Opfer? - aus: Bye

Hast du im Zusammenhang mit deiner binationalen Partnerschaft / Familie etwas erlebt, das dich gefreut oder geärgert hat? Hier kannst du Dampf ablassen und deine Freude teilen.
Shannon
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Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Hmmm.....Das es alles Opfer sind, die in die Schweiz kommen finde ich eh nicht. Ich denke eher, die wollten ja hierher, also sollen sie sich auch anpassen. Mein Mann zum Beispiel kam 1994 hierher weil er ein besseres Leben wollte....naja mit diesem Grund war ich nicht so einverstanden.

Man muss bei diesem Thema sehr stark unterscheiden. Ich kenne jemanden, der wirklich gequält wurde in der Türkei und man die Narben noch sehen kann. Diesen Menschen sollte man wirklich helfen und hier aufnehmen.

Es gibt solche und solche Menschen. Ich persönlich fand es mühsam mich zu verteidigen warum ich meinen Mann liebe. Es ist schwer sich dazu zu äussern, weil ihn sonst niemand kennt und nicht sieht wie er wirklich ist. Ich ziehe hier mal einen Vergleich: Die IV macht bei Neuanmeldungen einen Abgleich und vergibt 'Strafpunkte'. So bekommt jemand der psychische Probleme oder ein Schleudertrauma hat gleich Minuspunkte, wer einen Anwalt hat auch. Oder wer aus gewissen Ländern kommt. Das finde ich falsch und ich finde ein solches schubladisieren überall falsch - auch hier.

Es mag sicher Männer und auch Frauen geben, die nur wegen einem Aufenthalt hierher kommen und heiraten, es gibt aber auch andere. Man sollte nie nie sagen, aber ich wäre sehr vorsichtig wenn ich im Urlaub in einem fernen Land einen Mann kennenlernen würde. Die faszination eines anderen Landes und Kultur verschleiern den Blick für das wesentliche. Ich bin der Meinung, dass es durchaus Signale gibt, wenn bei einem Paar nur einer verliebt ist.

Ich habe einige deiner Geschichten gelesen und manchmal habe ich den Kopf geschüttelt. Manche leben halt einfach in einer Märchenwelt und glauben alles was man ihnen sagt. Das es dann schief geht und einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt ist klar und vorhersehbar. Drum prüfe wer sich ewig bindet, das gilt bei allen Ehen. Im gewöhntlichen Alltag lässt sich das am besten erleben, wie reagiert der andere und kann ich mir wirklich sicher sein?

Ich sehe niemanden als Opfer, der hier gelandet ist. Hier geht es eigentlich jedem gut, auch wenn man am Tag nur 10.-- bekommt. Ich sehe das als eine Art Test, wer wirklich hier bleiben möchte, der tut auch was dafür.

Weiter finde ich, dass es durchaus Menschen gibt, die ausgeschafft werden müssen, solchen würde ich höchstpersönlich die Türe öffnen, das sind vor allem solche, die mit Drogen handeln oder unser Sozialsystem ausnutzen. Solche die beim Sozialamt mit dem dicksten Schlitten vorfahren und dann aber bezeugen, dass sie leider kein Einkommen haben. Rassismus ist nicht immer nur von Schweizer nach Ausländer, es geht auch in die andere Richtung. Und auch diese sollte man ausschaffen, schliesslich gefällt es ihnen dann nicht.

Integration ist ein wichtiges Thema, wer hier leben will muss die Sprache beherrschen und sich an die Gesetze halten. Ja, so sehe ich das im allgemeinen. Auf meinen Mann kann ich einiges nicht beziehen, sonst wäre ich nicht mit ihm zusammen. Ich habe mit ihm Höhen und Tiefen durchgemacht und wir kennen uns so gut das wir uns ohne Worte verstehen. Natürlich heiraten wir damit er hierbleiben kann, aber es ist nicht nur sein Wunsch, sondern ich möchte mein Leben mit ihm verbringen. Ob wir heiraten würden wenn er eine Bewilligung hätte weiss ich nicht, wahrscheinlich schon, weil wir beide ein starkes Zusammenheitsgefühl haben und auch vor dem Gesetz zusammen gehören möchten.

