Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Hast du im Zusammenhang mit deiner binationalen Partnerschaft / Familie etwas erlebt, das dich gefreut oder geärgert hat? Hier kannst du Dampf ablassen und deine Freude teilen.
kibobo
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von kibobo »

wenn ich deinen beschreibungen zuhöre, muss meine familie ja eine riesige ausnahme sein. klar hast du tendentiell recht, es gibt wohl viele wo es so ist. aber ich denke man kann durchaus auch im einzelfall entscheiden.

in unserer familie wars sogar schon umgedreht, dass sie uns (als wir dort waren) geld geliehen hatten (auch um mehrere ecken). und die älteren haben alle ein bankkonto zum sparen. problem dabei ist aber, dass das geld dort selbst auf internationalen banken nicht wirklich sicher ist. mein schwiegervater z.b. hat jede menge geld verloren, und er weiss auch wer das veranlasst hat. wenn die person zu mächtig ist, kann selbst er als studierter jurist nichts dagegen machen, ausser möglichst das maul zu halten. seither investiert er sein geld vor allem in land und tiere. geht einfach länger im ernstfall wieder zu flüssig-geld zu kommen.

mein mann würde nie jemandem geld leihen, ohne die feste abmachung es zurück zu erhalten. gerade wenn das geld für ein business ausgegeben wird ist seine meinung, dass es umso wichtiger ist, das geld zurück zu verlangen, weil es die leute unter druck setzt, gut zu wirtschaften und mit dem gewinn richtig umzugehen. z.b. bei einem laden zuerst wieder neue ware einzukaufen, statt den ganzen gewinn auszugeben und nachher wieder nichts zu haben für den ankauf und das business geht zugrunde.
wie auch immer, bis jetzt hat er vor allem davon geredet, probiert haben wirs noch nie.
soweit ich weiss findet er mikrokredite eine gute sache.
ansonsten ist seiner meinung nach vor allem die bildung und die erziehung der punkt nummer eins. hier setzt auch sein eigenes kleines projekt an, das er während seinem studium entwickelt hat. und was ganz ganz wichtig ist, die projekte sollen von innen kommen, und so weit wie möglich auch von innen getragen werden.

ich bin unabhängig von ihm gleicher meinung. aber er hat mit seiner ausbildung und erfahrung deutlich mehr ahnung als ich. als wir in uganda waren war er auch bei einer ngo angestellt um diverse projekte zu betreuen/kontrollieren und bedürfnisse für neue projekte abzuklären. er war der gefürchtetste mann des teams, weil er missstände (z.b. beim personal, einhaltung der arbeitszeiten/aufgaben oder im umgang mit geld) konsequent aufdeckte, statt sich in die irre führen zu lassen.

so, und jetzt will ich noch den artikel lesen.

liebe grüsse, kibobo

kibobo
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von kibobo »

hab jetzt den artikel kurz überflogen. mochte es nicht genauer lesen, als ich sah, wer da seine meinung kund tut. warum kommen in solchen artikeln nicht häufiger direkt afrikaner zu wort? es gibt genügende afrikaner, die qualifiziert sind, und ihr land und ihre pappenheimer tausend mal besser kennen, als ein weisser, auch wenn der vielleicht mehrere jahre dort war.

ich kenne das bisher vor allem vom roten kreuz. da entscheidet in der regel die nationale gesellschaft was sie warum tun will, und falls sie dabei hilfe von aussen benötigt, kann sie sich an die föderation wenden um spezifisch nach spezialisten oder finanzhilfe zu fragen.

kibobo
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von kibobo »

doch noch annähernd zum artikel:
ich finde man sollte nicht nur die entwicklungsHILFE von europa/usa an afrika anschauen, sondern vor allem auch die entwicklungsBREMSEN.

z.b. wenn tonnenweise "abfall"-pouletflügeli nach afrika transportiert werden, weil sie in europa keinen absatzmarkt haben. dort werden sie zu spottpreisen verkauft, und was hat der afrikanische hühnerfarmer davon?

