Afrikanische Literatur

Keria
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Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von Keria »

Hallo zusammen,

hier gibt's Platz für Bücherempfehlungen, Buchbesprechungen, Links zu afrikanischer Literatur etc.

Diesen Link finde ich super, eine sehr ausführliche Zusammenstellung:
http://www.annas-afrikanische-autoren.de/

Vor kurzem habe ich "Das Lächeln der Nemesis" gelesen, der neuste Roman von Darko Amma, sehr interessant und spannend.

Sehr schön finde ich die Kinderbücher von Asare Meshack, z.B. "Als Sosu sein Dorf rettete", die Bücher sind auch sehr schön illustriert und es gibt viele davon auch auf Deutsch.

Was lest ihr so?

Liebe Grüsse

kibobo
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von kibobo »

Habe auch noch einige Links und Bücher zuhaue, die ich dann mal posten werde! etwas Geduld...

Für den Moment einen Auszug aus "Frauen in Afrika, Erählungen und Berichte" dtv, 1.Aufl. 1987, München, S.107 - 115

Ich habe diese Kurzgeschichte heute morgen gelesen und fand sie sehr eindrücklich beschrieben. Ich bin sicher, dass es vielen Meschen ähnlich geht wie:

Ndèye Nianga Mbaye

Fremdes Zuhause

Die Boeing 747 der Air France war soeben af der nassglänzenden Landebahn in Orly gelandet. Daba sah sich einem feinen Herbstregen ausgesetzt, als sie sich eilig auf die Abfertigungshalle zubewegte, in der eine bunte Menschenmenge af die Passagiere wartete. Sie betrat die Halle und ging, nach kurzem Zögern, auf einen Schwarzen zu, der ihr den Rücken zuwandte. Sie blieb einen Augenblick hinter ihm stehen, dann zupfte sie ihn an seiner Jacke. Der Mann drehte sich um, und ihre Blicke trafen sich. Sie betrachteten sich eine Sekunde lang, dann sagte der Mann in die Stille hinein: "Wie schön du bist!" "Ich habe dich sofort erkannt." "Stimmt, du hattest ja mein Foto; ich hingegen bin sozusagen doppelt überrascht, dich nämlich noch schöner vorzufinden, als ich mir dich vorgestellt habe."
Daba musste lachen, amüsiert, aber auch glücklich über ihr Herzklopfen.
"Das Gepäck", sagte Moussa schliesslich.
Einen Augenblick spter schleppte er zwei schwere Koffer, gefolgt von seiner Frau, die er eben zum ersten Mal gesehen hatte.
Daba war die Tochter von Karamoko, einem reichen Kaufmann in Dakar, Mousas Onkel. Hochgewachsen und schlank, war sie, mit ihrem maurischen Teint und ihren grossen schwarzen Augen, von der Natur wahrlich verwöhnt worden.
Moussa war vr zehn Jahren von seiner Familie fortgegangen; nach Abschluss seiner Studien war es ihm gelungen, eine Stelle als Wirtschaftsprüfer in einer grossen Pariser Firma zu finden. Er war ein gutausehender Senegalese, sehr dunkel, gross, schlank, mit geschmeidien Bewegungen. Bei den Sudentinnen kam er ausgesprochen gut an, ebenso bei den leicht zu erobernden Mädchen eines gewissen Milieus. Aber dann, eines schönen Tages, hatte er die Herumtreiberei satt und schrieb seinem Onkel einen Brief, in dem er ihn um die Hand einer einer drei Cousinen ba, mit enen ihn Erinnerungen an gemeinsame Spiele in der Kindheit verbanden. Der Onkel hatte ihm höchst erfreut geantwortet und ihm die Älteste vorgechlagen, Daba. Oumy und Rama "können schliesslich noch warten", sagte er. Er hatte die Hochzeit in Abwesenheit des Ehemannes feiern lassen und ihm Dabas Ankunft in Paris angekündigt.
