Was bringt's???

Bereits jede zweite Ehe wird zwischen Menschen verschiedener Staatsangehörigkeit geschlossen. Binationale Partnerschaften und Familien gelten aber noch zu oft als Sonder- oder Problemfälle. Das muss sich endlich ändern!
John Doe
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Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von John Doe »

So. Hier und dort wird binationalen Paaren empfohlen, unbedingt vor einer Heirat das Land des Partners/der Partnerin und deren Kultur etc. kennenzulernen. In der Vergangenheit leider hier auch von mir. :oops: Es wird auch manchmal geringschätzig über Personen diskutiert, die das aus irgendeinem Grund nicht machen (konnten/können).

Aber. Was bringt's???

Da wir gerade einen längeren Aufenthalt im Schwiegerland und in der Schwiegerfamilie verbringen, frage ich mich oft, wie das erlebte meine Einstellungen wohl hätte beeinflussen können?
1. Hätte ich vieles wohl überhaupt nicht erleben können, da nicht verheiratet und daher keinen Zugang.
2. Es ist im Prinzip völlig egal, was in der Heimat wie läuft. Letztlich ist doch nur wichtig, wie sich jemand in der Partnerschaft verhält. Das kann mir aber keine Kulturkenntnis sagen.
3. ...

Nun, wie ging das bei euch? WAS HAT'S GEBRACHT??? Bin gespannt!
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
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Shannon
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Ich habe vor einigen Jahren einen Mann aus Afghanistan gekannt und wir waren auch zeitweise zusammen. Dieses Land, auch Pakistan wo seine Familie lebte als Flüchtlinge, hat mich sehr interessiert. Aber dorthin zu reisen, wäre unmöglich gewesen und ist es auch heute noch.

Ich glaube schon, dass man vielleicht den Partner von einer anderen Seite erleben könnte. Also bei diesem Mann hätte ich sicher nichts mehr zu sagen in seinem Heimatland.

Was wäre wenn?

Vielleicht kennt jemand den Film: Nicht ohne meine Tochter. Und das ist genau das klassische Beispiel, wie sich jemand verändern kann. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb viele denken, dass man das Land seines Partners kennen sollte. Man kann es nicht pauschal sagen. Wenn beide den Wunsch haben das Land zu entdecken, sollte man dies auch tun.

Zuerst sollte man die Frage nach dem Lebensmittelpunkt klären. Ich persönlich finde es etwas gefährlich in einem anderen Land zu heiraten und dann den Partner in die Schweiz zu nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Partner einen Schock erleben könnte, wenn er das erste Mal in der Schweiz ist. Unsere Lebensweise, Konsumverhalten und das Klima.

Ein Patentrezept wird es sicher nicht geben.

LG

Schmetterling
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Ich denke, es kommt auf verschiedene Punkte an, insbesondere halt auf die Persönlichkeiten.
Den Film/das Buch kenne ich nicht (auch wenn ich weiss, worum es geht).
Ich habe einfach meine eigene Erfahrung gemacht.

Für mich ist zentraler Punkt, dass jemand überhaupt einmal über längere Zeit im Ausland war, in einer Kultur die sich wesentlich (also nicht Frankreich oder so) von der unsrigen unterscheidet. Südamerika, Asien, Afrika, ... Hat man so etwas schon einmal erlebt, kann man dann (wenn man über die nötige "Intelligenz" verfügt) eher den "Kern einer Kultur" erkennen, Parallelen oder eben Unterschiede erkennen, etc. Was sicher auch hilft, ist sich mit "Ethnologie" und "Soziologie" des entsprechenden Landes zu befassen, aber es ersetzt natürlich nicht die persönliche Erfahrung.

Ich selbst sehe, was ich über Afrika und das Land meines Mannes weiss. Und ich sehe, was andere Menschen aus meinem Umfeld darüber denken. Ich sehe, was andere Partnerinnen von Afrikanern über die Länder denken, die noch nie dort waren (und z.T. ist das haarsträubend!!!). Ich sehe, wie es andern Menschen geht, die auch dort waren, und das Land ebenso schätzen wie ich, oder die ihre Gründe haben, es nicht zu mögen.

