Die haben doch alle einen Knall!

[akos]

Ich bin etwas beruhigt, dass ich doch nicht ganz alles falsch verstanden hab.

Ich möchte aber anfügen, dass ich keinesfalls Shannon vertreiben möchte. Vielleicht, wenn sie sich einen Ruck gibt, kann sie ja doch das eine oder andere hier lernen. Und wenn sie keine Lust auf uns hat, so bleibe ich bei meinem ersten Rat:
Liebe Shannon. Es gibt sehr viele Schiffe die zwischen Europa und Afrika verkehren. Bitte besuch doch einmal Afrika. Ich bin mir sicher, danach wirst du einiges anders sehen oder verstehen. Zumindest in eurer Beziehung.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ihr so eine Reise gemeinsam macht, z.b. als Hochzeitsreise.
Ich möchte noch erklären, weshalb das in meinen Augen so wichtig ist:
Ich habe viele Beziehungen gesehen zwischen Schweizern und Afrikanern. Und immer wieder sehe ich, wie Schweizer ziemlich blauäugig über Afrika denken, oder einfach überhaupt keine Ahnung haben vom Land des Partners (oder vermutlich vom Partner sogar über das eigene Land belogen werden, hab ich alles schon erlebt). Und immer wieder habe ich gesehen, wie der schweizer Partner auf afrikanische Selbstverständlichkeiten mit totalem Unverständnis und Ablehnung reagieren. Das sind meistens kleine Dinge, die erst nach und nach im Alltag auffallen. Doch würde man Afrika und das Leben dort besser kennen, dann wäre sofort klar, weshalb es so ist und man kann besser damit umgehen. (andernfalls denkt man meist gar nicht darüber nach und der Partner weiss auch nicht wieso man sich aufregt, weil es für ihn ja sonnenklar ist, etc.).
Ich hoffe du nimmst bald ein Schiff unter die Füsse

[talina]

ich seh ja auch diverse dinge und bin ja jetzt auch schon 10 jahre im afro-euro kuchen mitdrin. mich störts einfach sehr, dass immer so zwischen liebes-und papierheirat unterschieden wird. auch eine papierheirat kann sich zu was echtem entwickeln-vielleicht nicht zu wahrer liebe, aber zu freundschaft und interesse.

und noch was-mir geht das afrikanische ja manchmal so dermassen auf die nerven muss mich fast dafür entschuldigen.

und nicht vergessen:auch das dauernde zweifeln an der echtheit von gefühlen zermürbt-nicht unbedingt den partner aber vor allem sich selbst. "sich in der liebe an das halten was ist"-daran glaube ich. ich habe jahrelang gezweifelt-mit grund und grundlos-bis ich mir den riegel geschoben habe

[akos]

und noch was-mir geht das afrikanische ja manchmal so dermassen auf die nerven muss mich fast dafür entschuldigen.

Ist doch total normal! Oder geht dir das schweizerische etwa nie auf die nerven?

[talina]

ja nur das schweizerische kann ich besser zuordnen.
mich dünkts je länger ich mit westafrika verbandelt bin desto weniger versteh ich gewisse dinge. je tiefer man in eine kultur taucht desto mehr fragen tun sich auf.geht das jemandem auch so?

[John Doe]

danke, keria, für dein einschreiten!
ich hatte mehrmals eine lange antwort geschrieben, leider wurden sie alle vom computer wieder gefressen, jetzt lass ichs sein. ich finde, egal wie recht manche haben mögen oder dies zumindest meinen, wäre es schön, wenn wir gegenseitig auf unsere befindlichkeiten rücksicht nehmen könnten. im konkreten fall ist dies doch shannons thread.

akos, könntest du vielleicht eine eigene diskussion aufmachen für deine schiffsreise nach afrika, das würde mich sehr interessieren!

liebe shannon,
ich hoffe sehr, dass deine wut verraucht, und dass du weiterhin mit uns schreibst! hier noch der versprochene link zu den treffpunkt-programmen:
http://www.ig-binational.ch/forum/viewforum.php?f=59
liebe grüsse, heb der sorg und lass es dir gut gehen!
jd

[alte häsin]

darf ich wieder einmal alle daran erinnern, dass das konzept "Liebe" ein sehr eurozentrisches aus dem vorletzten jahrhundert ist?

liebe einfordern ist etwa so schizophren wie behaupten liebe sei ganz ohne materielle erwägungen.

wer weiss, ob "Liebe" nicht ein konstrukt von frauen ist, das eigentlich sicherheit meint? wer weiss, ob männer nicht sowieso s e x und haushälterin, resp. sicherung eines nachfolgers meinen?

zusammen leben und mit respekt und anständig miteinander umgehen, einander beistehen in GUTEN&SCHLECHTEN zeiten, das macht doch eine ehe aus ???

okay, ich bin nicht mehr 20 und habe einige illusionen weniger, ich wische vor meiner türe und behaupte nicht, dass ich alles weiss.