Moussa hatte sich keine besonderen Sorgen gemacht. Er hatte in seiner Erinnerung drei grosse, fröhliche junge Mädchen vor Augen, aber auf diese "Göttin des Nils", mit der er von nun an sein Leben teilen würde, war er nicht gefasst gewesen. Daba hingegen wusste genau, wen sie geheiratet hatte. Es gab schliesslich zahlreiche Fotos, mit denen der "Pariser" das Familienalbum füllte, dann die Berichte der Studenten, der Verwandten, wenn sie von ihren Reisen zurückkehrten, wodurch die Chronik über den fernen COusin für gewöhnlich auf den neuesten Stand gebracht wurde.
Moussa rief ein Taxi und liess Daba einsteigen, bevor er sich neben sie setzte. Der Chauffeur verstaute das Gepäck und nahm wieder am Steuer Platz, wobei er seine Mütze zurechtrückte. "Rue de Bernet, Nr.16", sagte Moussa.
Das Taxi startete und fuhr in Richtung Stadtmitte. Es regnete noch immer. Daba klapperte mit den Zähnen. Mousa zog seinen Mantel aus, um sie damit zu bedecken. Man konnte in dem Dämmerlicht die Häuser und die Plätze entlang der Strasse nicht erkennen, denn das Taxi fuhr mit flottem Tempo, und die Lampen leuchteten schwach durch den Regen. Die Eheleute schwiegen. Man hörte nur noch das Dröhnen des Motors. Das Taxi bremste, und Moussa fuhr hoch, als wäre er aus einem Traum aufgeschreckt. Daba kauerte noch in ihrer Ecke. "Wir sind da Madame,", sagte Moussa.
Er stieg aus, reichte der stummen Daba die Hand und fuhr mit ihr mit dem Aufzug bis in den dritten Stock hinauf, wo Moussa ein Drei-Zimmer-Appartement bewohnte, von welchem die eben Angekommene wegen seines gedämpften Lichtes, des behaglichen und heimeligen Eindrucks, den es ausstrahlte, entzückt war, aber auch wegen des Fremden, Ungewohnten, das ein anderes Leben ankündigte. "Ein anderes Leben" ... War das nicht irgendwie grosartig? Mühelos konnte sie sich vorstellen, als Touristin hierher geraten zu sein. Aber nein, das war nun ihr Zuhause, und sie war die Frau ihres so anziehenden Cousins.
"Moussa, bin ich als Touristin hier und besteige morgen schon wieder das Flugzeug, oder ist das alles wahr?" Moussa umarmte sie lange, dann, nachdem er sie wieder freigegeben hatte, fragte er: "Und nun?"
"Jetzt bin ich zu Hause", antwortete Daba heiter.
Der Abend endete mit einem Abendessen, zusammen mit Moussas Freunden, in einem er feinen Restaurants der Stadt.
Die Flitterwochen zogen sich vergnüglich und abwechslungsreich dahin, denn Moussa hatte sich mehrere Tage freigenommen, um seiner Frau dabei zu helfen, Paris zu entdecken und sich an das neue Leben zu gewöhnen, vor allem jedoch, damit er sie auch selbst besser kennenlernte.
Moussa ging wieder zur Arbeit und Daba, die eine grosse Familie um sich gewöhnt war, lernte, nun allein, die langen Tage der Grossstadt kennen. Drei Zimmer waren schnell geputzt, und Moussa ass mittags nicht zu Hause. EIn Sandwich, ein Salat, eine Tase Milch waren alles, was Daba zu sich nahm, während sie auf den Abend wartete. Moussa kehrte bei Einbruch der Dunkelheit heim, mit seinen langen Beinen, einem breiten Lächeln auf den Lippen und die Hände voll mit Zeitungen und Obst. Daba war auch einkaufen gegangen und hatte gekocht, dann hatte sie sich gewaschen, Parfüm aufgelegt und wartete dann, immer korrekt gekleidet, denn Moussa liebte es nicht, wenn man nicht korrekt angezogen war. Er hielt dies für ein Zeichen von Nachlässigkeit. Ihre Flitterwochen verlebten sie glücklich und ohne irgendwelche Zwischenfälle. Einen oder zwei Monate später begann Daba sich zu langweilen.