Ich persönlich finde es schade, wenn jemand sagt das er geht. Jeder, der mit diesem Thema verknüpft ist kann den einen oder anderen Ratschlag geben, es muss ja nicht immer gleich eine extreme Antihaltung gegen den ausländischen Partner sein. ;)

akos
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Re: Bye

Ungelesener Beitrag von akos »

Es ist immer sehr schwierig, gerade über so eine schriftliche Form, zu verstehen, was der andere meint, einerseits. Und rauszufinden, wer er ist andererseits.
Ich kann bis heute nicht sicher sagen, ob ich es gut finde, was du, Shannon tust. Ich würde einen Mann vermutlich erst gar nicht kennen lernen wollen, wenn er mir sagen würde, dass er aus solchen Gründen hier her gekommen ist. Am Ende denke ich spielt es aber überhaupt keine Rolle, ob einer bereits hier ist oder ob man ihn im Ausland kennen lernt. Die Umstände sind immer anders und in beiden Situationen gibt es grössere und kleinere Betrüger. (du hast da nämlich auch extreme Vorurteile, vielleicht weil du noch nicht so viel gereist bist?)

Ich finde, eigentlich sollte man hier nicht darüber diskutieren müssen. Die IG sollte vom Standpunkt her halt klar alles illegale ablehnen. Diejenigen die im System zwischendurch fallen und wirklich keine andere Wahl haben, sind auch wirklich die allergrösste Ausnahme. Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend klein, dass man gleich auf so jemanden trifft. Tatsache ist, dass einem jeder zweite weis machen will, dass gerade er/sie so eine Ausnahme ist... Deshalb ist eine gewisse Skepsis sicher nicht unangebracht.

Shannon
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Re: Bye

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Ja das ist mir vollkommen klar und ganz ehrlich: Wenn mir jemand diese Geschichte erzählen würde, würde ich es nicht glauben.

Trotzdem bin ich mir einfach sicher, aber das ist für mich natürlich sehr einfach, weil ich ihn sehr gut kenne. Es sollte eigentlich eine Art Videobotschaft geben, wo man chatten könnte. Ich bin überzeugt, das sich mancher danach seine Bedenken über Bord wirft.

Seinen Grund damals zu gehen mag ziemlich herangezogen sein. Jedoch hatte ich schon einmal einen Asylanten als Freund und der war abgewiesen und bekam regelmässig Wegweisungen. Ich kann nur zwischen den beiden Männern vergleichen, wie sie sich geben. Der Ex kam aus Afghanistan und liess seine Frau mit zwei Kindern zurück, sie war mit dem dritten schwanger. Okay Afghanistan ist ein sehr gefährliches Land, jedoch lebten die alle dort schon in Pakistan im Asyl. Hier angekommen gab er dann einen anderen Nachnamen an. Er war sicher nie in Ausschaffungshaft, aber wie er mit der Zeit über die Schweiz sprach war nicht schön. Und er hat sich über die Arbeitslosenversicherung bereichert. Das ist absolut unschön. Ich erlebte damals sehr vieles hautnah und in Farbe ;)

Er bekam damals über das AOZ ein Zimmer zugewiesen, das passte ihm nicht. Dann hätte er aber arbeiten können über diese, die suchten immer Hilfsarbeiter wie Toiletten putzen und so. Damit verdienten sich einige ein schönes Taschengeld und konnten sich ein schöneres Zimmer leisten. Aber das war dem Herrn zu wenig, er sagte das er sich schämt Toiletten zu putzen.....