Ob eine Beziehung funktioniert hängt aber letztendlich von der Person ab. Ich habe vor allem gelernt, dass es "allergattig Lüt" gibt, egal in welcher Kultur. Gute und schlechte, sympathische und unsympathische. Wie die Persönlichkeit eines Menschen ist, entscheidet darüber, ob die Person beziehungsfähig ist. Und das ist unabhängig von der Kultur. Denn, egal wie die Kultur ist, es hängt im wesentlichen davon ab, wie die Person damit umgeht, diese beiden Kulturen (seine und die hiesige) zu vereinbaren, ob sich die Person ein Stück weit von seiner Kultur lösen kann und sich in unsere hinein geben, wie die Person Widersprüche löst aus den beiden Kulturen (die eine Kultur sagt so und die andere das Gegenteil), etc.
Genauso ist es mit dem schweizer Partner. Kann ich mich auf die fremde Kultur einlassen? Wie gehe ich mit Punkten um, wo die andere Kultur meine eigene in Frage stellt? Kann ich damit umgehen? Kann ich "Fehler" an unser eigenen Kultur zugeben? Habe ich überhaupt Interesse an der anderen Kultur oder ist es mir egal? Kann ich verstehen und spüren, ob mein Partner nun aus "kultureller Prägung" handelt, oder ob es sich um seine Persönlichkeit handelt? (ganz wesentlich! man sollte nicht alles als "kulturell bedingt" abtun, genausowenig, wie den Hintergrund zu leugnen).
Ich sehe oftmals Extremformen: entweder man erwartet vom Partner, dass er sich ganz "schweizerisch" benimmt und tut seine "kulturellen Gewohnheiten" als Charakterschwäche ab oder aber alles wird damit entschuldigt, dass die Person halt eine andere Kultur hat, auch wenn gewisse Dinge eben tatsächlich charakterliche Fehler sind und nciths mit der Kultur zu tun haben. Den Mittelweg zu finden, ist das schwierige. Und ich bin fest überzeugt, dass dabei das persönliche kennen des Landes hilft. (und auch ein bisschen Menschenkenntnis).

Condor
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Condor »

Ich kann nur empfehlen das Land der Partnerin/ des Partners kennen zu lernen und mit der Heirat erst nach Rückkehr zu entscheiden.
Vor allem bei Bi-Nationalen Paaren muss immer die Frage gestellt werden, will meine Zukünftige/Zukünftiger nur eine Aufenthaltsbewilligung.
Wie unter Schweizern sollte man es sich genau überlegen und vorher zusammen Leben, bevor man das Jawort gibt. Aber sicher nie eine Entscheidung wie ich es tat innert wenigen Wochen.
Echte Liebe kann warten.

waharan
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von waharan »

bei schmetterling *unterschreib*
Schmetterling hat geschrieben:Ich selbst sehe, was ich über Afrika und das Land meines Mannes weiss. Und ich sehe, was andere Menschen aus meinem Umfeld darüber denken. Ich sehe, was andere Partnerinnen von Afrikanern über die Länder denken, die noch nie dort waren (und z.T. ist das haarsträubend!!!). Ich sehe, wie es andern Menschen geht, die auch dort waren, und das Land ebenso schätzen wie ich, oder die ihre Gründe haben, es nicht zu mögen.
Die Differenzen der Sichtweisen über Gehörtes/Gelesenes und Erlebtes sind meiner Meinung nach auch enorm. Leider.

Für mich war nebst dem Land und der Kultur vorallem auch wichtig das direkte Umfeld von meinem Mann kennenzulernen.
Bild

Shannon
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Leider haben auch viele Menschen eine total falsche Vorstellung von einem Land, was auf Bücher und ähnliches zurückzuführen ist. Ich denke jetzt an die weisse Massai und irgendwelche romantischen Filme, die in Afrika spielen. SO wird es sicher nie sein.

Es kommt auf den Lebensmittelpunkt an, wo wird das Paar schlussendlich leben? Und man sollte ohne Vorurteile dem Land begegnen. Ich war mal in Tunesien. Viele sagen, dass man dort gleich am Flughafen von Männern begrüsst wird. Und das blonde Frauen mehrere Verehrer haben.

