Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Wieviel Geld brauchen wir? Wer verdient es? Wer gibt es aus? Wozu? 1., 2., 3. Säulen? Einwandern, Auswandern, Rückkehren? Und dazwischen??? Und wenn es nicht reicht?
akos
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Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von akos »

Ich hab's jetzt nicht durchgerechnet, aber es würde mich wunder nehmen wie es im Ausland lebenden Paaren so geht finanziell.

Viele sprechen mich immer wieder darauf an, dass ich dort (in Afrika) ja viel billiger leben könnte. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. :oops:
Einerseits ist da die Situation eines durchschnittlichen Bürgers, und wenn man dann seine Einnahmen den Ausgaben gegenüber stellt, so sieht es sicher nicht besser aus als bei Herr und Frau Schweizer. Dazu kommt, dass ich, z.b. mit meiner Ausbildung ein durchschnittliches Einkommen dort nicht akzeptieren könnte. Hinzu kommt, dass ich, ob ich will oder nicht, dort mehr Ausgaben habe als eine Durchschnittsperson. Ich habe den Anspruch, auch wenn ich im Ausland lebe eine Krankenversicherung zu haben. Ich bin mich das Klima und das Umfeld rein physisch weniger gewohnt und ich werde nie so angepasst sein, wie die Menschen dort. Auch das beschert mir immer wieder Mehraufwand, sei es in der Vorbeugung (Sonnenschutz!) als auch bei der Behandlung. Alles in Allem: selbst wenn ich mir viel Mühe gebe mich maximal anzupassen, so werde ich doch in gewissen Punkten immer anders bleiben. Meine Haut wird nie schwarz werden, meine ersten 20 Lebensjahre bleiben immer in der Schweiz. Und ich glaube, dass dieser Unterschied so viel ausmacht, dass ich dort nicht billiger Leben kann als in der Schweiz (in Bezug auf das Einkommen, absolut ist es natürlich schon billiger).

Ist das so?
Lebt ihr besser oder schlechter als der Durchschnitt? als euer Umfeld?

Keria
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von Keria »

Also ich glaube nicht, dass deine Herkunft zwingend eine Rolle für die Lebenskosten spielt. Vielmehr hast du aufgrund deiner Herkunft Erwartungen an deinen Lebensstandard, welche die Kosten in die Höhe treibt.

Ja, deine Haut wird vielleicht nie schwarz, aber weshalb du deswegen höhere Kosten hast, verstehe ich jetzt nicht genau. Sonnencreme benutz ich z.B. fast nie, nur wenn wir Schwimmen gehen oder an den Strand. Auch sonst habe ich eigentlich keine Kosten, die ich erzwungenermassen habe, weil ich Ausländerin bin, ausser vielleicht die Kosten für die Aufenthaltsbewilligung, und die sind verschwindend klein. Vielleicht kannst du noch weiter ausführen, was für Kosten du genau meinst?

Die Erwartungen, die du bezüglich deines Lebensstandard hast, sind individuell. Ich kenne einige Europäerinnen, die z.B. ohne Krankenversicherung leben. Ob du bereit bist, deine Erwartungen runter zu schrauben oder nicht hat sicher verschiedene Gründe, z.B. dein Charakter, die Grösse des Wunsches in Afrika zu leben, der Leidensdruck in Europa etc. Ich kenne Europäer, welche hier ganz einfach hier leben.

Ich selber habe diese Erwartungen, welche für mich zwingend erfüllt sein müssen, damit ich hier leben kann, z.B. die Möglichkeit, unsere Kinder an gute Schulen zu schicken, eine Krankenversicherung zu haben, die Möglichkeit, Ferien in der Heimat machen zu können und anderes. Diese Erwartungen sind jedoch sehr individuell. Was heisst gute Schule? Muss es eine internationale Schule sein? Was muss von der Krankenversicherung gedeckt sein? Ferien alle fünf Jahre oder jährlich?

