Konflikte

Bereits jede zweite Ehe wird zwischen Menschen verschiedener Staatsangehörigkeit geschlossen. Binationale Partnerschaften und Familien gelten aber noch zu oft als Sonder- oder Problemfälle. Das muss sich endlich ändern!
Malaika

Konflikte

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Wie geht ihr mit Konflikten um? Und eure Partnerin/euer Partner? Werden Konflikte im Heimatland der Partnerin/des Partners anders gelöst, als ihr es euch gewohnt seid? Wie? Kommen Konflikte bei euch ü vor? Oder ist alles ganz harmonisch? Sprecht ihr Konflikte an? Werden sie ausdiskutiert? Oder kehrt ihr sie lieber unter den Teppich? Nehmt ihr euch die Zeit und Freiräume, um ü Unstimmigkeiten zu diskutieren? Und wenn alles nichts hilft? Wird dann die Familie beigezogen? Oder bekommt ihr ü von Freunden oder Landsleuten? Welche Erfahrungen habt ihr mit öffentlichen Stellen oder Beratungen gemacht?

akos
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kibobo
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ich fand es spannend, dass mein mann in der zeit als wir in uganda waren bei jedem familienkonflikt als "ältester sohn" den ü cousins in familiensitzungen seine meinung sagen musste, und zusammen lösungen finden. die eltern waren zwar dabei, und haben vielleicht zuerst mit ihm gesprochen, aber in der familiensitzung war es ziemlich ihm ü die cousins auf den richtigen weg zu weisen und allenfalls zwischen den parteien zu vermitteln.
wenn wir zwischen uns konflikte haben, dann sehe ich in der bearbeitung keine kulturellen, sondern charakterliche aspekte.

akos
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Keria
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Wir ü meist typische Mann-Frau Konflikte. Ich möchte stundenlang das Problem von allen Seiten ausleuchten, mein Mann sieht in diesen stundenlangen Erörterungen wenig Nutzen (und ich beginne den Vorteil einer kurzen Problemlösung zu sehen, obwohl Reden ü Probleme aller Art nach wie vor zu meinen frauenspezifischen?? Hobbies gehört :P).

Yamini
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Ungelesener Beitrag von Yamini »

Mir gehts genau wie Keria: Am liebsten wuerde ich alles zu Tode reden, dann ist es erst wirklich vom Tisch. Mein Mann meint dazu meist in den ersten 5 Minuten, "ja, aha, mhm", in den naechsten 5 Minuten "this is too much blabla" und in den letzten 5 Minuten laeuft er einfach weg oder beginnt, laut mit Pfannen zu klappern;-).

Mittlerweile versuche ich, nur das Allerwichtigste wirklich stur durchzudiskutieren und auch mal etwas sein zu lassen; das spart enorm viel Energie. Er macht dafuer auch mehr Anstalten, mir zuzuhoeren, Argumente vorzubringen und sich mitzuteilen. Ich glaube, in seinem Heimatland ist es auch eher Brauch, Dinge tot zu schweigen, besonders als Mann. Und wenn dann alles so richtig schief geht, dann fliegen eben die Fetzen und keinem von uns ist dann die Zeit zu teuer, seinen Standpunkt stur und mit lautstarken Argumenten durchzusetzen. Meistens, indem wir einander mit vielen langen Worten nicht viel anderes sagen als: "This is too much blabla".

Happy conflict resolving wuenscht

Yamini
"There are no short cuts to any place worth going to"

Yamini
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Ungelesener Beitrag von Yamini »

Uebrigens streiten wir uns viel weniger, seit wir nicht mehr in der Schweiz leben (weniger Kaelte, Naesse und Grau? Neutrales Land Australien?), und darueber bin ich enorm froh. Die Streitereien waren teilweise wirklich fast schon laecherlich, so oft kamen sie vor. Vielleicht waren es auch Anlaufschwierigkeiten, wer weiss...