Moussa bemerkte ihre Langeweile und schlug ihr vor, zusammen mit ihm in der Stadt zu essen. Sie stimmte zu, in der Hoffnung, dadurch etwas weniger allein zu sein. Aber kaum war sie wieder zu Hause, wurde sie abermals von Traurigkeit ergriffen. Manchmal hatte sie sogar ein Gefühl der Angst in diesem Haus und lauschte auf Stimmen und Schritte, um sich abzulenken. Moussa war ebenfalls beunruhigt, sie in so schlechter Stimmung zu sehen. Er schlug ihr vor, sich im Kino die Matinee-Vorstellungen anzusehen oder am Abend vor sechs Uhr ein wenig spazierenzugehen, was sie ablehnte. Sie las lieber Fotoromane oder strickte. So vergingen die einsamen Stunden schnell, denn manchmal war sie geradezu erstaunt, dass Moussa schon zurückkehrte. Zwischen den Eheleuten herrschte wieder Fröhlichkeit. Moussa versprach, für sie Arbeit zu suchen, damit sie den ganzen Tag über eine Beschäftigung hätte. Eines Abends indessen, als sie aus dem Bad kam, schien es ihr, als höre sie Stimmen im Wohnzimmer. Sie ging hin, um nachzusehen, tadelte sich aber gleich selbst wegen ihrer Dummheit. Die Wohnungstür war abgeschlossen. Es war auf dem Rückweg in ihr Zimmer, dass sie zum erstenmal das Flüstern hörte, das sie von nun an nicht mehr losliess: "Kehr zurück! Kehr zurück nach Dakar!" Sie schreckte hoch, rieb sich die Ohren und fuhr auf der Couch im Wohnzimmer sitzend mit ihrer TOilette fort. Sie hatte das Gefühl, dass direkt neben ihr jemand stand, der unentwegt sagte: "Daba, komm zurück nach Dakar!" Es war wie ein Windhauch. Sie lief zum Fenster und lehnte sich hinaus bis zu Moussas Rückkehr. Dieser bemerkte sofort, dass irgend etwas mit ihr nicht stimmte.
Daba war aufgeregt und nervös. Sie redete wirres Zeug, und sprang beim kleinsten Geräusch auf. Moussa lud sie ein, mit ihm auszugehen. Sie verbrachten die halbe Nacht im Kino und danach in einer Bar. Moussa konnte zufrieden sein, denn Daba, wieder besserer Stimmung, zeigte sich gut gelaunt. Wieder zurück, schlief sie ohne Alptraum, was ihren Mann beruhigte.
Das Wochenende verlief ruhig, aber am Montag morgen zögerte Daba eine ganze Weile, bevor sie sich entschliessen konnte, ins Badezimmer zu gehen. Moussa war schon lange weg, und sie war noch im Bett geblieben, aus Angst, sich wirklich allein wiederzufinden. Was sie befürchtete, geschah. Kaum hatte sie die Schwelle zum Bad überschritten, setzte das Flüstern wieder ein. Sie drehte den Wasserhahn zu, um das Plätschern abzustellen, schloss die Augen, um in sich hineinzuhorchen und sich vielleicht zur Vernunft zu bringen, aber das Flüstern blieb trotz allem da: "Geh zurück, geh zurück nach Dakar!"
Dabas Entscheidung war gefallen: Sie musste nach Dakar zurück, selbst gegen den Willen Moussas.
Sie hatte keinerlei Appetit mehr und verlor jede Lust an ihrer Arbeit. Sie stellte einen Stuhl ans WOhnzimmerfenster, das zur Strasse hinausging, und sah hinaus. Nicht etwa, um das Hin und Her der Passanten zu betrachten, die Autos oder die Strassenbahnen, von denen sie immer faziniert war. Sie sass da, um sich Beruhigung zu verschaffen, irgendwelche Geräusche zu hören und diese Stimme zu vertreiben, die ihr Angst machte, aber auch, um über ihr Schicksal nachzudenken. Heisse Tränen liefen lautlos über ihre Wangen. Sie war entschlossen. Welche Macht es auch immer war, die da versuchte, das Kommando über ihr Leben zu übernehmen, sie würde ihr gehorchen, zumindest würde sie ihr nicht ausweichen und versuchen, sie zu ergründen. Sie wollte aber nach Dakar zurückkehren, ohne Porzellan