Ich denke, wenn du einen guten Job hier hast bei einer NGO, einer Botschaft, einer internationalen Firma und nicht all zu hohe Erwartungen an deinen Lebensstandard hier hast, dann ist das Leben schon billiger. Ob du allerdings mehr von deinem Verdienst sparen kannst als in Europa, das wage ich zu bezweifeln, denn wenn du gut verdienst, werden automatisch auch deine Ansprüche und somit auch die Ausgaben steigen. Insofern stimme ich dir zu, in Relation zum Einkommen lebst du hier nicht billiger.

akos
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von akos »

Kosten, an die ich denke:
hm, vielleicht sagst du dem auch Erwartungen, aber ich kann ja mal Beispiele machen:
- Wasserfilter die sich dort kein normaler Mensch leisten kann (und ich nicht von klein auf immunisiert wurde, naja. ich habe bis jetzt keine sehr üblen Magen-Darm Erfahrungen gemacht, war aber auch in Massen vorsichtig). Das ist nicht mal eine Erwartungshaltung von mir sondern ich bin sicher, wenn ich dauerhaft dort leben würde, dann wäre ungefiltertes Wasser wohl zuviel für mich. Ein Ferien-Durchfall ist was anderes als alle 3 Wochen von neuem.
- Ich bleibe beim Sonnenschutz, ist hier nicht besonders teuer, dort aber eher. Die Wahrscheinlichkeit ist nun mal um ein vielfaches Höher dass ich Sonnenbrand/Hautkrebs kriege. (und ich habe wirklich empfindliche Haut :( )

Ich denke halt so an alltägliche Dinge die v.a. die Gesundheit betreffen. In gewisser Weise passt sich der Körper sicher an, wird widerstandsfähiger. Aber nicht 100%.

Keria
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von Keria »

Wasser kannst du doch abkochen (gut, dann hast du Gas- oder Stromkosten) oder noch billiger, 24 Stunden in Flaschen an die Sonne legen.

Sonnenschutz: Reine Sheabutter wirkt z.B. auch als Sonnenschutz. Oder ein einfacher Schirm, den du mit dir rumträgst. Ich bin auch sehr hellhäutig und habe sehr schnell Sonnenbrand. Hier jedoch kaum. Keine Ahnung warum. Ich halte mich jedoch auch meist im Schatten auf. Sonnencreme brauch ich wie gesagt nicht.

Ansonsten sehe ich jetzt nicht, dass ich höhere Kosten im Gesundheitsbereich verursache als mein Mann. Ich bin sicher nicht öfters krank als er und brauche auch nicht mehr Medikamente. Wir sind sowieso beide selten krank.

Ok, jetzt kommt mir was in den Sinn. Shampoo für europäisches Haar. Ob dies jedoch teurer ist als die Pflegeprodukte für afrikanisches Haar, fragt sich.

kibobo
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

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also ich hatte in meiner uganda-zeit dauerdurchfall. und meine verdauung war vorher sehr sehr gut.
ich habe das trinkwasser immer abgekocht. aber was machst du mit dem abwaschwasser? oder die flaschen in die du das abgekochte wasser reinfüllst? wenn es rückstände in den flaschen oder auf dem geschirr hat, bringt es nicht viel, dass das essen/wasser gekocht war. da muss man all das geschirr auch siedendheiss waschen und nachher irgendwie möglichst keimfrei lagern können. und genau hier lag bei uns das problem. wir haben eben so günstig gewohnt (ca wie die einheimische tiefere mittelschicht), dass genau dies nicht möglich war. wir hatten nur offene regale. die abtrocknungstüechli wurden an der sonne getrocknet und wiederverwendet etc...
also so erkläre ich mir meinen dauerdurchfall... und deshalb würde ich mich wie akos definitiv vor höheren gesundheitskosten fürchten.
ich habe in meiner ugandazeit sicher günstiger gelebt als ich hier in der schweiz leben würde. aber meiner gesundheit zuliebe möchte ich dies nicht noch einmal so erleben.
aber sonnencreme habe ich auch nur bei bestimmten anlässen gebraucht. also in den ersten wochen, und dann, wenn ich wusste dass ich besonders der sonne ausgesetzt sein würde.
ein besserer arzt muss aber nicht unbedingt teurer sein. ich habe eine ganze reihe von ärzten ausprobiert und die beste ärztin die ich gefunden habe, war eine von den günstigeren.

meine erfahrung beruht aber auch eher auf einer kürzeren zeit. keria magst du nochmals berichten z.b. wie ihr das mit dem geschirr handhabt?
und wagst du dich auch mal ein rohes gemüse zu essen? ich hatte es damals so vermisst eine rohe tomate zu essen, die waren so reif und haben so gut gerochen. aber mit meinem bauch habe ich mich dann doch nie getraut, weil schon grosszügig geschälte rüebli (1 mal probiert) sofort probleme machten.