Also am Flughafen hat es schon einige Männer, die dort warten. Das mit den blonden Haaren stimmt nicht. ;) Natürlich waren die Männer sehr freundlich, meine Freundin und ich waren ohne männliche Begleitung.

Eine Arbeitskollegin war in der Karibik und als ich sie fragte, ob es ihr gefallen hat, beschwerte sie sich über ein Viertel, wo sie per Zufall gelandet ist. Es sei dreckig gewesen und so ärmlich. Tja, alle Länder haben zwei Seiten. Da ist auch die Schweiz keine Ausnahme. Ich wohne direkt in der Stadt Zürich. Ja klar, es ist eine saubere Stadt, wir sind ein sauberes Land u.s.w. Trotzdem entdeckte mein Partner gestern in einem Gebüsch zwei gebrauchte Spritzen. In der Nähe spielten Kinder.....

milu
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von milu »

spannendes thema, bringt mich wirklich zum nachdenken und auch ein bisschen meine meinung ändern... mir persönlich hat es viel gebracht die kultur und das land meines mannes kennen zu lernen. in erster linie weil wir uns sonst gar nicht kennen gelernt hätten 8) und ich denke es hilft mir sicher manchmal seine krisen in der schweiz besser zu verstehen. also kann ich in meinem fall sagen es bringt viel...
ABER:
wenn ich einmal so in meinem bekanntenkreis umschaue, sehe ich, dass es so viele verschiedene wege gibt und ob eine beziehung gut läuft, naja wer kennt da schon das geheimrezept...
2 Beispiele
1) Ein Mann aus Südamerika kommt in die Schweiz arbeitet hier und verliebt sich in eine schweizerin. sie haben sprachliche Schwierigkeiten, er spricht kein deutsch und sie kein spanisch. darauf lernt sie spanisch. Dennoch war sie noch nie in seinem Heimatland.
2.) Eine Frau geht für ein paar Wochen auf eine schöne Insel in die Ferien (Hotel am Strand, alle sprechen englisch). dort verliebt sie sich, und geht nach ein paar Monaten zurück um ihren Freund zu heiraten
----> Ab wann kennt man die Kultur eines anderen Landes?

und was bringt es die Kultur des Partner zu kennen, braucht es nicht viel mehr dazu? muss man die Kultur des Partners nicht viel mehr versuchen zu verstehen und zu respektieren?
bei vielen leuten sehe ich leider, dass das kennen der Kultur das respektieren nicht unbedingt mit einschliesst... es gibt auch menschen die lange in lateinamerika waren und auch in einer binationalen sind und trotzdem noch gängige klisches wie: "die sind sowieso alle faul", "niemand liest dort gerne", "sind alle sowieso machos" benutzen.

aber zum glück gibt es auch die anderen, die zwar nicht das land kennen, aber dafür offen sind und echt interessiert an der kultur, solche die die kultur zwar nicht direkt kennen, sie dafür respektieren und versuchen zu verstehen.

Schmetterling
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

Wenn man mal die Erfahrung gemacht hat, dass man das vorher-nachher kennt, so wird man immer sagen, dass es einen Unterschied macht!
shannon hat gehört, dass es in Tunesien dies-und-das gibt. Ihre Erfahrung war eine andere. Sie konnte sich ein eigenes Bild machen....
Was hab ich alles gehört über Afrika...ich habe mich schon lange mit diesem Kontinent befasst, bevor ich das erste Mal dort war. Die Erzählungen und Beschreibungen kommen einfach nicht an das Erlebte ran. alle Erzählungen und Beschreibungen sind genauso subjektiv wie eigene Erfahrungen.

Ich denke es kommt auch sehr auf das Land an. Viele Länder haben z.B. eine eigene "Subkultur" hier in Europa aufgebaut, wo sie ihre eigene Kultur leben. Das kommt sicher nahe dran.