oder die direkten nachkommen eines grossonkels von uns sollten eigentlich von der britischen regierung eine rente bekommen, weil der grossonkel im 2.weltkrieg für die briten gekämpft hatte. sie haben bis heute nichts gesehen, weil das geld an die regierung ausgezahlt wird, und diese es weiterverteilen sollte. sie sind bereits an die verantwortlichen personen gelangt und haben andere überweisungsmöglichkeiten diskutiert. die briten lehnen dies aber ab, obwohl sie erfahren haben, dass so ihr geld nicht ankommt und zahlen munter an die falsche adresse weiter!!

akos
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von akos »

@Entwicklungshilfe (oder bremse wie man will)
Entwicklungshilfe auf staatlicher Ebene ist noch mal ein ganz andere Thema als ein Projekt auf unabhängiger Ebene. In denselben Topf wie die staatliche Hilfe kann man meistens auch die religiösen Missionars-Hilfs-Projekte schmeissen. Ich finde man sollte das separat von Projekten auf privater Ebene/Initiative diskutieren.

@Renten
das passiert nicht nur Afrikanern (z.b. auch vielen Juden oder andern Migranten). Und eine Rente ist kein Projekt. Ist zwar unschön, hat aber mit dem Thema hier nichts zu tun.

Ich denke der Grossteil der Arbeit hat Afrika selbst zu leisten. Mit Mentalitätswandel. Wir sind im Hier und Jetzt und damit müssen wir arbeiten. Wir kaufen keine Sklaven mehr. Niemand heute kann etwas für das Vergangene dafür. Sich in der Opferrolle zu sehen, damit stellt sich der Afrikaner von alleine auf eine niedere Stufe. Darüber zu jammern, wie sie nun mit den Folgen von Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung leiden müssen bringt niemanden weiter. Wieviele Afrikaner gibt es tatsächlich, die einfach sagen: Hei, ich nehm mein Leben selbst in die Hand und mache etwas aus dem was ich habe! Das höchste was vielleicht einige tun ist von etwas zu träumen. Und dem nach zu trauern was sie NICHT haben.

@der Artikel
ich finde die Diskussion prinzipiell nicht schlecht.
Weshalb kommen keine Afrikaner/innen zu Wort?
Es ist wesentlich einfacher ÜBER jemanden zu entscheiden als MIT jemandem. Das erfordert Kommunikation. Und Kompromisse. Bei unseren grossen, kulturellen Unterschieden kann es durchaus möglich sein, dass da keine Kompromisse möglich sind. (seien wir ehrlich, fragen wir einen Afrikaner was er braucht: 99.99% wird antworten Geld. Der kleine Rest wird eine konkrete Vorstellung haben wie Schulbildung, einen Marktstand, etc.)
Ich sehe da auch ein Problem in der fehlenden afrikanischen Gemeinschaft. AFrika ist ein Kontinent. Keine Nation. Mein Mann wird hier reduziert auf den Afrikaner. Wie wenn er keine Nationalität mehr hätte. Er kann sich auch überhaupt nicht mit den drogen dealenden Nigerianern identifizieren. Es fällt ihm schwer die "eingeheirateten" Afrikaner zu verstehen. Und die andern "rechtschaffenen" Afrikaner hier kommen vielleicht aus Süd- oder Ostafrika. Was ganz anderes. Ich denke die Afrikaner möchten nicht "nur Afrikaner" sein. Sie möchten eine Nationalität haben. Sie möchten nicht über einen Kontinent, sondern über ihr Land sprechen.

Ich finde, Priorität in Projekten in AFrika hat, dass sie afrikanische und nicht "ausländische" Projekte sind. Das fängt bei der Idee und den Bedürfnissen an und hört bei den Fachkräften auf. Man sollte ihnen Möglichkeiten schaffen sich selbst zu entwickeln, nicht ihnen unsere Maske überziehen wollen. Leider passiert in Projekten aber genau letzteres.
Ich würde gerne, wenn ich die Möglichkeit hätte, mir Ideen von Afrikanern anhören und an einer Umsetzung arbeiten. Man muss nicht mal eine Idee haben. Man muss Möglichkeiten schaffen. Zugang zu Know-how. Starthilfen. "Monitoring" von projekten, etc.
Anstatt sie zu "fördern" mit Geld, Material, etc . sollte man lieber anfangen etwas von ihnen zu fordern. Z.b. würde Afrika ein freier markt viel mehr helfen als die Entwicklungsgelder.