zu zerschlagen. Moussa würde ihr dieses anhaltende "Flüstern" nie glauben, diesen "Hokuspokus", sondern ihre Rückkehr anderen Motiven zuschreiben. Er würde ihr vielleicht niemals verzeihen. Es müsste also so sein, dass Moussa selbst ihr vorschlug, zurückzufahren. Wahrscheinlich würde sie nie herausbekommen, ob sie in diesem Konflikt, der ihr fast das Herz zerriss, wirklich verrückt geworden war oder ob sie dies nur vorgab. Jedenfalls hatte sie schlagartig jede Lust verloren, zu lachen, sich zu amüsieren, zu essen oder die Wohnung sauber zu halten. Apathisch lies sie die Zeit verrinnen, ohne irgend etwas zu tun, ohne auch nur einen Finger zu rühren, nur auf die Stimme hörend, die von Ferne sagte: "Kehr zurück nach Dakar!"
Wenn dies eine Komödie sein sollte, war sie schnell traurige Wirklichkeit geworden. Moussa der zunächst verwirrt war, wusste nicht, was er tun sollte. Was konnte er ach tun in dieser fremden Stadt, mit dieser Frau, die nicht mehr redete, sich nicht mehr um den Haushalt oder um die Küche kümmerte, nicht ausgehen wollte und auf alle seine Vorschläge nur mit trübsinnigem Blick und völlig verständnislos antwortete.
"Meine Frau ist verrückt geworden", dachte Mousa, "Daba ist verrückt", und er machte sich Vorwürfe.
Schliesslich hatte er die Lösung gefunden: Er würde sie für einige Zeit nach Dakar zurückschicken. Aber wie sollte sie in diesem Zustand alleine reisen? Jedoch, als das Wort "Dakar" fiel, reagierte Daba zum ersten mal in den zwei oder drei Tagen, welche die seltsame Krise nun schon anhielt, wie ein lebendiges, wahrnehmungsfähiges Wesen: "Ja", sagte sie, "ich will."
Er packte den Koffer für sie und schleppte sie, während er die Unzahl von Reiseformalitäten erledigte, überallhin mit, weil er nicht wagte, sie alleine zu Hause zu lassen. Sie lebte an diesem Tag ein wenig auf, fand wieder zu sich selbst und hatte beim Essen im Restaurant einen fast fröhlichen Gesichtsausdruck. An einer Ecke des Tisches schrieb Moussa einen langen Brief an seinen ONkel: "Ich weiss nicht ... Ich verstehe nichts mehr ... Ich habe ihr nichts getan ... Ich liebe sie ... usw.", Aufschreie eines bangen Herzens, klebte den Umschlag zu und liess ihn in Dabas Tasche gleiten.
Daraufhin gab er ein Telegramm auf, in dem er die plötzliche Rückkehr seiner Frau ankündigte und darauf drang, sie am Flughafen von Dakar abzuholen. Auf der Gangway der DC 10, Air-Afrique, reichte sie ihrem Mann sanft die Hand und schlug ihre grossen Augen zu ihm auf. Moussa brach in Schluchzen aus vor lauter Mitleid und Liebe. Im Flugzeug schlief Daba ein, so müde war sie. Ihre ganze Familie stand am FLughafen Dakar-Yoff, besorgt, die Gründe für diese "Rücksendung" der Braut zu erfahren, die viel zu früh ins Haus des Vaters zurückkehrte. Aber die Befürchtungen verschwanden, kaum dass Daba aus dem Flugzeug gestiegen war. Sie hatte sich nicht mit Moussa überworfen. Sie war krank. Ihre Magerkeit und Abgespanntheit zeigten dies deutlich.
Man überhäufte sie mit Fragen: "Warum bist du zurückgekommen, Daba?" - "Bist du kran? Was fehlt dir?" Sie antwortete mit einem ruhigen Lächeln, bevor sie für alle hinzufügte: "Ich wollte nach Dakar zurück, und ich bin zurückgekehrt."
"Mein Gott", jammerte ihr Vater. Verhielt sich so eine gute Ehefrau? Ihre Mutter näherte sich Karamoko und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich kenne meine Tochter, und ich sehe ja, dass sie nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Sie ist wirklich krank, aber warten wir ab, ob Moussa uns erklärt, was passiert ist."