[Shannon]

Genau in guten und in schlechten Zeiten und nicht gleich beim ersten Streit auseinander rennen.

Einmal in der Woche muss er in sein DZ, damit die keinen Ärger machen. Und wir wechseln uns ab, eine Woche hat er Mühe damit zu gehen, die andere Woche ich. Wenn ich ihm dann so nachsehe, dann kommt so ein Gefühl in mir hoch von ganz tief unten und ich denke, dass dieses Gefühl Liebe ist.

Liest sich jetzt auch wie ein Kitschroman und alles voller rosa Zuckerguss :)

[Yamini]

Talina, ja du, ich kenne das gut, das Gefuehl, immer mehr und zugleich immer weniger von der westafrikanischen Mentalitaet zu verstehen. Respektive...irgendwie weiss ich immer mehr, und doch kann ichs manchmal nicht, wie du sagst, 'zuordnen'. Dann werde ich z.b. ungeduldig und manchmal auch ein Stueck weit untolerant. Trotzdem hat sich mein Leben enorm bereichert, seit mein Herz mit diesem Teil der Erde und seinen Leuten in Beruehrung gekommen ist, und das, trau ich michs zu sagen, wegen der Liebe zu einem Menschen, der von dort kommt.
Wir haben in Westafrika geheiratet und der Besuch dort war vor allem deshalb so wertvoll, weil 1) ich meinen Mann in ganz neuem Licht sah: er war stolz, ging aufrecht, so dass das Licht geradezu aus ihm herausstrahlte; er war frei und wurde respektiert, er uebernahm Verantwortung als einziger Mann im compound seiner Mutter, ich sah, wie er mit seiner mum, seinen Onkeln und Tanten, Geschwistern, Cousins und den Kindern umging; wie er Reis ass und in den Kleidern seines Landes durch die Strassen ging... Dinge, die er auch in der Schweiz tat, und sie doch dort so ganz anders tat. Das war ein Bild, das sich sehr von dem vom illegalen Asylbewerber unterschied, und das ich auch jetzt, wo er legal in Australien lebt, nicht sehe. Waehrned ich z.B. oft vergesse, dass er schwarz ist, ist ihm das sehr bewusst und er sagt oft, I liked the party but I was the only black, oder aehnliches.

Wenn man zuhause ist, ist man einfach anders - man ist in seinem Element wie ein Fisch im Wasser, und da sich Westafrika und Europa doch recht unterscheiden, ist wohl auch die Gemuetswandlung gut wahrnehmbar.

2) Habe ich seine Familie getroffen und sehr lieb gewonnen; so kann ich es verstehen und auch ohne bittere Gefuehle unterstuetzen, dass er Geld nach Hause schickt. 3) Habe ich ein Land und ein Volk ins Herz geschlossen, wie ich es mit keinem anderen bisher tat, und das traegt mich dann, wenn ich weder mal Muehe mit der Mentalitaet habe!

Und 4) hab ich nun, so scheint es manchmal, mehr Heimweh nach Afrika als er! Ja, so kanns kommen...

[akos]

@talina
ich denke es ist ein fortlaufender Prozess. Es tun sich immer wieder neue Fragen auf, auf die man später eine Antwort findet. Doch es werden vermutlich immer mehr Fragen (und weniger Antworten?) oder man wird des Prozesses überdrüssig und möchte es manchmal einfach "einfach" haben, so wie es eben ist, "schweizerisch" ohne ständige "Arbeit" am hin- und herübersetzen zwischen zwei Kulturen.

[Shannon]

@Yamini

Du sagst es, von wegen 'schwarz' sein. Die Leute um uns herum gucken doof als würden ihnen gleich die Augen rausfallen und man kann fast die Gedanken lesen. Zuerst checken sie mich ab und dann ihn. Zuerst nervte mich das und ich glotzte einfach zurück, aber inzwischen.....ich vergesse total das er halt ne andere Farbe hat als ich.

Die SVP hatte mal einen Stand und sammelte Unterschriften. Der Typ dort hat meinen Mann gar nicht beachtet, das fand ich ziemlich......

Er möchte irgendwie nicht nach Hause fliegen. Der Kontakt zu seinen Eltern ist sehr sehr klein geworden, obwohl ich ihn immer wieder darauf anspreche ob er nicht mal anrufen möchte. Es scheint mir fast so als wäre er enttäuscht von seiner Familie. Er sagte dann auch mal das er meine Eltern und natürlich mich als seine Familie ansieht. Natürlich würde er nach Luanda fliegen, aber er hat grössere Wünsche.

Er hat ein sonniges Gemüt wie man so schön sagt. :) Also geht er auch als illegaler hier aufrecht durch das Leben. Während andere Sans Papiers über die Schweiz schimpfen, findet er immer herzliche Worte. Ihm gefällt es hier, er ist dankbar hier zu sein. Zu seinem Glück fehlt ihm halt nur noch einen Job.

lg