Ich finde, wenn man aus irgendwelchen Gründen nicht in das Land des Partners reisen kann, so kann man sich doch ernsthaft mit dieser Kultur auseinander setzen. Eben, wie Shannon sagt, ohne Vorurteile, aufgrund von Menschen, die etwas darüber wissen und nicht aus "Ferienberichten" von Menschen, die maximal 2 Wochen dort waren...
Was man, ohne dort gewesen zu sein, nie erfahren kann, sind die Unterschiede, die bestehen zwischen den Einheimischen und den Menschen die im exil leben. Wer ins ausland geht, muss sich ja immer ein Stück weit von seiner Heimat lossagen und an die hiesige Kultur anpassen.
Ich finde es einen Vorteil, dass ich meinen Mann in seiner Heimat kennen gelernt habe, und dass ich auch gesehen habe, was geblieben ist von seiner Kultur, was ihm, auch hier im Ausland noch wichtig ist, und was er an kulturellem in Afrika "zurückgelassen" hat. Und von vielen "Symptomen" sieht man die Ursache nicht direkt, oder eben überhaupt nicht, wenn man nicht weiss, welche Prägung da im Hintergrund gewirkt hat.

Shannon
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Shannon »

es ist wirklich ein sehr spannendes thema!

milu, was du schreibst, finde ich sehr gut und ich bin deiner meinung. nicht einmal für das ausland gelten meine angesprochenen vorurteile. ich habe das schon auch hier in der schweiz zwischen den kantonen erlebt. züricher sind arrogant. basler und zürcher mögen sich nicht. berner sind langsam. aargauer sollte man nicht auto fahren lassen. u.s.w. ich ging im bernergebiet auf die schule und sie sind nicht langsam, das ist halt einfach der dialekt, der alles etwas langsamer erscheinen lässt. man findet diese vorurteile auch schon in der näheren umgebung. sternzeichen: jungfrauen sind putzwütig, stiere haben einen sturen kopf, krebse krebsen zurück, skorpione stechen.....haarfarben: blondinen sind doof, rothaarige feurig u.s.w.

Gut, dann wäre ich eine putzwütige, feurige Person, die dazu noch arrogant ist. *lach*

Schmetterling du hast auch recht. Ich setze mich soweit mit der Kultur auseinander, wie ich sie eben jetzt in unserem Heiratsverfahren erlebe. Wenn mein Partner heute zu mir sagt, dass es in Angola ein Sprichwort gibt: In der Schweiz haben sie die Uhren, wir haben die Zeit. Dann glaube ich ihm das und sehe es auch so. Was für uns wichtig ist, Dokumente, ist für die Menschen in Angola uninteressant. Korruption ist leider ein grosses Thema. Das habe ich auch miterlebt. Wir fanden jemanden, der direkt bei der Behörde in Ujge arbeitet, der wollte für einen Assento 3000 Dollar! Er ging dann runter auf 1000 Dollar. Diese Korruption wollte ich zu Anfang nicht glauben. Weil mir dies, als Schweizerin, total unbekannt war und ich nur im TV darüber hörte, wie es in anderen Ländern ist. Ich bin dabei die Sprache zu lernen, was aber eher schwierig ist. Französisch ist für mich die Alternative, das hatte ich schon in der Schule ;) In Angola wird neben Portugiesisch auch Lingala und Französisch gesprochen. Die Grenze zwischen Congo und Angola ist so schmal, dass die Einwohner nicht wissen, wo sie genau ist. Ich weiss wie meine zukünftigen Schwiegereltern aussehen und meine Schwägerinnen. Und ich konnte, wenn auch nur auf einer DVD an einer Beerdigung teilnehmen, diese hat mich sehr berührt und obwohl ich niemanden persönliche kenne, liefen mir Tränen aus den Augen. Die Art und Weise, wie es eben zelebriert wird mit der Musik und wie jeder mit einer weissen Feder über den Sarg streichelt, das hat mich wirklich tief beeindruckt. Nur war ich nicht gefasst darauf, dass der Sarg nochmals geöffnet wird und zuckte daher auch ziemlich zusammen als dieses Bild kam.