Ja..ich habe nur diese beiden Vergleiche...aber wenn ich den Ex mit dem heutigen vergleiche finde ich den doch unwichtigen Grund für sein Einreisen damals nicht mehr so schlimm. Verstehst du was ich meine?

akos
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Re: Bye

Ungelesener Beitrag von akos »

Dann sollte er aber auch akzeptieren, wenn wir die Türen schliessen. Er hatte es ja nicht dringend nötig, hier her zu kommen, wie jemand der gefoltert wurde oder in Todesangst leben musste. Da sollte man dann auch so fair sein und sagen: gut, ich hab's versucht, es hat nicht geklappt, "zuhause" ist mein Leben auch nicht so schlimm. (Ganz ehrlich, was sagt er heute darüber, wenn er vergleicht zwischen damaligem Leben und den Bedingungen in den Heimen hier?)
Es ist einfach sehr schwierig Verständnis für solche Menschen aufzubringen, wenn man einen Ausländer geheiratet hat, der hier Toiletten putzen muss um ein wenig zum Einkommen beizutragen, während nebenan "Asylbewerber" sitzen, die sich eben weigern, so etwas zu tun.


Redest du mit ihm über solche Themen? Wie sieht er sich selbst gegenüber politischen Flüchtlingen? (sorry wenn ich so viele Fragen stellen, aber ich hab halt sonst nicht so die Möglichkeit solche Leute auszuquetschen und es interessiert mich sehr)
Zuletzt geändert von akos am Fr Okt 28, 2011 4:16 pm, insgesamt 1-mal geändert.

kibobo
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von kibobo »

wenn ich akos so zuhöre, möchte ich jetzt endlich mal eine frage stellen:

bist du der meinung, dass ein krimineller nicht heiraten darf? bist du der meinung, dass eine schweizerin, die einen kriminellen (ausländer) heiratet, das eigentlich nicht tun dürfte?

ich lese aus deinen statements, dass du auf jeden fall der meinung bist, dass ig-binational ein solches paar auf keinen fall unterstützen sollte, und dass die frau sich sowieso nicht auf so einen einlassen sollte.

ich rede jetzt nicht von ehe-schwindlern, sondern einfach von einem der mit irgendwas kriminell ist/war.

und meine meinung dazu ist, klar möchte ich persönlich für mich so etwas nicht. klar wirft es vielleicht ein schlechtes licht auf binationale. aber es liegt nicht an mir zu beurteilen was jemand anderes darf, und ich bin nicht der ansicht, dass ein binationales paar, wovon eine oder zwei personen kriminell sind/waren in ehefragen nicht bei der ig-binational rat suchen sollten. denn das eine hat eigentlich mit dem anderen nichts zu tun!
oder denkst du eine schweizerin heiratet den schweizer den sie ehrlich liebt nicht, weil er mal irgendwo was kriminelles gemacht hat? ist auch nicht verboten oder? ich und du hätten momentan offensichtlich kein interesse an sowas, aber ich darf doch das nicht für jemand anderes entscheiden!

ich habe momentan keine zeit und energie mich auf eine lange diskussion einzulassen. ich habe mein statement geschrieben, und warte gespannt auf deines, und damit hat sich das dann für mich.

zum thema ausländer = opfer?
zuerst einmal: opfer von was denn? wer im heimatland von irgendwas opfer geworden ist, was zum asylgrund reicht, tiptop. wer im heimatland opfer geworden ist von irgendwas das nicht zum asylgrund reicht, schwierig.
wer in der schweiz opfer wird, von was denn? rassismus? da muss man wohl oder übel damit umgehen lernen und für sich selber einstehen lernen. so kann man die opferhaltung hoffentlich irgendwann überwinden.
von was kann man sonst noch opfer werden in der schweiz??

wow, jetzt haben wir sogar schon die opferschubladen :-D und die schubladen von denen die kein opfer sind gleich mit, fragt sich nur, ob es denen besser geht ??

finde das ein bisschen eine komische diskussion. jeder mensch kann doch für sich selber schauen, dass er nicht in einer opferhaltung versauert. das bringt wohl selten jemandem was.