"Daba, was sagt Moussa zu deiner Rückkehr? War er damit einverstanden?"
"Nein, gar nicht, ich habe ihn osgar weinen sehen, und er hat einen Brief in meine Handtasche gesteckt." Sie öffnete die Tasche nd gab den Brief ihrem Vater. Karamoko las ihn und erfuhr die Ursache für die Rückkehr seiner Tochter. Er unterrichtete seine Frau und die anderen Familienmitglieder, die alle untröstlich waren, Daba in einem solchen Zustand zu sehen.
Zu Hause angekommen, liess Karamoko Demba zu sich rufen, den Fulbe-Marabut (=Derwisch der Fulbe) der Familie, welcher in aller Form erklärte:
"Dieses Mädchen hat das Meer überquert, ohne sich von Ndeuk-Daour und seine rabs (=Schutzgeister) zu verabschieden. Sie haben sich gegen sie verbündet und sie zurückgeholt. Sie hat Glück. Wäre sie noch länger geblieben, wäre sie verrückt geworden." Alle Frauen begannen zu weinen. "Aber weint doch nicht", sagte der Marabut, "sie ist doch zurückgekehrt oder?" Sie muss sich einer Reinigung unterziehen und dann nachholen, was sie schuldig geblieben ist, das ist alles."
Daba nahm ein Bad mit rotem Pulver, das man ihr zubereitete. Ihr Vater schlachtete, gemäss Dembas Anweisungen, ein Schaf, über das Daba dreimal hinwegsprang. Anschliessend tauchte sie ihren Finger in das heisse Blut und betupfte damit ihre Stirn. Sie warf in Begleitung ihrer Mutter eine weisse und eine rote Kolanuss und geronnene Milch ins Meer von Soumbedioune (=Vorort von Dakar). Zwei Tage nach ihrer ANkunft lachte Daba schon wieder und erzählte von ihrem Leben in Paris. "Welche EInsamkeit!" - "Du bist vor Einsamkeit krank geworden!"
Sie war wieder im vertrauten Kreise ihrer Familie, mit all den Plaudereien, die schon morgens begannen und bis zur Schlafenszeit nicht endeten, den zahlreichen Besuchen, dem Lachen der Erwachsenen und dem Weinen der Kinder. Diese Umgebung hatte ihr unbewusst gefehlt: die Brüder, Schwestern, Tanten, Nachbarn und Cousinen.
Sie selbst schrieb dies an Moussa, in einem äusserst zärtlichen Brief, in welchem sie davon sprach, bald die Reise zurück nach Paris anzutreten, sobald sie wieder Kräfte gesammelt habe. Mousa wartete nicht mehr, nahm ein paar Tage Urlaub und flog nach Dakar. Dort zu sein, in seiner Welt, mit seiner Frau, würde seinen "Akku wieder aufladen", sagte er lachend.
Daba war gesund und geheilt. "Ich war nicht wirklich krank", sagte sie und versuchte eine Erklärung zu formulieren. "Ich weiss, ich weiss", unterbrach sie Moussa, der damit verhinderte, dass sie auf jene schmerzlichen Momente zurückkam. "Mir hat es auch gut getan, zurückzukommen ... Und ich habe für dich Arbeit gefunden in Paris. Das heisst, nicht eigentlich ich, aber man hat mich gefragt, ob du nicht Lust hättest, als Fotomodell zu arbeiten, verstehst du? Bilder von dir in den Illustrierten ..."
"Aber ich werde nicht Nylonstrümpfe oder Unterwäsche vorführen."
"Na, dann posier' in Abendkleidern, die sind auf jeden Fall so lang wie ein Pagne", sagte Moussa lachend.
So nahmen sie glücklich und richtig aufgekratzt den Weg zurück in die "Zivilisation". Aber Daba trug, gut versteckt unter ihrem Gürtel, ein paar Amulette, die Demba ihr gegeben hatte, und Oumy hatte versprochen, sie würde sie für einige Monate besuchen kommen. "Erst Oumy, dann Rama", hatte Karamoko versprochen. "Aber komm uns nicht wieder so zurück, wie an dem Tag am Flughafen."