Ich weiss, dass es in Angola Geschäfte hat, wo man mit Dollar zahlen kann und das es dort die besseren Lebensmittel zu kaufen gibt. Und das man mit Dollars auch eine bessere medizinische Versorgung bekommt. Auch sicherlich ein Teil von Korruption, jedoch würde ich nicht zögern Dollar nach Angola zu senden, wenn jemand aus der Familie Hilfe braucht. Wer mir als einzige etwas Sorgen macht, ist meine jüngere Schwägerin, 19 Jahre alt und absolut nicht motiviert etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie erwähnte, dass sie gerne schneidert und sie macht nun eine Lehre. Wir haben ihr versprochen, wenn sie die Lehre durchzieht, dass wir ihr dann einen Laden organisieren. Hoffentlich ist das für sie genug Motivation. Ansonsten ist Angola katholisch, hat zwei Flughäfen und einige Hotels.

Natürlich ist es nicht das selbe, aber immerhin fühle ich mich, auf meine Weise, mit dem Land verbunden, weil mein Partner dort aufgewachsen ist. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Elefanten langsam wieder nach Angola zurückfinden und das es Menschen gibt, die helfen.

LG

Babou
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Babou »

Was bringts?????

Ich denke verallgemeinen kann man die Antwort nicht, wie die Beiträge hier bestätigen.

Für mich persönlich war und ist es wichtig das Land, die Familie, die Umgebung meines Mannes zu besuchen und in sie einzutauchen. Ich bin ein neugieriger Mensch und bin immer wieder fasziniert von der anderen Lebensweise und was diese mit mir macht.

Wenn ich mit meinem schweizer Tempo und den Strukturen von Arbeit, Haushalt, Kind, Familie etc. in die Sommerferien zu meiner tunesischen Familie komme, ernte ich entweder ein beschwichtigendes Lächeln oder habe sofort Streit, weil alle denken: mach mal halblang bei 40° Hitze. Und es tut mir sooo gut wenn ich dann das Tempo und die Anspannung herunterfahren kann.

Doch was bringen mir diese Erfahrungen im bezug auf meinen Mann? Da schwanke ich sehr. Manchmal denke ich, es hilft, dass wir gegenseitig die Herkunft des anderen kennen, manchmal denke ich, im Alltag zählen wir nur als Menschen. Egal welche Herkunft, wir müssen unsere Familie und unser Leben gestalten.

Einerseits verbindet uns das Kennen der anderen Kultur, andererseits trennt uns dises Wissen auch. Unsere Lebensgeschichten beginnen soooooooooooooo verschieden. Da gibt es Teile die wir vom anderen nie verstehen und nachvollziehen können. Es schwingt auch Wehmut darin, mindestens einer von uns wird immer 'fremd' sein und ein Teil seiner Geschichte und Familie weit weg sein.

Schmetterling
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Schmetterling »

@babou
aber es ist doch gut zu wissen, dass gerade dort wo man sich nie verstehen wird, den Hintergrund zu kennen. Denn vielmals sehe ich, dass manche vom Partner Dinge erwarten, die durch ihre Konstellation einfach "nicht möglich" sind. Ich sehe durch die Kultur meines Mannes, wo ungefähr die Grenzen sind, wie weit wir uns annähern können oder was "starre Werte" sind, die man besser nicht anfasst, oder Tabuthemen, etc.

Adwoa
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Adwoa »

Schmetterling, du schreibst mir aus der Seele!
Ich war 8 Monate im Land meines Mannes, habe dort gearbeitet und zuerst bei einer Gastfamilie gewohnt und danach mit meinem jetzigen Mann. Mir hat es sehr viel geholfen, dort die Kultur kennen zu lernen, andere Leute vom gleichen Land. Ich konnte so ein bisschen lernen, was/ welches Verhalten kulturell bedingt ist, was personenabhängig. Z.B. tat es gut, schon in meiner Gastfamilie zu sehen, dass sich eine Person für kurz verabschiedet ohne zu sagen wohin, und erst nach 5 Stunden wieder kam. Das ist dort gang und gäbe. Hätte ich das nur von meinem Mann so kennengelernt..... uh, ich glaube dann hätte ich viel mehr Mühe gehabt damit umzugehen! Dies nur so als kleines Beispiel!

