dass nur religiös geheiratet wird, und ich denke, dort wird es sicher auch noch polygame Ehen geben (zivilrechtlich nicht mehr erlaubt...).

Wir waren bei einer traditionellen Heirat mit allem Brimborium dabei, von einem Freund von ihm, der Leutnant beim Militär ist (eigentlich ist er so was wie Förster, aber das ist dort alles über's Militär organisiert). Es war also eine sehr grosse Hochzeit mit allem was dazugehört. Bei der Ziviltrauung waren wir nicht dabei, das war glaube ich den Tag davor. Wir kamen gerade rechtzeitig an für die Trauung in der Moschee. Da ich diesbezüglich leider nicht ganz informiert bin, was da denn nun genau abläuft und ich weder ihre Sprache noch arabisch verstehe, hab ich kaum was mitgekriegt von der Zeremonie. Die Braut war ganz in Weiss gekleidet und hatte natürlich Hände und Füsse mit Henna verziert. Und natürlich das Kopftuch (das nur den Kopf, nicht das Gesicht, verdeckte). Danach lief die ganze Hochzeitsgesellschaft von der Moschee, mit Musik, bis zum Haus des Brautvaters. Dort wurden noch irgendwelche Ansprachen gehalten (ich schätze, von Familie zu Familie), da waren wir aber nicht dabei. Danach kam das grosse Festessen, wo sicher gegen 100 Personen verköstigt (und das reichlich!) wurden. Dort gab es dann auch eine Geschenkübergabe, wie wir es auch kennen. Am Abend gab es dann ein Essen in kleinerem Kreis, zu dem wir auch eingeladen waren. Am nächsten Tage wurde noch mal mittags und abends üppig gegessen, und natürlich mussten auch von allen möglichen Leuten Gratulationen und Geschenke entgegen genommen werden.
Die Brautleute haben sicher etwa 3 mal täglich ihre Garderobe gewechselt, aber traditionsgemäss immer schön aufeinander abgestimmt. Alles in allem haben sie also 3 Tage mehr oder weniger ununterbrochen gefeiert, getrunken und gegessen bis zum Platzen... wie es so ist in Afrika spart man nicht an freundlichen Worten, es wird gewünscht, gebetet und gesegnet, auch von zufällig anwesenden und völlig fremden Personen. Die freundlichen Worten werden in ihrer Bedeutung noch unterstrichen mit einer Geldgabe.

waharan
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von waharan »

vor ca 1 Jahr waren 'Hochzeitsbräuche' mal ein Thema.. http://www.ig-binational.ch/forum/viewt ... ?f=9&t=146
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John Doe
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von John Doe »

waharan hat geschrieben:vor ca 1 Jahr waren 'Hochzeitsbräuche' mal ein Thema.. http://www.ig-binational.ch/forum/viewt ... ?f=9&t=146
weiss ich :lol: die eigentliche fragestellung lautet: kann man aus dem vorhandensein oder fehlen einer vollständigen(!!!) traditionellen (nach den afrikanischen traditionen eurer schwiegerfamilien) hochzeit auf die ernsthaftigkeit der eheabsichten oder allenfalls betrugsfälle schliessen?
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Schmetterling
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

John Doe hat geschrieben:kann man aus dem vorhandensein oder fehlen einer vollständigen(!!!) traditionellen (nach den afrikanischen traditionen eurer schwiegerfamilien) hochzeit auf die ernsthaftigkeit der eheabsichten oder allenfalls betrugsfälle schliessen?
Dann stell doch einfach die Frage.
Also, unsere Eheabsichten (oder sagen wir mal Partnerschaft) waren ernsthaft, beidseitig. Aber unsere Eheschliessung diente dem Papier und wurde nicht gefeiert.
Allerdings denke ich, dass es auch der Beziehung hilft, wenn eine Eheschliessung "richtig" gefeiert wird.
Und letztlich: gerade für Betrugsfälle ist es doch ein leichtes, eine Hochzeit zu "inszenieren", ich finde das kein geeignetes Kriterium.