akos
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von akos »

jeder mensch kann doch für sich selber schauen, dass er nicht in einer opferhaltung versauert. das bringt wohl selten jemandem was.
Ich denke in der Diskussion geht es weniger darum, dass sich diese Menschen selbst als Opfer sehen. Sondern eher, dass manche Ausländer die Situation ausnutzen, dass gewisse Schweizer hinter jedem Ausländer/Asylsuchenden ein armes, bedürftiges Opfer sieht. Wir wissen ja alle, dass längst nicht alle Asylsuchenden auch wirklich ein Recht auf Asyl haben noch Unterstützung, Mitleid oder sonst was bräuchten.
Ich hoffe du verstehst die Diskussion nun besser. Es geht mehr um das Fremdbild "Opfer" als das Selbstbild/Selbstmitleid.
bist du der meinung, dass ein krimineller nicht heiraten darf? bist du der meinung, dass eine schweizerin, die einen kriminellen (ausländer) heiratet, das eigentlich nicht tun dürfte?
Nun, ich persönlich finde, auch ein/e Kriminelle/r darf heiraten. Ich finde es zwar nicht sinnvoll, aber das liegt wohl daran, dass für mich Kriminalität eigentlich auch nicht in Frage kommt. Und ich denke es steht auch nirgends geschrieben, dass Kriminelle dieses Recht nicht hätten.
Schweizer dürfen Kriminelle (Ausländer) heiraten, doch ich bin definitiv dafür, dass dies nicht zu einer Aufenthaltsbewilligung führt.
Wieso wird dann eigentlich bei der Überprüfung meines Ehescheins rsp. dem Familiennachzug der Strafregisterauszug von meinem Mann verlangt? Keiner sagt dass wir nicht kriminelle Schweizer hätten. Aber wir wollen ja nicht gerade die kriminellen Ausländer in die Schweiz holen. Darum geht es. Und wenn jemand, und sei es auch nur "eine kleine Lüge" im Asylgesuch, kriminell ist oder wurde, so will man ihn hier nicht. Denkst du mein Mann hätte eine Aufenthaltsbewilligung gekriegt, wenn er in seinem Land bereits straffällig geworden wäre? Nein! Wieso soll dann einer der hier oder anderswo straffällig war/ist, hier bleiben dürfen? Wo ist bitte der Unterschied? Hat ein krimineller Ehepartner der bereits hier ist mehr Rechte, als ein krimineller Ehepartner der noch nicht hier ist? Meinem Mann hätte es nichts genutzt, verheiratet zu sein, der Eintrag im Strafregister hätte gereicht, dass er nicht mit seiner Frau in der Schweiz leben darf. Oder bist du etwa der Meinung, mein Mann hätte in so einem Fall trotzdem eine Aufenthaltsbewilligung kriegen sollen?

kibobo
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von kibobo »

du hast eine super gegenfrage gestellt, deshalb nun doch eine kurze antwort:
Denkst du mein Mann hätte eine Aufenthaltsbewilligung gekriegt, wenn er in seinem Land bereits straffällig geworden wäre? Nein! Wieso soll dann einer der hier oder anderswo straffällig war/ist, hier bleiben dürfen? Wo ist bitte der Unterschied?
Oder bist du etwa der Meinung, mein Mann hätte in so einem Fall trotzdem eine Aufenthaltsbewilligung kriegen sollen?
konsequenterweise ja. wenn die strafe abgesessen ist. ausser man kann auch von gefängnis zu gefängnis umziehen.

also die schlauste idee ist es irgendwie nicht, würde auch nie durchkommen. aber ich bin nach wie vor der meinung, dass kriminalität kein hindernisgrund sein sollte eine ehe zu führen. liebesentzug steht wohl in keinem land als strafmethode im gesetzbuch.
aber ich vermute und hoffe wir sprechen hier über eine kleine minderheit.

und wo ist die grenze, ab wann eine "kleine lüge" eine kriminelle machenschaft wird?
wenn man "seinen" ausländer in der schweiz kennen lernt, ein gewisses milieu kennenlernt, erkennt man wohl viele solcher grenzfälle.
auch deshalb habe ich meine frage an dich gestellt.



die opfer-diskussion: ui ja, da habe ich nicht sorgfältig gelesen. also nun richtig rum: ich würde niemanden als opfer anschauen. aber als mensch. mit den gleichen rechten und bedürfnissen wie ich. in der schweiz geboren zu sein, macht aus mir nicht einen anderen menschen und auch nicht aus den anderen.
Zuletzt geändert von kibobo am Fr Nov 26, 2010 10:55 am, insgesamt 1-mal geändert.

