Trauern

Hast du im Zusammenhang mit deiner binationalen Partnerschaft / Familie etwas erlebt, das dich gefreut oder geärgert hat? Hier kannst du Dampf ablassen und deine Freude teilen.
John Doe
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Trauern

Ungelesener Beitrag von John Doe »

Heute haben wir jemanden aus der Familie verloren. Leider können wir nicht an die Beerdigung in Afrika.
Wahrscheinlich werden diejenigen, die im Ausland sind, eine Veillée organisieren, mit Musik und Essen und Gebeten und Geld sammeln, um das dann zur Familie vor Ort zu schicken.
Welche Traditionen habt Ihr und Eure ausländischen Partner?
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
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"Mit oder ohne Kopftuch bin ich doch dieselbe." - Ni pute, ni soumise.
Ici et ailleurs - c'est la misère qui fait partir les gens.

Adwoa
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Re: Trauern

Ungelesener Beitrag von Adwoa »

Das tut mir sehr leid für euch!
Meine Schwiegermutter ist vor knapp 3 Wochen im Alter von 48 Jahren an Krebs( wurde letztes Jahr behandelt mit Chemo) gestorben. Es ging dann sehr schnell, am Samstag musste sie in den Spital, am Dienstag morgen kam die Nachricht, dass sie verstarb. Mein Mann und ich hatten 2 Tage lang geheult. Wir haben sofort einen Flug für meinen Mann gebucht. Das Glück war, dass er seine temporäre arbeit gleich beenden konnte und den Deutschkurs halt verschieben muss! So kann er nun wirklich 5 Wochen in Ghana bleiben, und alles für die Beerdigung vorbereiten und für seine 4 jüngeren Geschwister sorgen. In Ghana sind 4 Wochen Vorbereitung für eine Beerdigung nicht viel! Es wird ein riesiges Fest geben, grösser als eine Hochzeit. Das geht natürlich ans Ersparte, daher kann ich mir für mich den Flug nicht leisten, falls ich dies von der Arbeit her einrichten könnte. Das Fest wird mit viel Musik,tanzen, Essen und Trinken zelebriert, es dauert 2-3 Tage. Ich war auch schon an einer Beerdigung, daher kenne ich es ein wenig. überall werden Plakate aufgehängt mit Foto und Namen der verstorbenen und dem Funeral datum, damit ja alle Leute die sie irgendwie kannten kommen können.
Meinem Mann tut es sehr gut, dass er zusammen mit seiner Familie alles planen kann! Ich bin sehr froh darüber, hatte er die Möglichkeit zu gehen, auch wenn es sehr weh tat, dass er einen Tag zu spät in Accra ankam und sich von seiner Mutter nicht mehr verabschieden konnte!

kibobo
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Re: Trauern

Ungelesener Beitrag von kibobo »

Was ist denn los dieses Jahr? Die Grossmutter von meinem Mann ist auch diesen Frühling gestorben. Und er kam auch einen Tag zu spät an. :cry:
Sie hatte schon seit Wochen nach ihm gefragt, und war altersschwach im Spital. Aber irgendwie hatten wir es doch nicht so realisiert dass er sich noch mehr beeilen müsste. Er ist immer noch betroffen von ihrem Tod, weil er bei diesen Grosseltern immer seine Ferien verbrachte und von ihnen alles was er weiss über die Landesgeschichte, Mythen etc lernte. Aber er vermutet dass das nur ein Bruchteil von ihrem Wissen war, und nun ist es verloren.