Mittlerweile meiden wir Themen, bei denen wir uns nach wie vor nicht einig sind - Religion, Halal-fleisch, Beschneidung, die Notwenidigkeit eines Autos gegen die Notwendigkeit des Umweltschutzes. Andere Themen werden auf taeglicher Basis erfochten, z.b. die Pfannen auf dem Ofen, die hingepfluetterten Schuhe am Eingang, das Wasser im Bad nach ablution, das ewige Internetsurfen (ja, ich bin also auch kein Engel, soviel sei klargestellt!). Auch diese Themen sind an sich schwarze Loecher, die haben kein Ende. Trotzdem gehoeren sie zum Alltag.

Die Familie wird bei uns beiden nie eingeschaltet - bei ihm nicht, weil das einfach nicht gemacht wird dort, und wenn dann nur, weil man sich gleich scheiden lassen will. Bei mir deshalb nicht, weil es noch viel zu tief in mir drinn ist, dass meine Familie mit meiner Heirat grosse Muehe hatte und ich mit grosser Wahrscheinlichkeit auf "wir wusstens ja schon lange", "das sagten wir schon immer", "du hast dirs selbst so ausgesucht" stossen wuerde, alles Kommentare, die wenig weiterhelfen, wenn man Unterstuetzung braucht. Waere ich in echter Not und wuesste nicht mehr weiter, wuerde ich mich als erstes an dieses Forum und an Freundinnen wenden; kaeme es jemals so weit, dass ich mir eine Trenung vorstellen koennte, wuerde ich mir professionelle Hilfe suchen, dies jedoch sehr sorgfaeltig angehen. Solche Gedanken mache ich mir aber schaurig ungern (auch wenn es gut ist, hat man sich sie mal gemacht).

Alle Gute,
Yamini
"There are no short cuts to any place worth going to"

sonnenblume
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Re: Konflikte

Ungelesener Beitrag von sonnenblume »

Also mir geht es ganz ähnlich wie Yamini und Keria. Ich rede gerne und sofort über Probleme, leuchte sie aus, analysiere und mein Partner hört am Anfang interessiert zu, dann immer weniger, dann meint er "Yeeees. We had that before. Yes, you told me one hundred times! Am I deaf?! Yeees, I told you I will do this. You don't have to tell me again." Oder so ähnlich. Für ihn ist es schon lange klar, für mich noch lange nicht vom Tisch, da ich sicherstellen will, dass er versteht, was ich warum meine und mir das auch verbal "ausführlich" bestätigt.

Ich denke (und analysiere hiermit schon wieder), dass diese Gewohnheiten einerseits typisch sind für alle Beziehungen. Dass Frauen, zumindest in der Schweiz, wohl eher viel reden und Männer eher diejenigen sind, denen man alles aus der Nase ziehen muss, so höre ich jedenfalls auch von Freundinnen mit einheimischen Partnern.. andererseits hat es damit zu tun, dass wir hier in der Schweiz ziemliche Detailfanatiker sind, eine grosse Menge an expliziter Information benötigen, um uns in einer Gesprächssituation zurechtzufinden, während Menschen, z. B. aus Afrika, viel allgemeiner oder umschreibend reden und mehr "Zwischen-den-Zeilen" lesen, ohne die Dinge benennen zu müssen. Ich höre dazu immer wieder von meinem Partner: Wenn du mir das sagst, dann reicht mir das. "I have an idea." Ihm ist es dann z. B. egal, ob mir so kalt ist oder so, er hat verstanden, mir ist kalt, ich brauche einen Pulli, mehr braucht er nicht zu wissen. Oder anders gesagt: Wenn er z. B. einem Afrikaner erklärt, wie kalt es hier im Winter ist, dann sagt er: "You can put your coke on the balcony and it freezes like in a freezer." Er würde nie sagen, es wird unter Null Grad. Dies ein simples Beispiel, wie präzise Angabe wir doch immer machen und wie z. B. ein Schwarzfrikaner damit dann doch nicht viel anfangen kann. Vereinfache und umschreibe, und du wirst verstanden. Ich für meinen Teil tue mich schwer damit, aber ich verstehe langsam, warum es ihm manchmal reicht, wenn ich noch ein Argument bringe und noch eins. Er hat schon lange verstanden, worum es mir geht.

Malaika

Re: Konflikte

Ungelesener Beitrag von Malaika »

jaja, interkulturelle pragmatik ist ein schwieriges thema! :roll:

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