kibobo
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von kibobo »

ui jetzt habe ich deine frage beantwortet über etwas, das gar nicht mein diskussionsthema war...

ich hatte es ja gar nicht auf das bleiberecht abgesehen, sondern darauf ob so eine ehe existieren darf, und ob solche leute bei ig-binational deiner meinung nach um rat fragen dürfen.
kannst bei meiner frage nochmals nachlesen, ist jetzt nicht neu erfunden :-P

dies habe ich gefragt, aufgrund deiner reaktionen und antworten in verschiedenen themen.

einzig das war meine kritische frage.
die bleiberechtfrage ist eine politische diskussion die sowieso unlösbar ist, sie wirklich gerecht zu gestalten.

Shannon
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von Shannon »

ui! ich wollte eigentlich keine diskussion starten, ich antwortete eher auf einen beitrag aus dem anderen post. aber okay, finde es gut das man darüber diskutiert, aber ich glaube man hat mich falsch verstanden.

akos

der mann kam aus afghanistan und er ging dann auch freiwillig. kaum war er in das zimmer von der aoz aus eingezogen musste er es räumen und in ein dz (durchgangszentrum) einziehen. dazu hatte der aber keine lust und er tauchte unter. wir hatten dann auch keinen kontakt mehr. erst um weihnachten herum meldete er sich wieder und er teilte mir mit, das er nach hause fliegt, er aber bald wieder hier sein wird. er meinte dann noch so zynisch das ich eh keinen mann haben werde wenn er hier sein würde. der jüngste hat seinen vater dann zum ersten mal gesehen. wir telefonierten dann noch ab und zu, er beklagte sich über das leben in pakistan und überhaupt sei alles doof. ich regelte für ihn die auszahlung seines 10% fonds und danach hörte ich nix mehr. ;) er rief dann mal an und meinte er sei in china. zuerst machte ich mir gedanken und suchte ihn, erfuhr dann das er in italien ist. genau vor einem jahr, als ich meinen heutigen mann kennenlernte schrieb der mir ne mail, die ich dann aber auch sachlich beantwortete. er bekam übrigens auch geld, damit er ausreiste.

menschlich gesehen hat er mir nicht gut getan, er konnte sehr verletzend sein, dann auch wieder sehr lieb. natürlich weinte ich einige tränen wegen ihm, aber schlussendlich bin ich sehr froh das wir auseinander sind. obwohl wenn ich ihn heute treffen würde sehr gerne wissen möchte wie es ihm ergangen ist und wie er es von china nach italien schaffte, wenn dies auch so stimmt.

mein zukünftiger mann ist da ganz anders, der würde mit handkuss etwas zu tun haben, er putzt eh für sein leben gerne. wenn nun jemand anrufen würde und ihm sagen, dass er ausnahmsweise legal toiletten putzen könnte, würde er sofort zusagen um eben auch was beizusteuern. aber sans papiers dürfen halt nicht legal arbeiten und schwarz arbeiten finde ich sehr heikel.

ich habe mit beiden männern über solche themen gesprochen. der aus afganistan meinte, das wir hier alles rassisten sind und überhaupt sei die schweiz doof. hierbleiben wollte er dann aber irgendwie doch....das habe ich nie verstanden. mein heutiger mann findet einfach das er hierherkam und gerne hier lebt. und dafür auch etwas macht. er nahm jede chance war, die sich ihm bot. als er noch arbeiten konnte, war er bei einem projekt der grün zürich dabei, so kam er dann auch in dieses spital rein.

kibono

ich vermute du hast mich falsch verstanden. ich bin mit dir einer meinung. jeder der hier ist kommt freiwillig in die schweiz, niemand wurde eingeladen. und wer hierbleiben will muss sich an gesetze, regeln und anderes anpassen. nicht wir an ihm. opfer sehe ich bei keinem, ich persönlich würde die sans papiers arbeiten lassen. so könnten die beweisen das sie wirklich hier bleiben möchten. so hilfsarbeiten gibt es sicher genug, natürlich sollten sie einen kleinen lohn bekommen, statt diesen gutscheinen halt bargeld. aber so würden die wenigstens was zu tun. ich persönlich sehe wie mein heutiger mann 'leidet' das er nichts arbeiten darf. das tut mir sehr leid für ihn, aber er muss die zeit halt anders nutzen, wie seine deutschkenntnisse auffrischen und lernen.

kibobo
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von kibobo »

@shannon:
mein beitrag hat nicht direkt mit deinen einträgen zu tun. ist einfach meine meinung dazu.