John Doe
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von John Doe »

ja sicher: "hast du die absicht, mich zu betrügen?" - "ja, schatz!" :shock: :lol: :lol: :lol:

ich habe bis jetzt noch von KEINER EINZIGEN bezness-ehe gehört, wo eine echte traditionelle hochzeit mit ALLEM drum und dran stattgefunden hatte. es haben immer entscheidende elemente gefehlt. (es geht ja nicht um eine inszenierung à la hollywood...)
umgekehrt gibt es sicher paare, die keine solche hochzeit hatten, und es beide ernst miteinander meinen.

aber ich lasse mich gerne - in beiden fällen! - vom gegenteil überzeugen! nur her mit euren beispielen!!!

ich gehe auch davon aus, dass unsere ehe nicht unter betrugsabsichten geschlossen wurde, obwohl wir nix von einer traditionelle afrikanischen hochzeit hatten. aber es wurmt mich trotzdem auch nach 10 jahren noch!
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Schmetterling
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

John Doe hat geschrieben:ich gehe auch davon aus, dass unsere ehe nicht unter betrugsabsichten geschlossen wurde, obwohl wir nix von einer traditionelle afrikanischen hochzeit hatten. aber es wurmt mich trotzdem auch nach 10 jahren noch!
Und was spricht dagegen, das nachzuholen? 10 Jahre wären ja grad ein gutes Jubiläum...

John Doe
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von John Doe »

eben, die tradition, dass nach der tradition der frau geheiratet wird.
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Babou
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Babou »

Wir hatten eine grosse traditionelle tunesische Hochzeit, gemäss der Tradition des Mannes.

Dieses Hochzeitsfest war der Wunsch meines Mannes und seiner Familie. Ich hätte mir das nicht so gewünscht, auch wenn es ein eindrückliches, unvergessliches und sehr schönes Erlebniss war. Rückblickend merke ich wie wichtig diese Tradition für meinen Mann und die Familie war. Die ganze Verwandtschaft, Freunde, Nachbarn waren eingeladen. So wurde lautstark bezeugt, dass wir nun rechtmässig verheiratet sind und ich dazu gehöre. Unsere Verbindung wurde auf eine 'seriöse' Basis gestellt. Als unverheiratetes Paar im Haus meiner Schwiegereltern, standen wir sehr unter Beobachtung. Hi, hi, das war auch nicht immer einfach für uns als verliebtes Paar.

Es war sehr schön für mich, dass meine Eltern und ein Teil der Familie mit nach Tunesien gekommen sind.

Ich weiss nicht wie es gewesen wäre, wenn wir in der Schweiz geheiratet hätten. Auf die Beziehung zwischen meinem Mann und mir hatte dieses Fest für mich keinen Einfluss.

Schmetterling
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Babou hat geschrieben:Auf die Beziehung zwischen meinem Mann und mir hatte dieses Fest für mich keinen Einfluss.
Das würde ich etwas anders betrachten. Stell dir vor du hättest es nicht so gewollt (die Familie offensichtlich schon). Du wärst nicht richtig aufgenommen worden, vielleicht wäre dir sogar Missgunst entgegen geschlagen von seiner Familie. Ich finde es eigentlich für eine Beziehung schon noch wichtig, dass man mit der Schwiegerfamilie ein gutes Verhältnis hat, sofern Kontakt besteht und gewünscht ist. Oder anders herum gesagt: es ist eher wahrscheinlich, dass es eure Beziehung belastet hätte, wenn ihr nicht so geheiratet hättet. Oder nicht?

Babou
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Re: Traditionelle Hochzeit?

Ungelesener Beitrag von Babou »

Ja, so gesehen, denke ich, war die grosse Hochzeit förderlich für unsere Beziehung.

Mit der Hochzeit fühle ich mich meinem Mann nicht näher oder ferner als ohne (wobei ich das ja eigentlich nicht beurteilen kann, hi), glaube ich. Ich bin vermutlich stärker in meine Schwiegerfamilie eingebunden. Dazu gehört auch nicht allen Erwartungen zu entsprechen und mich selber sein.

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