Keria
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von Keria »

Abrokyir Nkomo – Reflections of a Ghanaian Immigrant

It is often claimed, half-jokingly, that Ghanaians have such a penchant for travelling abroad that there is no country in the world, however far-flung, that does not have Ghanaian immigrants. Interesting questions inevitably arise. What is life like in these communities? What common values, if any, emerge? What are their shared experiences, hopes, aspirations and fears? How do they relate to family and friends back home, and in turn, how are they perceived by those back home? What are his experiences when the Ghanaian living abroad travels home on holiday, on business or to re-settle?

In this book, the author attempts to discuss these issues. He portrays the reality of life in ‘abrokyir’ (overseas) in a simple, easy style, drawing on several important themes, without lecturing the reader. He seeks to engage in a powerful ‘nkomo’ (c0versation) by employing satire and wit. It is a conversation that is uniquely African, reminiscent of the communal traditional story-telling by the fireside under the moonlit sky.

Das Buch ist sehr unterhaltsam, mein Mann und ich mussten immer wieder lachen. Es ist eine Sammlung von Kolumnen, welche Rodney Nkrumah-Boateng geschrieben hat. Die Kolumnen kann man unter folgenden Links lesen (diejenigen mit dem Vermerk "Abrokyir Nkomo" (Erfahrungen im Ausland) und "Efie Nkomo" (Erfahrungen auf Heimatbesuch).

Kolumnen auf Ghanaweb

Kolumnen auf Modernghana

kibobo
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von kibobo »

oh habe ganz vergessen, dass ich da mal links versprochen hatte....


gelesen habe ich allerdings noch nichts von folgenden:

"Nights Of The Creaking Bed", a collection of short stories - contemporary novelist Toni Kan..

"The Grass is Singing" - Dorris Lessing

"Gods Bits of Wood" sad but great! - Ousmane Sembene

"Half A Yellow Sun" & "Purple Hibiscus" - Chimamanda Adichie

"Black Gold of the Sun" - Ekow Eshun, it's not fiction but an exploration of the search for 'home' which many of us Africans born or raised outside Africa can relate to

und hier noch mehr: http://library.jccc.net/guides/literatu ... novel.html
es hat jeweils ein foto vom einband und eine kurze beschreibung. echt interessante sachen dabei!!!!!


was ich selbst lese/ schon gelesen habe:

"Afrikanisches Fieber - Erfahrungen aus 40 Jahren" von Ryszard Kapuscinski (ist leider wie man schon am Namen sieht, selbst nicht Afrikaner)

"Ach, Afrika - Berichte aus dem Inneren eines Kontinent" von Bartholomäus Grill (leider auch kein Afrikaner, aber ich finde seine beschreibungen eine gute mischung aus ehrlichkeit, respekt und kritik sowohl europa als auch afrika gegenüber. er war afrikakorrspondet für "Die Zeit" und "Geo")


für Kinder (habe ich als Kind sehr gerne gelesen/angeschaut):

"Obodai und seine Freunde" - Amu Djoleto (Lesebuch)

"Lelee, das Hirtenmädchen" - Abdoua Kanta (Lesebuch)

"Muraho - Zu Besuch bei der Familie Sibomana" - Kathrin und Chistoph Lutz (Bilderbuch, seeeeehr schöne Bilder, und ganz einfach der Rwandische Alltag erzält.)

Malaika

Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von Malaika »

ooooh, da krieg ich grad lust zum lesen!!!!!!!!
das einzige von der liste, das ich kenne/gelesen habe ist
kibobo hat geschrieben:"Afrikanisches Fieber - Erfahrungen aus 40 Jahren" von Ryszard Kapuscinski
und ich fand das einfach ganz furchtbar furchtbar!
wie hat's denn dir gefallen, kibobo?

kibobo
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von kibobo »

habe erst den teil über uganda gelesen und sonst noch nix. ich fand es interessant, was er über amin geschrieben hat, wie der aufgewachsen sei etc. ich fand auch schön einigen details wiederzubegegnen, die ich von meinem eigenen aufenthalt kenne. wie und was gegessen wird etc, wie das leben auf der strasse ist...
mein mann war allerdings über amin nicht so einverstanden zum teil, er hatte aber an diesem tag gerade eine komische phase wobei er die vorteile und guten seiten von amin zelebrierte.

ja und seither bin ich einfach nciht mehr dazu gekommen zu lesen...

was genau fandest du denn furchtbar?