Shannon
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von Shannon »

kibobo

alles klar :)

dann gebe ich dir mal meine überlegungen zu deiner frage wegen kriminell und heiraten

was ist denn kriminell? dies ist ein sehr breites spektrum, kriminell ist der, der einen apfel klaut oder einen kaugummi. kriminell in diesem sinne sind ja auch die sans papiers, die illegal hier sind. auch ich habe mich strafbar gemacht weil ich einem sans papier bei mir aufgenommen habe.

mein mann wurde eine zeitlang sehr oft kontrolliert und als ich diese rapporte gelesen habe, standen mir die haare zu berge. zum glück wurde ich von der anwältin vorgewarnt. wenn ich diesen rapporten glauben schenken würde, wäre mein mann ein krimineller.

grundsätzlich finde ich, dass es eine frau/mann für sich selber entscheiden muss ob man damit leben kann. es soll auch menschen geben die fasziniert von kriminellen (diebstahl, raub OHNE todesfälle!!) sind. ich könnte damit nicht leben, der gedanke das der mensch den ich in mein herz lassen möchte irgendwelche krumme dinger gedreht hat geht gar nicht. ich kenne einige afrikaner, die mit drogen handeln und mit schweizerinnen verheiratet sind. für mich undenkbar.

muss doch auch eigentlich jeder selber wissen mit wem er/sie sein leben verbringen möchte. :)

akos
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von akos »

eben, für mich stellt sich nicht die Frage, ob man überhaupt einen Kriminellen heiraten darf, sondern ob man noch anrecht auf Aufenthalt in der Schweiz hat, wenn man Kriminell ist.
Ob es eine Unterscheidung braucht von kleineren und grösseren Straftaten will ich auch nicht diskutieren. Es ist glaub ich aber schon jetzt so, dass eben z.b. Ausländer auch nicht gerade ausgeschafft werden, weil sie "mal einen Kaugummi klauten" sondern es müssen schon schwerere Vergehen sein. Definiert über die Höhe der verhängten Strafe. Da kann man sich streiten drüber.

Nur, was ich mir bei Leuten immer überlege, die mal straffällig waren (nicht jeder "Kriminelle" bleibt es ja ein Leben lang):
Wenn diese Person sich einmal im Leben dazu entschied, dass die Lösung der illegale Weg ist, so prägt das für das Ganze Leben. Da ist nicht nur, dass man der Person vieleicht nicht mehr traut, wenn sie später beteuert, nicht mehr kriminell zu sein. Da ist auch einfach diese Erfahrung da und irgend eine Gehirnwindung, die dieser Person erlaubte, den illegalen Weg zu wählen. Ihr mögt mich dafür für verrückt erklären, aber ich glaube, wer sich einmal im Leben dazu entschieden hat, könnte es jederzeit wieder tun. Weil ich glaube, dass es eine Charakterfrage ist, ob man die Stärke hat, so etwas abzulehnen oder nicht. Klappt es halt nicht legal, versuch ich es halt illegal. (und gerade bei Ausländern geht es immer wieder um genau diese Frage). Es wird ihnen sooo schwierig gemacht und man braucht wirklich einen Starken Willen, dass man solche Prozedere auf legalem Weg durchhält.
Ps: ich beziehe mich auf Ausländer und die Asyl- und Aufenthaltsproblematik. In gewisser Weise trifft es aber sicher auch auf andere Kriminelle zu.

Shannon
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von Shannon »

Teilweise gebe ich dir recht. Aber wenn jemand illegal in die Schweiz kommt und dies auch zu Fuss (kam mein Mann übrigens) dann ist das für mich nicht extrem. Wenn er einen anderen Namen nennt schon.