Traditionen
Am Todestag: Der Verstorbene wird aufgebahrt, unter einem Tuch im Haus. Alle Bekannten die davon hören kommen vorbei, heben das Tuch um die Person ein letztes Mal zu sehen und zu verabschieden. Kondolenz an die Hinterbliebenen natürlich. Es werden Fotos herumgezeigt von der verstorbenen Person. Leider z.B. auch Fotos vom Unfallort, von der verletzten Person. Vor dem Haus machen die jungen Männer der Familie ein grosses Feuer und aus der ganzen Nachbarschaft werden Stühle zusammengetragen, so dass alle Trauernden im und vor dem Haus um das wärmende Feuer herum übernachten können.
An einem der darauffolgenden Tage: Trauerfeier je nach Religionszugehörigkeit. Beerdigung meistens in der Nähe der Häuser der Familien. Also fast jeder der ein Haus hat, hat einen Platz auf seinem Grundstück wo Ahnen begraben sind. Ich habe das Grab des Grossvaters von meinem Mann besucht. Direkt neben einer Ananaspflanze hinter dem Haus der Grosseltern. KEINE Kremierungen.

Bei der eigentlichen Beerdigung war ich nie dabei, aber einmal an einer Feuernacht. Wir hatten unser Restaurant direkt neben dem Haus einer betroffenen Familie, aus Respekt haben wir die Musik ganz leise gestellt. Die Fotos wollte ich nicht sehen, mir wurde es schon von der Beschreibung übel.

John Doe
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Re: Trauern

Ungelesener Beitrag von John Doe »

mein beileid euch beiden und euren familien!!
Schlafen ist eine Strategie gegen Hunger... :(
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Shannon
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Re: Trauern

Ungelesener Beitrag von Shannon »

J.D. das wusste ich ja gar nicht! Wieso hast du nichts gesagt? *umarm*

Mein Mann hat vor einem Jahr seinen Bruder verloren, es war ein sehr tragischer Unfall. Der wollte in Luanda ein Haus bauen und wartete auf den Lastwagen mit dem Rohmaterial. Und genau dieser Lastwagen hat ihn überfahren.

Meinem Mann ging es einige Tage sehr schlecht. Seiner Schwester auch, die in Paris wohnt. Sie lebte einige Jahre mit ihm in Paris, mein Mann hat ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Es gab dann auch ein Fest, die Kirche organisierte das hier. Es gab sehr viel zu Essen und es wurde auch Geld gesammelt, dass dann an die Mutter geschickt wurde.

Wir bekamen dann eine DVD mit der Zeremonie und ich schaute sie mir auch an. Es war irgendwie noch 'schön' also traurig schön. Da waren so viele Menschen, die Männer und Frauen sassen aber getrennt, damit die Frauen ungestört trauern und weinen konnten...sagte mein Mann. Doch plötzlich kam ein Bild direkt auf den Toten, man sah ihn im Sarg, ich bin so erschrocken. Dann kam eine spezielle Musik und meine Schwiegermutter weinte so sehr. Das sei eine Musik, die man nur spiele, wenn jemand gestorben ist. Man strich mit einer weissen Feder über den Sarg, es war ein sehr schöner, viele Blumen darum und ein Bild war auch noch dabei. Der Vater winkte von weitem nochmals in den Sarg, er weinte auch so sehr. Schliesslich weinte ich dann auch.

Danach gingen alle mit dem Sarg weiter und er wurde dort begraben. Also vorne war das Bild von ihm mit der Musik und dann der Sarg. Aber die Menschen tanzten, auch wenn sie weinten. Es war sehr berührend, aber trotzdem so feierlich, wie ich es noch nie erlebt habe. Es waren eigentlich auch alle mit etwas weissem bekleidet. Seine Schwester kam dann in die Schweiz zu dieser Feier und sie sah sich die DVD an. Und ich weiss noch, sie versuchte die Tränen zu unterdrücken und suchte ganz leise nach einem Taschentuch. Ich gab meinem Mann einen Schubs, das er sie trösten soll.

Es war wirklich alles sehr bewegend und auch interessant dies mitzuerleben. Hier geht man in eine, meistens kalte und trostlose Kirche und geht nachher zum Essen, was ich nie nie nie verstehen werde! Und schlussendlich geht es gar nicht mehr um den Verstorbenen, weil die meisten Gäste betrunken sind. ja, ist leider so...selber zweimal erlebt und mir geschworen nie nie nie mehr an einem Leichenschmaus teilzunehmen.

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