John Doe
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von John Doe »

womit wir wieder bei den pouletflügeli sind....
das mit der opferrolle stimmt schon. allerdings gibt es auch viele afrikaner, die sehr wohl an ausbildung und arbeit denken. aber für eine ausbildung muss man auch mal zuerst das geld haben!! oder wie stellt ihr euch wissens- und technologietransfer denn vor ohne geld?? also ich kenne niemanden, der nur geld wollte und kein konkretes projekt damit hatte, aber vielleicht kenne ich da wieder mal die falschen individuen.
ich hatte leider noch nicht die gelegeheit, den artikel zu lesen. ÜBER afrika zu diskutieren statt MIT AFRIKANERN scheint mir tatsächlich nicht die lösung zu sein!
ich bin allerdings nicht der meinung, dass wir am heutigen zustand unschuldig sind! vielleicht wäre es in bezug auf entwicklungshilfe besser, wenn eine einzige grosse zahlung als "wiedergutmachung" für die kolonisationsschäden gemacht würde, in welcher form auch immer. und dann braucht es aber hopp gerechte handelsbeziehungen!!! ja, wir sind mitschuldig am heutigen zustand! wir sind nicht verantwortlich für die taten unserer vorfahren, aber für unsere eigenen sehr wohl. wir wollen möglichst billig einkaufen. ein grossteil unseres wohlstandes ist nur möglich, weil andere menschen, zum beispiel in afrika, für ihre arbeit (!) zuwenig lohn bekommen, um sich ein würdiges leben mit schulbildung für die kinder und gesundheitsvorsorge leisten zu können. und wir sind uns viel zu wenig bewusst, dass diese menschen faktisch unsere arbeitssklaven sind. sind wir bereit, nur noch produkte und dienstleistungen zu konsumieren, bei denen garantiert ist, dass auf ALLEN ebenen die kosten gedeckt und faire löhne bezahlt werden? nicht nur das havelaar-rösli zum 50ten geburtstag, sondern in allen lebensbereichen uneingeschränkt fair? essen, kleidung, haushalt, technologie...? welche einschränkungen sind wir bereit zu machen, dass es anderen besser geht? wenn sämtliche handelsbeziehungen fair wären, würde sich auch ein guter teil der "nötigen" "entwicklungs"hilfe erübrigen. und unsere projektlis wahrscheinlich auch. "die afrikaner" sind nämlich durchaus selber intelligent und ideenreich genug, um marktnischen zu finden und sich zu behaupten. und viele arbeiten extrem hart! welche europäerin steht schn um 4 uhr auf, um auf den markt zu gehen und dort den ganzen tag in der sonnenglut zu braten? oder der müllschlepper, der von früh bis spät unter der selben hitze von hand müll durch die stadt karrt. ich schreib jetzt mal nicht von der akademischen elite. und auch nicht von den vielen kleinbauern etc. manchmal nimmt's mich echt wunder, woher die klischees stammen.

mani matter hat dazu ein extrem gutes lied geschrieben:
"dene, wo's guet geit,
gieng's besser,
gieng's dene besser,
wo's weniger guet geit.
WAS ABER NID GEIT,
OHNI DASS'S DENE
WENIGER GUET GEIT,
WO'S GUET GEIT
!"

meditiert da mal!
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akos
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von akos »

:lol: bevor ich deinen post fertig las, kam mir mani matters lied in den sinn.
wir wären in der lage, handelsbeziehungen gerechter zu gestalten. wir würden nicht verhungern deshalb. aber wir hätten weniger geld übrig für Luxus. den neusten flachbildschirm fernseher mit pipapo, einen noch kleineren laptop mit noch stärkerem akku, kaviar :wink: , schon nur exotische früchte (aus entwicklungsländern) sind ein luxus. Wer überlegt sich heutzutage, wie lange ein Kind zur Schule gehen könnte in Ouagadougou für seinen neuen Flachbildschirm? Obwohl der bisherige noch voll funktionsfähig wäre.