Und hier beim Leben in der Schweiz ist klar wie ich denke. Es gibt leider Unfälle wo niemand wirklich was dafür kann, tragische Arbeitsunfälle u.s.w. Aber wo bei mir der Spass aufhört sind Drogen, Raubüberfälle und Betrug.

Vor einigen Wochen suchte ich im Netz nach Krediten, da ich mich im Rahmen einer Heimarbeit damit beschäftigte. Ich geriet an die Nigeria Connection, wie die dann von dem Präsidenten aus Nigeria selber genannt wurden. Die versprachen Kredite, man musste aber vorauszahlen über Western Union, also ein Betrug wie er im Buche steht. Ich möchte nicht wissen wieviele da hereingefallen sind, die Dunkelzahlen sind sehr hoch. Wenn man schon soweit geht so zu betrügen wie kann man einem solchen Menschen noch vertrauen?

Keria
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Re: Opfer? - aus: Bye

Ungelesener Beitrag von Keria »

Ich zitiere mal aus dem andern Thread, da ich mich dazu äussern möchte, meine Äusserungen aber eher hierhin passen.
John Doe hat geschrieben: es kommt auch immer darauf an, mit welchen sprachlichen mitteln eine meinung vertreten wird. ich habe durchaus auch mit den abgründen der menschheit zu tun, aber ich ziehe andere schlüsse daraus. ich möchte, dass dies respektiert wird.
ich hatte auch schon manche schlaflose nächte wegen der diskussionen hier...
Genau das stört mich an der Diskussion hier auch. Gemäss der Argumetation von Flora und Akos hat jede hier, welche eine andere Sicht auf das Asylwesen hat, schlichtweg keine Ahnung. Die eigene Meinung wird immer wieder damit begründet, dass man selbst aufgrund eigener Erfahrung weiss, wie es eben ist und dass wir andern alle blöd sind, da wir die "Wahrheit" nicht erkennen.

Auch ich ziehe, wie JD, andere Schlüsse aus meiner Erfahrung, und ja, auch ich habe Erfahrung, sowohl berufliche im Asylverfahrensbereich wie auch persönliche aufgrund meines Lebens hier. Ich mag mich hier auf die Diskussion im Detail nicht einlassen, da mich diese absolute Art der Diskussion (ich weiss wie es ist, ihr andern seid entweder blind, habt keine Ahnung, keine Erfahrung etc.) nicht liegt.

Trotzdem möcht ich hier noch was loswerden.

Das ganze System ist ungerecht und hier wird gerade der Westen von vielen Menschen als absolut verlogen wahrgenommen. Ob etwas illegal ist oder nicht, bestimmt immer der Westen. Anscheinend ist es legal, Waffen zu produzieren (und daran als Staat viel Steuergeld zu verdienen), Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, ewig dauernde Patente für Medikamente zuzulassen, welche den Pharmakonzernen immense Profite bescheren (und der Schweiz gute Steuereinnahmen) und verhindern, dass billigere Medikamente Menschenleben retten, den eigenen Agrarsektor stark zu subentionieren und somit den afrikanischen Bauern den Zugang zum Markt zu erschweren oder gar mit Überproduktion und Dumping die lokalen Märkte kaputt zu machen. Es ist legal, Produkte in Europa zu verkaufen, welche durch Kinderarbeit hergestellt wurden. Es ist legal, dass alle Entwicklungshelfer in Europa bezahlt werden und somit hier keine Steuern bezahlen müssen, sondern Steuern in Europa bezahlen.

Hohe moralische Standards kann nur haben, welcher auch nach diesen lebt. Viele Leute finden nichts dabei, sich nicht an die Einwanderungsgesetze von Staaten zu halten, welche sich unfair auf dem globalen Markt verhalten, welche Waffen liefern in den Kongo, nach Angola, welche massive Steuereinnahmen haben von Multis, welche ihre Arbeitnehmer systematisch ausbeuten, Staaten, welche ihren Müll hierher schiffen, deklariert als Secondhandgood, jedoch hier direkt auf dem Müll landen.