kibobo
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von kibobo »

keria hast du das mit dem flaschen in die sonne legen selber mal ausprobiert? funktioniert das wirklich?
ich frage weil bei uns damals in uganda plötzlich 3 monate lang kein gas mehr erhältlich war im ganzen land und das wasser abkochen auf dem benzin oder kohle-öfeli einfach eeeeeewig dauert. das wäre eine echt gute alternative wenn das wirklich verlässlich funktioniert mit der sonne. ausser mein mann hätte wohl sorgen, dass jemand bei unserer abwesenheit die flaschen vergiften könnte.
elektroherd gäbe es natürlich auch noch, aber zu den abendzeiten wenn man zeit hat zum kochen ist die versorgung besonders bei schlechtem wetter nicht sehr gut gewährleistet.

Keria
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ein einfacher Wasserkocher tut auch gute Dienste :wink:

Ich selber habe das mit den Flaschen in der Sonne nicht probiert. Wir trinken gekauftes Wasser.

kibobo
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

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Ein einfacher Wasserkocher tut auch gute Dienste
läuft aber auch nicht bei stromausfall.

Keria
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von Keria »

Das Wasser muss ja sowieso im voraus vorbereitet werden, ob es jetzt abgekocht oder in die Sonne gelegt wird. Dann muss man halt auf Vorrat abkochen, wenn Strom da ist.

Ich denk, egal ob mit Wasser oder Sonne, man mag am Anfang Mehrkosten haben (und vorallem ein sehr hoher Energieaufwand), bis man herausgefunden hat, wie man mit diesen Alltäglichkeiten umgeht und wie man am besten Geld sparen kann, wenn es denn sein muss.

akos
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von akos »

Das mit den Wasserflaschen habe ich vorher nicht gewusst, aber ich bin sicher, dass es funktioniert (weil ich die "Funktionsweise" wissenschaftlich verstehe).
Ihr könnt nachlesen unter http://www.sodis.ch
Diese Methode dürft ihr gerne ausprobieren und weitererzählen. Ich werde sie bei meiner anstehenden Reise ausprobieren und auch versuchen Schwiema dazu zu überreden.
Es braucht übrigens nicht 24Stunden, ca. 6 Stunden sollten reichen. Prinzip ist, dass UV-Licht durch PET hindurch geht und in 6 Stunden alle schädlichen Keime abtötet, genau gleich wie das beim abkochen der Fall ist. Sicher eine gute Alternative weil Feuerholz/Energie dort teuer ist etc.

@Keria
ich weiss nicht wie es bei dir ist, aber gekauftes Wasser war auf meinen Reisen immer ein ziemlich grosser Budgetpunkt...

zum Abwasch:
wir haben in Ferienlagern immer dann schlechte Erfahrungen gemacht, wenn das Geschirr nicht sauber gelagert wurde. Also am schlimmsten ist wohl nasses oder nicht vollständig getrocknetes Geschirr. Solang es abgewaschen und ganz trocken ist, können sich auf Geschirr Keime kaum verbreiten oder überleben. Problematisch sind also kleine Lachen in der Pfanne, etc.

@kibobo
Frag mich woher das kommt? Werden in Afrika so viele Leute vergiftet? Hätte ich nie gehört...
Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:14 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Keria
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ich trank immer gefiltertes Wasser (das in den Plastiksäckli) und da kosten zurzeit 15l 1GHC, das heisst, ca. 70 Rappen. Jetzt trinken wir Wasser aus dem Dispenser, da kosten 20 l ca. 3 Franken. Ob das jetzt teuer ist oder nicht, kommt halt auf das Budget drauf an, bei uns fällt es auf jeden Fall überhaupt nicht ins Gewicht. Zäheputzen, Lebensmittel wie Salat waschen etc. machen wir mit Leitungswasser.

akos
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

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Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:15 pm, insgesamt 1-mal geändert.

kibobo
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Re: Leben im Ausland - günstiger, oder doch nicht?

Ungelesener Beitrag von kibobo »

Mein Mann hatte mir abgeraten das Plastiksäckli-Wasser zu kaufen. Er hat mal jemanden kennengelernt, der einfach sein Leitungswasser ohne irgend eine Behandlung so verpackte und verkaufte. Der Typ wurde dann zwar verhaftet, aber kann ja gut sein, dass es noch andere gibt.

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