John Doe
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von John Doe »

here you go ;) http://www.youtube.com/watch?v=MgawX-1anhM
das lied hat übrigens noch 2 andere strophen…
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John Doe
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von John Doe »

was haltet ihr denn von diesem projekt?
schulbau in einem dorf in kivu:

http://videoportal.sf.tv/video?id=424d2 ... adtmanualx
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akos
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von akos »

ja, er redet von Nachhaltigkeit. Wir werden in ein paar Jahren sehen, ob es nachhaltig war (das sieht man ja erst immer später).
Prinzipiell finde ich Schulen und Schulbildung nicht schlecht.
Allerdings ist dies das Todesurteil für die eigene Kultur. Ich habe dies bei meiner Arbeit sehr stark erlebt, weil es da auch um Wissensweitergabe ging.
Sobald die Kinder in die Schule gehen (was man ja als Fortschritt bezeichnet) macht die eigene Kultur einen riesigen Rückschritt. Auch die Schule an sich ist nicht afrikanisch. Es ist dann so, dass die Eltern allein zuhause sind und keine Unterstützung durch ihre Kinder bei der Arbeit haben. Gleichzeitig können sie ihnen aber auch nicht ihr Wissen weitervermitteln. Wer sagt denn eigentlich, dass das Schulwissen wertvoller ist als das traditionelle Wissen? Wieso will ein Jugendlicher nur noch weg vom Land, in die Stadt? Er hat ja nicht auf dem Feld mitgearbeitet und gelernt, was seine Eltern wissen. Es gibt aber auch keine "landwirtschaftliche" Ausbildung, wie bei uns zum Landwirt. Das einzige was das Kind dort kennt und lernt, ist das Schulwissen, lesen, schreiben und was man damit anfangen kann. Wer kommt da noch auf die Idee Bauer zu werden?
Ich würde es besser finden, wenn man Afrika darin unterstützen würde, ihr eigenes Wissen weiter zu entwickeln, als ihnen unser Wissens-, Denk- und Lebenssystem überzustülpen. Es kann nicht funktionieren, denn Afrika ist im Wesen total unterschiedlich. Und wie man sieht, ist ja z.b. Landflucht ein grosses Problem in Afrika. Das kommt nicht von den ungebildeten Landleuten, sondern daher, dass diese Menschen zugang zu einem anderen System haben, von dem man sie glauben macht, es sei besser als ihr bestehendes. Das ist doch übersetzt genau gleich als würde man sagen, wie zu kolonialzeiten, ihr seid unzivilisiert (=schlecht) und wir zivilisiert (=gut). Man ist eigentlich noch nicht viel weiter als damals.
Denn mal ganz ehrlich, was machen diese Kids nach der Grundschule? Es gibt ja keine Sekundarschule. Und später? Es gibt ja keine Lehrstellen. Und keine Universitäten. also kann man es doch gleich bleiben lassen und ihnen damit helfen, was sie schon haben: ein funktionierendes System, das sich weiterentwickeln kann, wenn man es fördert und fordert.

kibobo
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von kibobo »

ich kann nur staatlichen schulen in uganda sprechen. aber dort steht auf dem stundenplan ganz klar jede woche handarbeit (lokale fertigkeiten wie körbe flechten etc), garten-/feld-arbeit, heimatkunde und swaheli-unterricht (ok, swaheli ist auch nicht ihre richtige sprache und der unterricht findet ansonsten natürlich auf englisch statt. der sprachunterricht in der muttersprache fehlt also, ist aber in staatsschulen mit ihren grossen einzugsgebieten teilweise schwierig, weil die kinder an einer schule nicht alle die gleiche muttersprache haben). am nachmittag nach schulschluss um 15:00 uhr, bis offizielle verabschiedung gegen 17:00 uhr wäre eigentlich sport, kunst und kultur auf dem programm.

ja das steht alles auf dem stundenplan. der hängt stolz im büro des schulleiters.
leider wirds so nicht ausgeführt. die genannten fächer finden höchst selten wirklich statt, und die schule geht auch höchst selten bis 17:00 uhr.
ausser die gartenarbeit. die findet wenn nötig statt, weil die schule nämlich den reis und den mais selber braucht für die lehrer-mahlzeiten über mittag und zum verkaufen um das budget aufzubessern.