Es ist einfach, von der Schweiz aus zu sagen, ihr sollt bleiben wo ihr seid, ihr habt doch dort auch ein gutes Leben, ohne fliessend Wasser zwar und ja, vielleicht stirbt mal eines eurer Kinder, da ihr euch die benötigten Medis nicht leisten könnt, oder an irgendwelchem Giftmüll, der hier deponiert wurde, aber bitte bleibt wo ihr seid, unser Boot ist voll. Ich weiss was du meinst, auch ich empfehle den ausreisewilligen Menschen hier, ihr angespartes Geld für die Reise besser in ein Business hier zu investieren. Doch es ist wie ein Witz, ich, die mehrmals im Jahr verreist, die im Wohlstand lebt, sage den andern, seid doch zufrieden, mit dem was ihr habt. Was für eine arrogante Sichtweise.

Ich sage nicht, dass das System es rechtfertigt kriminell zu sein. Aber ich als Profiteur von diesem System kann mich nicht aufs hohe Ross setzen und andere Menschen für ihr Tun verurteilen. So sehe ich das.

alte häsin
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Re: Opfer? - aus: Bye und anderes

Ungelesener Beitrag von alte häsin »

gerne unterstütze ich kibobo und keria in ihren aussagen, denn die ig binational ist nicht eine stelle, an der beraten wird, wie kriminelle sich ihr leben hier erleichtern können. sondern wie die schweizer und schweizerinnen ihr grund- und menschenrecht zu heiraten, und als familie zu leben, wahrnehmen können! sicher sind eheschwindler (auch schweizer/innen) nicht das, was jemand für sich selber wünscht, drogendealer (auch schweizer) keine wirklich erstrebenswerten ehepartner. ein asylsuchender oder ein sans papier ist noch nicht zum vornherein ein krimineller täter, so wenig wie jeder strassenverkehrssünder (dann wären wirs ja alle).

jedoch darf jedes individuum die wahl treffen, die er/sie will. das ist ja eben die freie schweiz, auf die wir alle so stolz sind. wenn aber plötzlich ganz viele beamte oder "rechtschaffene bürger" mir sagen wollen, was ich tun darf, was nicht – auf blossen verdacht hin, es sei etwas, das ihnen nicht passt – ja, dann sträuben sich mir die haare!

falls die tat eines kriminellen bewiesen ist, haben schon heute gerichte alle möglichkeiten, zusätzlich mit landesverweis zu bestrafen. allerdings stellt sich schon die frage, ob die gesellschaft die kriminellen nicht sogar verdient, die sich hat (meine jetzt nicht "kriminal-touristen"). warum soll ein junger typ, der hier gross geworden ist, ausgeschafft werden, wenn er hier delinquiert? falls er die strafe absitzt, ist er wieder ohne schuld, denn wir haben ja nicht das rachejustizsystem! es ist an uns, die strafe so zu gestalten, dass er /ev sie wieder anständig sein will/kann.
es ist ja auch typisch, dass bei grösstkriminellen, bonus-abzocker, steuerumgeher, börsenbetrüger, fabrikenaushöhler nicht verlangt wird, sie hätten die schweiz umgehend zu verlassen.

es sind zwei ellen, mit denen gemessen wird – aber die kleinen gehen natürlich lieber auch auf die kleinen los! "schein"invalide/arbeitsscheue/sozialschmarotzer gibts auch unter den schweizern, was die andern nicht entschuldigt, aber verlangt, dass genau hingeschaut und nicht nur stimmung verbreitet wird!

was die migrationsströme anbetrifft, so einfach wie sichs viele machen, ists leider nicht – wer hat die hunnen oder die germanen aufhalten können??
europa, der westen ist sehr wohl an der misere in afrika schuld durch ihre kolonial- und rassenpolitik – das fressen w i r heute aus! mit hohen mauern ändern wir wenig (pflästerlipolitik...). die globalisierung ist unaufhaltsam, fragt sich, ob wir westler sinnvolle lösungen bringen, die uns u n d den andern helfen.

PS
darf ich allen, die sich auf "die" ig binational berufen, die statuten schicken?
Redaktion
INFO · BINATIONAL
www.ig-binational.ch
der infoletter ist für mitglieder der IG Binational inbegriffen

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