Malaika

Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von Malaika »

ich habe mich beim lesen die ganze zeit gefragt, warum der autor so viele jahre in afrika verbracht hat. ich konnte in dem ganzen buch nichts schönes sehen? die geschichtlichen exkurse sind schon interessant. aber der stil gefällt mir nicht. er ist so staubig. aber das ist meine persönliche ansicht. ich musste mich regelrecht zum fertig lesen zwingen. zwei abschnitte fand ich sehr interessant, ich wollte sie ursprünglich zur diskussion ins forum stellen, aber kam noch nicht zum abschreiben..

kibobo
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von kibobo »

ich habe mich manchmal gefragt, wie der text wohl bei jemandem ankommt, der noch nie dort war... ich hatte manchmal das gefühl, dass man es ganz schön falsch verstehen könnte, wenn man den ort selbst nicht auch kennt. hab jetzt leider gerade kein beispiel zur hand, weil ich gleich abrausche auf den gurten zum grillieren !!!! :-D
(und nacher auf den markt und konzert zum weltflüchtlingstag auf dem bundesplatz) freeeeeue mich :-)

Malaika

Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von Malaika »

vielleicht treffen wir uns ja im raclette-zelt :lol:
ja, die orte, welche der autor beschreibt, kenne ich nicht. aber ich habe mich echt gefragt, was ihm denn an afrika eigentlich gefällt?
ich fände es spannend, wenn du noch mehr über deine erfahrungen und vergleiche mit dem buch schreiben könntest!

toubab
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Re: Afrikanische Literatur

Ungelesener Beitrag von toubab »

und noch eins, das mir sehr gut gefallen hat:

"L'aventure ambiguë" von Cheikh Hamidou Kane

Hier ein Kurzbeschrieb (von http://www.afrik.com):

Voilà un livre fondateur, où se résument les contradictions vibrantes des héritages différents de l’Afrique contemporaine : héritages socio-culturels liés à l’importance des clans et des familles, héritages spirituels catholiques ou musulmans, apports scientifiques, techniques, politiques, des traditions occidentales.

Le grand livre de Cheikh Hamidou Kane, L’Aventure ambiguë, est peut-être la conciliation la plus réussie de l’écriture romanesque classique et de la pensée philosophique et mystique de l’Afrique occidentale, dans une prose française parfaitement équilibrée, juste et belle, qui ne s’interdit pas de prendre des accents poétiques.

L’éducation et la formation de Samba Diallo seront doubles : traditionnelles d’abord, sous la férule religieuse du Maître des Diallobé et l’autorité de la Grande Royale, véritable chef de famille ; occidentales ensuite, par la fréquentation de " l’école étrangère " et les études supérieures parisiennes. Comment conjuguer l’identité peule, toute cette mémoire de sagesse et de rigueur héritée de générations de Diallobé et l’efficacité cartésienne de la civilisation des colons ? Est-ce seulement possible ? Le déchirement intérieur de Samba Diallo, peut-il en faire profiter son peuple ? Peut-il seulement en profiter lui-même ? L’écrivain est un peu dubitatif, irrésolu, et c’est pourquoi l’aventure reste " ambiguë ".

Car telle est la subtile et belle dialectique du métissage, dont Cheikh Hamidou Kane montre bien la complexité, et peut-être l’impossible synthèse : le grand écart entre deux modes de pensée peut-il se réduire, pour éviter l’incompréhension, les dangers, toujours présents, de la folie ? Il n’offre pas de réponse : par son écriture de la douleur et de l’exil intérieur, ce grand écrivain sénégalais est un peu l’anti-Senghor, apôtre impeccable d’une culture francophone qui joue un rôle de passerelle entre Afrique et Occident.

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