was ich sagen will: eine schule ohne die eigene kultur zu verlieren ist möglich. das wissen ist da, die pläne sind da, aber sie werden ungenügend umgesetzt.


lehrstellen: offiziell gibts das nicht, das stimmt. aber wer sich selbst einen lehrmeister sucht, hat durchaus chancen einen zu finden. unsere cousins haben so alle in ihren semesterferien einblicke in handwerkliche berufe erhalten, so dass sie notfalls auch darauf zurückgreifen könnten.

akos
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Re: Projekte im Land des Partners/projets au pays du partenaire

Ungelesener Beitrag von akos »

@kibobo
schon die Schule an sich ist eine entfremdung ihrer Kultur. Natürlich brauchts das, um diese Länder der restlichen Welt anzupassen (lesen und schreiben können schadet ja nicht).
Aber ich habe mich konkret mit dem Wissenstransfer dort beschäftigt. Die Leute kennen "lehren" und "lernen" gar nicht, Schulen sind total fremd. Fragt man die älteren Leute, so antworten die alle: Man muss arbeiten. D.h. es ist nicht nur, dass sie keine Zeit hätten, ihren Kindern ihr Wissen zu "erzählen" wie das in der Schule passiert. Es geht darum das Wissen zu "erleben".
aus der Sicht der Didaktik ist diese Lernmethode sogar nachhaltiger als in einer Schule Theorie zu büffeln. Weil man es nicht so schnell wieder vergisst.
Eine andere Sache ist was du erwähnst: längst wird der Lehrplan nicht immer eingehalten, die Lehrmethoden sind mehr als zweifelhaft (erziehung durch Schläge :roll: :evil: ) und nicht wenig Lehrkräfte machen diesen Job, weil es ihnen Spass macht, Autorität zu haben und die Kinder zu züchtigen. Ausserdem ist die mieserable Entlöhnung der staatlichen Lehrer auch kein Anreiz es anders zu machen.
Ich kritisiere im übrigen das Schulsystem auch hier bei uns. Ist es denn kindergerecht, ein 7jähriges Kind schon nur einen halben Tag lang zu zwingen auf einem Stuhl still zu sitzen? Lernen könnte ganz anders gestaltet werden (übrigens ohne Mehraufwand oder das Klassensystem aufzugeben, aber mit UMDENKEN, das ist das schwierigste).
Es fragt sich auch, wer den Lehrplan macht und die Inhalte festlegt. Haben die Alten (Eltern, Grosseltern) da ein Mitspracherecht als ungebildete Analphabeten oder wurde es mehr von der kleinen, gebildeten Schicht festgelegt?

Alphabetisierung finde ich gut (da waren übrigens auch die Alten in meinen Interviews einverstanden). Weil es eben auch ermöglicht Wissen festzuhalten und das Gedächtnis unterstützt (man kann etwas nachlesen, wenn man es vergessen hat). Aber lesen und schreiben lernt man bei uns in einem kleinen Bruchteil der Schulzeit, afrikanische Kinder sind da nicht weniger fähig das genauso schnell und gut zu lernen. Was passiert mit dem Rest der Zeit?

Bildung wird als wichtiger Punkt in der Entwicklungshilfe genannt. Ich bin da sehr skeptisch (eben, weil es meist darauf hinaus läuft, aus den Afrikanern kleine Europäer oder eben "durchschnittliche Weltbürger" zu machen). Es löst ihre Probleme nicht. (was kommt nach der Schulbildung?)
Ich finde es sinnvoller, sich jemanden zu suchen, der eine Idee hat (es gibt tatsächlich Afrikaner die selbst Ideen haben, wie sie ihre Situation verbessern können). Oftmals kann man da mit sehr wenig Hilfe viel bewirken (Starthilfe). Wenn es eine eigene Idee ist, dann wird sie auch sorgfältiger entwickelt und weitergeführt. Ihr kennt sicher den Satz: dieses Projekt ist wie ein Kind für mich. Das sagt man nur, wenn man sich wirklich damit identifizieren kann oder es eben eine eigene Idee/Traum ist. Das geht dann am ehesten in Richtung Mikrokredite.

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