Was Condor geschrieben hat, man sollte erst nach der Rückkehr heiraten, oder eben nachdem man das Land des Partner kennengelernt hat, mag gut sein (für mich war es sehr wichtig) nur leider ist das oft nur einseitig möglich! Bei uns z.b gab es keine chance für meinen Mann, mich in meinem Kulturkreis/Heimat kennenzulernen, da er kein Visum zum Besuch erhielt! Ich hatte viel mehr Angst, dass er mich anders kennenlernt in der CH und dann von mir enttäuscht ist, als dass ihm die CH nicht gefällt. Denn ich glaube schon, dass ich/allgemein die Leute, sich in einer fremden Kultur anders verhalten als in der eigenen!

alte häsin
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von alte häsin »

Adwoa hat geschrieben:....
Bei uns z.b gab es keine chance für meinen Mann, mich in meinem Kulturkreis/Heimat kennenzulernen, da er kein Visum zum Besuch erhielt! ..... Denn ich glaube schon, dass ich/allgemein die Leute, sich in einer fremden Kultur anders verhalten als in der eigenen!
ja, das ist die crux, wenn ein paar sich nicht in der schweiz/EU kennen lernt, es ist praktisch unmöglich, ein "probeleben" und wenns nur 3 monate wäre, zu führen. die IG Binational befürwortet deshalb ein verlobungsvisum! unsere behörden haben jedoch halt viel angst vor migranten, dass sie die schweiz als paradies wahrnehmen, und sicher nie mehr zurück wollen....
sicher bräuchte es ein paar sicherheitsvorkehrungen, dass nach dem visumablauf die personen wieder nach hause gehen, wir sind ja nicht blauäugig!!!!!!!
Redaktion
INFO · BINATIONAL
www.ig-binational.ch
der infoletter ist für mitglieder der IG Binational inbegriffen

Shannon
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Für ein Verlobungsvisum bin ich auch!! Also unsere Unterschrift habt ihr. :D Wäre vielleicht noch freundlich, wenn man dies auch erteilen würde ohne das die Paare bis vor Bundesgericht müssen. Es wird sicher eine Lösung geben, eben diese Sicherheit. Ausserdem bin ich der Meinung, dass es eine Frau merkt, wenn der andere es nicht ernst meint.

Und dieses Verlobungsvisum sollte man auch zweimal anfordern können. Also nach drei Monaten nach Hause und nach einer Zeit nochmals. In dieser Zeit könnten die ja Befragungen durchführen. Oder am Besten am stellt überall bei einem heiratswilligen Paar Kameras auf. :D *sorryaberistdochwahr* :twisted:

Babou
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Re: Was bringt's???

Ungelesener Beitrag von Babou »

Ja, es ist einfacher und sehr bereichernd, wenn man sich gegenseitig besuchen kann und das Land und den/die Partner/in besser kennen lernt. Früher war es möglich Visas zu erhalten und hat dies erleichtert. Doch ob ich einen Partner der nicht arbeiten kann für 3 Monate zu Besuch bei mir haben möchte, würde ich mir vorher gut überlegen. Und dann kommt dazu, wer kann 3 Monate Ferien machen, wenn er/sie arbeitet um den anderen zu besuchen? das heisst auch mit einem Verlobungsvisa sind nicht alle Probleme gelöst.

Schmetterling und Adwoa ich bin natürlich einverstanden, dass ich es hilfreich finde das Land und die Kultur meines Mannes kennen zu lerne und auch sehr froh war, dass er die Schweiz kennenlernen konnte bevor wir geheiratet haben. Doch Tabus und starre Werte akzeptiere ich nicht in meiner Partnerschaft. Alles ist verhandelbar. Was wir jeweils vom anderen akzeptieren können oder nicht ist dann eine andere Frage und kann Konsequenzen haben. Es gibt keine Themen die ich nicht anspreche nur weil sie eventuell kulturelle Tabus sind. Das ist für mich eine der grossen Chancen der bikulturellen Beziehungen, gegenseitig auf diese Themen angesprochen zu werden.

Adwoa, welchen Unterschied macht es für Dich, ob das Verhalten Deines Mannes kulturel oder personenabhängig ist? Bei deinem Beispiel geblieben, er verabschiedet sich kurz, Du denkst er kommt nach 10 min. wieder und er kehrt dann am Abend zurück. Welchen Unterschied macht es für Dich, wenn Du denken kannst, das machen ja viele so, das ist normal?

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